Lifestyle-Haus im Kö-Bogen Breuninger setzt auf Düsseldorf

Willy Oergel, der Chef des Stuttgarter Unternehmens, eröffnet im Oktober im Kö-Bogen ein Lifestyle-Haus mit besonderem Konzept. Mit Blick auf Mitbewerber hält er sich zum Konzept aber noch bedeckt.

 Willy Oergel ist seit September 2012 Vorsitzender der Unternehmensleitung der E. Breuninger GmbH in Stuttgart.

Willy Oergel ist seit September 2012 Vorsitzender der Unternehmensleitung der E. Breuninger GmbH in Stuttgart.

Foto: dpa, Franziska Kraufmann

Mit 60 Jahren denken viele schon an ihren Ruhestand. Willy Oergel startete noch mal durch: Vor 105 Tagen wurde er Vorsitzender der Unternehmensleitung bei Breuninger - dem Haus, bei dem er seit fast 29 Jahren arbeitet.

"Ich bin auch seit 32 Jahren mit derselben Frau glücklich verheiratet", sagt Oergel. Loyalität und Bodenhaftung, Offenheit fürs Neue und besonnener Wagemut - das zeichnet nicht nur ihn aus, auch das Haus, das er leitet: Es nennt sich "Fashion- und Lifestyle-Unternehmen" und ist in diesem Bereich eines der führenden in Deutschland.

Oergels Ziel ist, klare Nummer eins zu werden. Düsseldorf, wo Breuninger im Oktober in einem der beiden Libeskind-Bauten im Kö-Bogen sein elftes Haus in Deutschland eröffnet, ist dabei eine wichtige Etappe. Für Breuninger ist es eine Rückkehr: Bis 2006 war Breuninger mit dem Bekleidungshaus Heinemann schon einmal an der Königsallee vertreten. Doch mit 2000 Quadratmetern war die Fläche für das Breuninger-Konzept zu klein.

Jetzt sind es fast achtmal so viel in der besten Lage, die die NRW-Landeshauptstadt derzeit zu bieten hat. "Düsseldorf ist besonders, und wir werden ein besonderes Einkaufserlebnis bieten", sagt Oergel. Etwa 300 Vollzeitstellen sollen entstehen, die Rekrutierung auf der Führungsebene ist abgeschlossen.

Aber welche Marken ins Sortiment kommen, wie man sich optisch präsentieren will, selbst die Frage, ob Breuninger-Standards wie der hauseigene Friseur nach Düsseldorf übertragen werden - zu Details der Strategie schweigt Oergel beharrlich. Zum einen, weil vieles noch nicht feststeht.

Vor allem aber, weil die Mitbewerber höchst aufmerksam jede Neuigkeit verfolgen. Die Nervosität ist groß, der Markt angespannt. Nach starken Zuwächsen in 2010 und 2011 verzeichnete der Handel im Segment Textil, Schuhe und Lederwaren 2012 nur ein Wachstum von 0,8 Prozent. Mit 1,5 Prozent lag Breuninger deutlich darüber. Das soll auch so bleiben: "Wir wollen uns besser schlagen, als der Markt sich entwickelt", sagt Oergel.

Doch die Konkurrenz wächst. Allein am Stammsitz Stuttgart und der Region entstehen in den nächsten Jahren 150 000 Quadratmeter neue Einzelhandelsfläche, ähnlich ist es an anderen Breuninger-Standorten. Zudem wird der Einkauf im Internet immer beliebter. "Wir befinden uns in einem immer stärkeren Verdrängungswettbewerb", sagt Oergel.

Er ist überzeugt, dass nur starke Marken das Rennen machen werden. "Breuninger hat gute Chancen, denn wir haben einen klaren Plan." Dazu gehört Expansion. Zum einen im Internet, aber auch räumlich: Neben Düsseldorf will Breuninger auch in München, Frankfurt und Hamburg Häuser eröffnen. Die Suche nach geeigneten Immobilien läuft. Die Kriterien sind klar umrissen: 1a-Lage, mindestens 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche und exzellente Architektur.

An anderer Stelle stoßen die Expansionspläne an Grenzen: Das Dorotheen-Quartier, das Breuninger in Nachbarschaft zum Stammhaus in der Stuttgarter City bauen will, musste nach Kritik aus der Politik reduziert werden. In Sindelfingen, wo das Einkaufszentrum Breuningerland steht, wurde der von der Stadt bereits genehmigte Bauvorbescheid für eine Erweiterung vom Regierungspräsidium als rechtswidrig eingestuft. Oergel will nun Klärung vor Gericht: "Wir können doch nicht akzeptieren, dass wir im Bestand bleiben müssen, während um uns herum gebaut wird."

Umso wichtiger ist der prominente Auftritt in Düsseldorf - in Architektur von Daniel Libeskind, an exponierter Stelle in einer kaufkräftigen Stadt. Den bewährten Mix aus Modemarken aus dem mittleren und dem hochwertigen Segment wird es dort geben. Auch die hauseigene Confiserie ist für Düsseldorf vorgesehen. Ebenso Gastronomie - mit welchem Konzept, ist noch offen. Ähnlich wie einst mit der Linie "Karl" von Karl Lagerfeld soll für das Düsseldorfer Haus eine starke Marke kreiert werden, "die es so nicht gibt". Mehr könne er auch dazu nicht sagen, bedauert Oergel.

Dass das Thema Schuhe eine große Rolle spielen wird, steht fest, nicht aber, ob es eine 2000-Quadratmeter-Abteilung nur für Damen und mit Edelmarken wie in Stuttgart gibt. An erster Stelle steht für Oergel "das emotionale Erlebnis für den Kunden". Dazu gehören die Vorteile der Breuninger-Karte, die das Unternehmen bereits in den 1950ern eingeführt hat: Mit ihr können Kunden Ware zum entspannten Anprobieren bis zu zehn Tage mit nach Hause nehmen. Oder in das Breuninger-Zelt auf der Kirmes in Stuttgart gehen - wo nicht hochprozentige Bierseligkeit, sondern familiengerechte Atmosphäre herrscht.

Den Ärger um die Neugestaltung des Weihnachtsmarkts auf dem Schadowplatz in Düsseldorf kann Oergel nicht nachvollziehen. Breuninger sei zwar bald Nachbar, aber nicht dafür verantwortlich. "Wir haben nur den Kontakt zu der international tätigen Agentur Liganova hergestellt." Die Umsetzung liege bei der Stadttochter Düsseldorf Marketing & Tourismus (DMT). Die hätte das Konzept sicherlich offensiver kommunizieren können. "Auf jeden Fall sollte man aber die Chance nutzen, den Weihnachtsmarkt dort, wo ein solch fantastisches Gebäude entsteht, aufzuwerten."

(rl)
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