Düsseldorf Bahnlärm: Dirk Elbers ergreift die Initiative

Düsseldorf · Der OB lädt den Bundesverkehrsminister nach Düsseldorf ein. Der Brief geht auch an Bahnchef Rüdiger Grube und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Stadtoberhaupt reagiert auch auf Äußerungen von Thomas Jarzombek (CDU).

 Am Abend der Bundestagswahl demonstrierten Thomas Jarzombek (l.) und OB Dirk Elbers noch Gemeinsamkeit.

Am Abend der Bundestagswahl demonstrierten Thomas Jarzombek (l.) und OB Dirk Elbers noch Gemeinsamkeit.

Foto: end

Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) zieht das Thema Bahnlärm jetzt an sich. Er setzt sich bei Bundes- und Landesregierung sowie bei der Spitze der Bahn AG für mehr Lärmschutz entlang der Güterzugstrecke Rath-Eller ein. Im Schreiben an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der der RP vorliegt, heißt es: "Im Namen der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Bevölkerung in den betroffenen Stadtteilen möchte ich Sie dringend bitten, die weitere Entwicklung des Güterverkehrs auf dieser Strecke mit einer deutlichen Verbesserung des Lärmschutzes zu flankieren."

Düsseldorf: Bahnlärm: Dirk Elbers ergreift die Initiative
Foto: Thomas Busskamp

Er verkenne nicht, schreibt Elbers, dass der Bund Anstrengungen unternehme, das "rollende Material" der Bahn lärmtechnisch zu optimieren. "Angesichts der Dimension der Belastung im innerstädtischen Bereich "dürften diese Anstrengungen bei weitem nicht ausreichen. Bauliche Lärmschutzmaßnahmen entlang der Strecke sind meines Erachtens unverzichtbar."

Elbers hält schon heute die Lärmbelastung an der Strecke Rath-Eller für nicht mehr zumutbar. Die angekündigte Verdopplung der Verkehre im Rahmen der Route zwischen den belgisch-niederländischen (Betuwe-Linie) und den norditalienischen Häfen hat in den vergangenen beiden Wochen eine intensive Diskussion ausgelöst.

Das größte Problem aus Sicht der Bürger liegt darin, dass es keinen Automatismus für mehr Lärmschutz gibt — man ist auf den guten Willen der Bahn einer- und strengere politische Regelungen andererseits angewiesen. Elbers lädt deswegen am Ende seines Briefes Ram-sauer nach Düsseldorf ein, um ihm "die Betroffenheit der Landeshauptstadt vor Ort" verdeutlichen zu können. Gleichlautende Schreiben gingen gestern auch an Bahnchef Rüdiger Grube und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Elbers reagiert mit seinem Brief auch auf Kritik. So hatte sein Herausforderer Thomas Geisel (SPD) die Initiative des Oberbürgermeisters gefordert. Da hauptsächlich der Bund in der Pflicht ist, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek der RP, dass in Berlin niemandem die Knie zitterten, weil ein Bürgermeister vorhabe, einen Brief zu schreiben. An den genauen Wortlaut kann sich Jarzombek nun nicht mehr erinnern, Dirk Elbers jedenfalls ist "not amused". Er sagt: "Ich erwarte, dass sich die Bundestagsabgeordneten für unsere Bürger in Berlin einsetzen. Es wird sicher für Herrn Jarzombek, der in Berlin mit vielen anderen mitverhandelt, ein leichtes sein, den Bundesverkehrsminister nach Düsseldorf zu holen. Das erwarten von ihm auch die Bürgerinnen und Bürger."

Tatsächlich betont der gerade wiedergewählte Bundestagsabgeordnete, "dass jetzt die Bundespolitiker in der Pflicht sind". Nicht die Kommunen, sondern das Parlament müsse das Problem lösen. Insofern habe er Elbers nicht angreifen, sondern nur seine Nichtzuständigkeit klarmachen wollen. Das heiße aber auch, dass Düsseldorf keine Sonderrolle erwarten könne. "Das Lärmproblem haben viele andere Stadtoberhäupter auch." Am schlimmsten sei die Situation im Rheintal, wo zwischen 23 und 5 Uhr alle zwei bis drei Minuten ein Güterzug fahre.

Jarzombek, der bei den Koalitionsverhandlungen zum Thema Verkehr mit am Tisch sitzt, nennt die aktuellen Bausteine im Kampf gegen den Bahnlärm: So fallen für leise Züge niedrigere Trassenentgelte an als für laute. Bis 2020 sollen bei den bundesweit 180 000 Güterwaggons die metallenen Bremsklötze, die die Laufflächen der Räder lärmsteigernd aufrauen, gegen solche aus Kunststoff ersetzt werden. Dafür würden 300 Millionen Euro ausgegeben. "Das bringt eine Lärmreduzierung um zehn Dezibel, das ist der Effekt einer Lärmschutzwand", sagt der Politiker. Einige Tausend Wagen seien bereits umgerüstet. "Man kann darüber streiten, ob das nicht zu lange dauert, aber die Kapazitäten sind nicht so leicht zu finden." Ab 2020 sollten die alten Bremssysteme dann verboten werden, auch für ausländische Unternehmen auf deutschen Strecken. Darüber hinaus wolle er sich zusätzlich um Lärmschutzwände für Rath-Eller einsetzen, "aber da gibt es natürlich Verteilungskämpfe".

(RP)
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