Düsseldorfer Bahnunfall Beinahe-Katastrophe: Politiker fordern Nachrüstung der Bahn

Düsseldorf · Der schwere Unfall in Düsseldorf wirft Fragen nach der Sicherheit der Bahnübergänge in NRW auf.

Bahnunglück Düsseldorf 2012: Luftbilder der Schäden
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Verkehrsexperten fordern Konsequenzen aus dem schweren Unfall auf einem Bahnübergang in Düsseldorf-Eller. "Es kann nicht sein, dass die Sicherheitsdefizite an den Übergängen immer wieder fatale Folgen haben", sagte Jochen Ott, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag.

Die Bahn müsse jetzt damit beginnen, unsicherere Bahnübergänge nachzurüsten. "Dazu muss eine Priorisierungsliste aufgestellt werden", sagte Ott. An vielbefahrenen Strecken reichten Halbschranken als Sicherung nicht aus, betonte der SPD-Politiker. Bahnstrecken, über die Gefahrgüter transportiert würden, müssten so schnell wie möglich mit Vollschranken ausgestattet werden.

Keine automatische Warnung

Am Mittwochabend war auf einem mit Halbschranken gesicherten Bahnübergang im Düsseldorfer Stadtteil Eller ein Linienbus wegen eines technischen Defekts liegengeblieben. Kurz nachdem die drei Fahrgäste und der Fahrer ausgestiegen waren, hatten zwei Güterzüge den 18 Meter langen Gelenkbus zerrissen. Drei Loks und vier Waggons entgleisten. Die mit Propan und Butan gefüllten Kesselwagen blieben unversehrt. Auf der Hauptgüterzugstrecke zwischen Köln und dem Ruhrgebiet fahren täglich rund 200 Güterzüge durch Düsseldorfer Stadtgebiet. Im Bereich der Unfallstelle dürfen sie bis zu 80 km/h schnell sein. Derzeit gehe man von einem Schaden in "mindestens sechsstelliger Höhe" aus.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Bundespolizei sagte Bahnsprecher Dirk Pohlmann, bei einer Blockade der Gleise gebe es keine automatische Warnung an die Lokführer. Auch werde die Strecke nicht sofort gesperrt, wenn ein Bahnübergang nicht frei sei. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat die Ermittlungen zum Unfallhergang übernommen. Es gehe dabei auch um strafrechtliche Aspekte, hieß es bei der Bundespolizei.

ADAC will Analyse

Arndt Klocke, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Düsseldorfer Landtag, rief die Bahn auf, ihre Verantwortung für die Sicherheit ihrer Strecken in NRW ernst zu nehmen. "Im NRW-Koalitionsvertrag haben wir festgelegt, für alle 900 im Land noch nicht vollbeschrankten Bahnübergänge neue Schranken zu bauen", sagte Klocke. Dazu müsse die Bahn nun "zügig Mittel bereitstellen" und Planungsvorgänge beschleunigen. Der ADAC forderte eine Analyse des Unfallhergangs. "Die Bahn muss prüfen, ob der Übergang durch Videokameras besser gesichert werden kann", sagte eine Sprecherin.

Christof Rasche, Verkehrsexperte der FDP im Landtag, forderte die Landesregierung auf, die im Koalitionsvertrag angekündigte Nachrüstung der Bahnübergänge jetzt zügig umzusetzen. "Der Unfall von Düsseldorf zeigt, dass es eilt", sagte Rasche. Die Bahnstrecke bleibt mindestens bis zum Jahresende gesperrt. Durch den Unfall sind massive Schäden auch im Gleis- und Oberleitungsbereich entstanden.

(RP/top/csi)
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