Justizvollzugsanstalt Auszug aus der Ulmer Höh'

Düsseldorf · Die Insassen der Justizvollzugsanstalt sind bereits im neuen Gefängnis in Ratingen, nun folgt das Inventar. Bis Ende des Monats soll die Anlage an der Ulmenstraße komplett leergeräumt sein. Danach folgt der Abriss. Ein Rundgang durch ein fast verlassenes Gefängnis.

JVA "Ulmer Höh'": Der Letzte macht das Licht aus
8 Bilder

JVA "Ulmer Höh'": Der Letzte macht das Licht aus

8 Bilder

Zu einem richtigen Frühstück hat die Zeit nicht gereicht: Die H-Milch steht noch auf dem Tisch, die Kaffeetasse ist halbleer stehengeblieben. Der Anblick, den eine der Zellen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ulmer Höh? bietet, gibt einen Eindruck davon, wie zügig der Transport der Gefängnisinsassen in den Morgenstunden des 3. Februar vonstatten ging. Binnen vier Stunden wurden 440 Inhaftierte zum neuen Gebäude an der Stadtgrenze nach Ratingen gebracht. Doch damit ist die Arbeit nicht vorbei. Bis Ende des Monats werden in der Ulmer Höh? weiter Kisten gepackt und Räume entrümpelt. Dann soll die alte JVA dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) besenrein übergeben werden.

Häftlinge räumen unter der Beobachtung von Justizvollzugsbeamten die Zellen aus und trennen Brauchbares von Unbrauchbarem. Welche Gegenstände den Weg nach Ratingen schaffen, zeigen Aufkleber: Inventar mit einem grünen Punkt wird weiterverwendet, Möbel mit einem roten Punkt werden vernichtet. Das System macht auch vor der verlassenen Gefängniskapelle nicht Halt. Der Altar wird nicht weiter genutzt, ebenso so wie Kerzenhalter und die Kanzel. Das bunte Kirchenfenster soll vor dem Abriss der Anstalt ausgebaut werden.

Auf den Fluren, über die einst RAF-Terroristen und der Serienmörder Peter Kürten geführt wurden, stapeln Häftlinge nun blaue Decken und dreckiges Geschirr. Die Teller und das Besteck werden in anderen Gefängnissen weiterverwendet. Gleiches gilt für die ausgebauten Schlösser. Die offenstehenden Türen geben den Blick frei in die Zellen. Dort hängen teilweise noch Poster von Fußballmannschaften und Pin-Ups. Im besonders gesicherten C-Trakt, im Gefangenenjargon "Terrortrakt" genannt, hat der letzte Insasse in einer Zelle ein paar schwarze Lederschuhe zurückgelassen. Sie stehen neben einem Schrank aus Beton.

Die letzten Tage in dem Gefängnis haben manche Insassen genutzt, um mit Kugelschreiber Nachrichten auf den Wänden zu hinterlassen: "2.3.10 bis 11.1.12; Auf Wiedersehen Düsseldorf! 28 Monate, jetzt nach Siegburg". Das Graffito endet mit einer Beleidigung der Beamten. Vor einigen Wochen wäre es entfernt worden und der Häftling hätte Sanktionen fürchten müssen, wäre er erwischt worden. Doch angesichts des bevorstehenden Abrisses bleibt es wie die anderen Kritzeleien stehen. Von der fast 120-jährigen Geschichte als Gefängnis-Standort wird schon bald nichts mehr zu sehen sein. Die Gebäude sollen komplett abgerissen werden. Auf dem Gelände der Ulmer Höh? sollen in den kommenden Jahren 500 Wohnungen entstehen.

(url/ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort