Quartier Central Ärger um drei neue Hochhäuser

Düsseldorf · Statt großer Büroflächen werden im Quartier Central in Pempelfort rund 55 Meter hohe Wohntürme entstehen. Doch im Neubaugebiet gegenüber regt sich Unmut und Protest. Die dort bereits wohnenden Eigentümer und Mieter stört das Bauprojekt, sie klagen über fehlende Informationen.

 Insgesamt 390 Wohnungen sollen in den drei Hochhäusern im Quartier Central entstehen. Wo früher nur Büroriegel stehen sollten, haben sich die Pläne deutlich verändert.

Insgesamt 390 Wohnungen sollen in den drei Hochhäusern im Quartier Central entstehen. Wo früher nur Büroriegel stehen sollten, haben sich die Pläne deutlich verändert.

Foto: Pandion

Innerhalb des Stadtviertelprojekts Quartier Central ist es eine deutliche Kehrtwende in den Planungen. Im südlichen Bereich, direkt neben den Bahnlinien sollten eigentlich große Gebäuderiegel mit tausenden Büroflächen entstehen. Sie galten als Schallschutz zu den Zügen, außerdem sollten sie für Ruhe und Erholungsgefühl in den Parks und Promenaden innerhalb des neuen Stadtgebietes sorgen.

Der Wohnungsmangel in Düsseldorf und die gute Vermarktung von Wohnraum haben zum Umdenken geführt: Drei neue Hochhäuser mit Geschosswohnungsbau sollen statt Büroriegel entstehen. 18 Stockwerke, jedes Hochhaus etwa 55 Meter hoch — da regt sich nach Bekanntwerden der Pläne erster Unmut und Protest bei den bereits im Quartier Central lebenden Menschen.

Schallschutz?

Eigentümer und Mieter ärgern solche Wohntürme, die nicht geplant waren, als sie dort eine Wohnung kauften oder mieteten. Mieter, aber vor allem Eigentümer, die hohe Quadratmeterpreise für die Wohnungen gezahlt haben, sind verärgert. Auch deshalb, weil sie von Projektentwicklern, Baufirmen und Stadt nicht informiert worden sind.

"Ich wusste von Bürogebäuden, die geplant waren — aber an Informationen über die neuen Pläne fehlt es an allen Ecken und Enden", sagt Mark Barto, der im "Quartier Central" zur Miete wohnt. "Niemand sagt uns, was hier wirklich passiert. Nun sollen wir auf drei riesige Wohntürme gucken — da tun mir die Anwohner Leid, die hier gekauft haben." Barto zieht der Arbeit wegen bald um, ärgert sich aber trotzdem über den fehlenden Informationsfluss: "900 Euro warm zahle ich für 60 Quadratmeter, da darf man doch wenigstens frühzeitig erfahren, dass man einem 18-stöckige Bauten vors Fenster stellt."

Ähnlich sieht das Holger Schrimpf, ebenfalls Mieter. Zwar hat seine Wohnung die Fenster zur Straßenseite, gleichgültig sind ihm die Wohntürme trotzdem nicht. "Man wird von den Verantwortlichen ja gar nicht aufgeklärt", sagt er. "Ich bin Zeitungsleser und habe so von der Neuplanung erfahren. Außerdem frage ich mich, wie man die Wohnungen vermieten will, die zur Bahnseite liegen: Laute Züge und die vierspurige Schnellstraße. Da will doch niemand gerne wohnen."

Seine Nachbarin Brigitte Charlotte Heyer befürchtet, dass wenn die Nachfrage für die neu entstehenden Wohnungen nicht hoch genug ist, auch das soziale Gefälle sich verändert. "Der Bau der Hochhäuser ist als Thema überall präsent. In meinem Bekanntenkreis kamen auch schon Bedenken auf, dass sich vielleicht auch das Klientel der Bewohner ändern könnte", sagte sie. "Das würde die Wohnqualität in unseren Häusern mindern. Ob die Optik der Bauten mich stören wird, weiß ich nicht, da muss man abwarten. Ich glaube, die Schnellstraße stört mich grundsätzlich eher. Mein Fensterblick geht sowieso zur anderen Richtung raus."

Grund zum Ärger haben vor allem die Eigentümer der Wohnungen. Sie wurden von den Plänen zum Bau der Hochhäuser überrascht. "Ich wusste ja, dass dort etwas gebaut werden soll — auch zum Schallschutz", sagt Ruth Kempin, die mit ihrem Mann und Sohn seit 2007 in einer Eigentumswohnung lebt. "Aber von 55 Meter hohen Häusern war zuvor nie die Rede. Wir haben einen tollen Blick auf die Bahnstrecke, vor allem nachts, wenn die beleuchteten Züge vorbeifahren. Und nun sollen wir vor eine Wand gucken — das ist mehr als ärgerlich."

(RP)
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