Düsseldorf Brauchtum darf auf Finanzhilfe hoffen

Düsseldorf · Schützen und Karnevalisten haben auf ihre finanziellen Probleme hingewiesen, in die sie durch steigende Auflagen für Kirmes und Rosenmontagszug gerieten. Elbers, Grüne und FDP meinen, über Unterstützung müsse man reden.

 Die Umzüge im Karneval locken viele hunderttausend Menschen in die Stadt – und die geben dort eine Menge Geld aus.

Die Umzüge im Karneval locken viele hunderttausend Menschen in die Stadt – und die geben dort eine Menge Geld aus.

Foto: Andreas Endermann

Der gemeinsame Vorstoß von Schützen und Karnevalisten, mit der Stadt über finanzielle Hilfe reden zu müssen, stößt in der Politik auf Verständnis. Oberbürgermeister Dirk Elbers, derzeit in Shanghai, gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post: "Wir sollten über die Sorgen der Schützen und Karnevalisten reden und uns anhören, wo der Schuh drückt. Das Brauchtum ist mir wichtig, es spielt in der Außendarstellung der Stadt eine große Rolle und ist mit dafür verantwortlich, dass sich die Menschen hier wohlfühlen."

Der Oberbürgermeister machte zwar klar, dass es Dauerzuschüsse mit ihm nicht geben werde, ist aber offenbar nicht abgeneigt, über gezielte Hilfen zu sprechen. Elbers: "Aber ich will, dass die Beteiligten dann alle Karten offen auf den Tisch legen und ihre Finanzlage erklären." Elbers weiß, dass es vor allem um die extrem gestiegenen Kosten für Sicherheitsauflagen bei der Kirmes und beim Rosenmontagszug geht. Es fallen sechsstellige Beträge an, mit denen sowohl die Schützen wie auch die Narren an ihre Grenzen stoßen.

Die Schützen haben eigens eine privatrechtliche Gesellschaft gegründet, weil mögliche Haftungen den Vorstand ruinieren könnten, die Karnevalisten verlangen bei den Fußgruppen im Zoch künftig ein Mitgeh-Geld von 25 Euro pro Kopf und sind auf der verzweifelten Suche nach neuen Geldquellen. Auch bei der FDP ist der Hilferuf des Brauchtums auf offene Ohren gestoßen. Manfred Neuenhaus, Fraktions-Chef der Liberalen im Rat, ist mit Elbers einig in der Ablehnung eines regelmäßigen Zuschusses, der automatisch und ohne Zweckbindung gezahlt wird. Aber auch er schlägt Gespräche vor, in denen man erklärt, wo und warum die Kosten explodiert sind. Neuenhaus: "Bei Problemen, bei denen weder die Schützen noch die Karnevalisten eine Verantwortung tragen, sollten wir über Hilfe reden." Er erinnert an die regelmäßigen Zuschüsse der Stadt, die in den 1990er Jahren gestrichen wurden, und meint: "Das hat dem Karneval gut getan, weil man sich disziplinieren und wirtschaften musste." Dies habe man mit Erfolg getan, wie man heute sieht.

Auch die Grünen scheinen gewillt, über eine Finanzspritze zu sprechen. Ihr Fraktionsvorsitzender Norbert Czerwinski trifft mit seiner Einschätzung exakt die des Oberbürgermeisters und des FDP-Fraktions-Chefs: Man müsse Gespräche führen und vor allem über die Kosten der erhöhten Sicherheitsauflagen sprechen. Eine — wie früher — automatisch und pauschal gezahlte Unterstützung lehnt der Grüne ab, sondern will eine zweckgebundene Hilfe.

Für die Karnevalisten hatte sich Prinzen-Club-Präsident Jobsi Driessen für Unterstützung der Stadt ausgesprochen, der Sprecher der Schützen war Lothar Inden, dessen Verein die Große Kirmes am Rhein organisiert. Beide betonten in der Talkshow "Alt ohne Filter" (Ausstrahlung heute Abend, 20 Uhr, center.tv), dass sie immerhin Millionen Menschen in die Stadt holen, die hier viel Geld lassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort