Modebranche Berlin will Showrooms abwerben

Düsseldorf · Die IHK Berlin will die Showrooms und andere Betriebe der Modebranche von Düsseldorf an die Spree holen. Das geht aus einem Positionspapier hervor. "Das grenzt an eine Kriegserklärung", heißt es von der Düsseldorfer IHK. Auch Wirtschaftsförderer Uwe Kerkmann ist irritiert.

 Mode-Showroom an der Kaiserswerther Straße. Wirtschaftsförderungschef Uwe Kerkmann sagt zum Abwerbeversuch Berlins: „Das zeigt doch eigentlich nur, dass wir hier etwas richtig machen und Berlin falsch.“

Mode-Showroom an der Kaiserswerther Straße. Wirtschaftsförderungschef Uwe Kerkmann sagt zum Abwerbeversuch Berlins: „Das zeigt doch eigentlich nur, dass wir hier etwas richtig machen und Berlin falsch.“

Foto: Bretz, Andreas

In Berlin wächst offenbar die Begierde nach Düsseldorfs Modebranche. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) der Bundeshauptstadt hat ein Positionspapier zur Zukunft der Kreativ-Branchen der Stadt aufgelegt. In dem Kapitel zum Thema Modewirtschaft heißt es unter Chancen wörtlich, es sei das Ziel, "nach Festigung und Etablierung bestehender Formate das mittelmodische Segment aus Düsseldorf nach Berlin zu ziehen". Das bedeute auch, Anreize zu schaffen, "damit Showrooms von Düsseldorf nach Berlin wechseln".

In Düsseldorf sorgt das Positionspapier bei vielen Verantwortlichen für Unmut. "So etwas schwarz auf weiß als IHK zu formulieren, grenzt an eine Kriegserklärung", sagt Ulrich Biedendorf, Geschäftsführer der Düsseldorfer IHK und zuständig für Handel und Dienstleistungen. Solche Maßnahmen gingen über das übliche Maß der Wirtschaftsförderung hinaus. Die Düsseldorfer IHK gehe nicht so weit. Gleichzeitig warnt er: "Wenn eine Stadt wie Berlin unsere Showrooms abwerben will, dann muss man das ernst nehmen."

Uwe Kerkmann, Leiter der Wirtschaftsförderung im Düsseldorfer Rathaus: "Das Vorgehen Berlins, uns die Showrooms abwerben zu wollen, ist volkswirtschaftlich völliger Unsinn. Anstelle anderen Standorten in Deutschland Konkurrenz zu machen, sollte Berlin lieber im Ausland akquirieren." Kerkmann versucht zu beruhigen. "Wir in Düsseldorf brauchen uns um die Showrooms keine Sorgen zu machen. Düsseldorf ist regional ein bedeutender Markt. Einfach eine These in ein Positionspapier zu schreiben, das ist nicht der Weg einer erfolgreichen Abwerbung", so Kerkmann. Die Investitionen von Gerry Weber und anderen in ihre Showrooms in Düsseldorf unterstrichen die wachsende Attraktivität der NRW-Landeshauptstadt.

"Man merkt, dass Berlin das Thema Mode in jeder Form fest verankern will", sagt Igedo-Chef Philipp Kronen. "Und man kann sich vorstellen, dass es dort auch jede Menge spannende und geeignete Immobilien gibt." Allerdings sei in die Düsseldorfer Showrooms eine Menge Geld investiert worden, nicht selten mehrere hunderttausend Euro: "Dieses Geld muss nun erst einmal wieder verdient werden." Mittelfristig sei damit der Showroom-Standort Düsseldorf gesichert, sagt Kronen. Doch das Interesse der Berliner zeige, dass man sich darauf keinesfalls ausruhen dürfe, sondern sich weiter um die Mode-Szene in der Stadt bemühen müsse. "Nichts hält ewig, wenn man nichts dafür tut."

Der Chef des Fashion Square Düsseldorf, Hans-Jürgen Wiethoff, verweist auf die guten Strukturen der Branche in der Landeshauptstadt. "Dass Berlin sich um die Showrooms bemüht, ist legitim", sagt er: "Aber hier haben die Showrooms das richtige Umfeld, auch mit den verschiedenen Ordermessen. Die Geschäfte werden nun einmal in Düsseldorf gemacht."

Konkrete Abwerbeversuche

Wie konkret die Abwerbeversuche Berlins in Düsseldorf sind, zeigt das Beispiel von Harald Thomas, Leiter des Fashion Design Instituts. Hier werden junge Menschen zu Modeschöpfern gemacht. Für den jährlichen German Fashion Design Award in Düsseldorf sucht Thomas nach einem Unterstützer, der 35 000 Euro investiert. Der Preis sei wichtig für den Modestandort. "Doch bei der Stadt Düsseldorf komme ich nicht weiter. Vom Rathaus gibt es keine Unterstützung", sagt Thomas. Kommt kein Geld, werde der Preis 2014 ausfallen müssen. "Von der Stadt Berlin kam bereits 2011 das Angebot, die Veranstaltung und den Preis dorthin zu verlagern", sagt Thomas. Der Mode-Experte aber will in Düsseldorf bleiben und winkte ab.

In Berlin werden die Verantwortlichen offenbar nicht gern auf das Positionspapier mit den Düsseldorf-Zeilen angesprochen. "Das soll kein Frontalangriff von uns auf Düsseldorf sein", sagt ein Berliner IHK-Sprecher. Aber die Städte stünden halt in Sachen Mode in einem harten Wettbewerb, sagte er.

(RP/jco)
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