Düsseldorf Cadman macht Architektur lebendig

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Marc Kömmerling schafft lebendige Animationen großer Bauprojekte. Er erstellte den Werbefilm für den Kö-Bogen.

 Der Düsseldorfer Architekt Marc Kömmerling schafft Animationen und Marketingkonzepte für große Projekte wie den Kö-Bogen.

Der Düsseldorfer Architekt Marc Kömmerling schafft Animationen und Marketingkonzepte für große Projekte wie den Kö-Bogen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Libeskind-Bauten kannten die Düsseldorfer, lange bevor sie aus der tiefen Baugrube in die Höhe wuchsen, durch Ansichten aus ihrer Tageszeitung. Möglich machten das bunte Simulationen, "Abfallprodukte" eines animierten Films, in dem ein Schmetterling auf die neuen Gebäude zufliegt. Er lässt den Tunnel, der hier schon den Tausendfüßler ersetzt hat und in den Autos einfahren, unter und hinter sich, dann sieht man aus halber Höhe Flaneure den Hofgarten und Kunden das Shopping-Erlebnis in den Libeskind-Bauten genießen.

Eine schöne Einkaufswelt wird da inszeniert, die Lust auf die neue Innenstadt machen soll — und das auch schafft, wie die vielen Neugierigen an der Baustelle immer wieder zeigen. Hinter dem aufwändig hergestellten Film steckt der Düsseldorfer Marc Kömmerling mit seiner Firma Cadman, der in der Branche des Architektur-Marketings international eine Ausnahmestellung genießt.

"Die Welt giert nach Erklärungen", sagt der Architekt. Seitdem Animationen mehr sind als Dienstleistungen für Hollywood-Produktionen, reichen die zweidimensionalen Pläne aus Architekturbüros den meisten Geldgebern und Stadtplanern nicht mehr. Vor allem die Entwickler von Großprojekten haben erkannt, dass sie ihre Vorhaben besser finanziert und vermarktet bekommen, wenn den Entscheidern konkret vor Augen steht, wie ihre Bauten einmal aussehen werden. Dieses Bedürfnis stillt Kömmerling in der Nische zwischen Architekten, Entwicklern und Maklern seit nunmehr 15 Jahren auf immer perfektere Weise: technisch, kreativ und zunehmend mit kompletten Marketingkonzepten.

Wie so oft spielten erstes Interesse, der Zufall und günstige Umstände bei der Entwicklung der Geschäftsidee eine gemeinsame Rolle. "Ich habe an der Fachhochschule Braunschweig Architektur studiert und bin mit 25 Jahren zufällig an das Thema CAD gekommen", berichtet Kömmerling (47). Die Anfänge des digitalen Zeichnens zogen den Examenskandidaten in ihren Bann, bald hatte er noch vor dem Professor selbst ein solches Gerät und arbeitete mit den neuen Programmen des computerunterstützten Entwerfens, was CAD übersetzt bedeutet. Prompte Folge: Nach dem Studium erhielt Kömmerling 1996 einen Lehrauftrag und unterrichtete digitale Foto- und Bildbearbeitung an der FH Düsseldorf. Am Lehrstuhl für Baukonstruktion an der Uni Wuppertal war Kömmerling dann noch Dozent für CAD, gründete aber bereits 1998 die Firma Cadman.

An seinen ersten Film erinnert er sich gut. "Das war der Umbau der Provinzial am Kirchplatz für die WestLB durch das Büro Lindner." Dann rief Uwe Schmitz an (u.a. Heine-Gärten, Andreasquartier) und buchte Kömmerling für die Darstellung der Lenbach-Gärten in München. "Viele Menschen haben damit Probleme, sich einen Plan in der räumlichen Umsetzung vorzustellen", ist die Erfahrung des Planers.

Das Berufsfeld des Architektur-Marketings entwickelte sich Kömmerling selbst, und ebenso unkonventionell läuft die Personalentwicklung, denn es gibt keinen Studiengang, bei dem sich das Sujet erlernen ließe. "Der Bedarf ist riesig, aber ich bekomme nicht mal eben Leute", sagt der Düsseldorfer. Im Gegenteil: "Bei Cadman arbeiten Designer, Architekten, Ungelernte, Nerds, Freaks." 85 Angestellte zählt die Firma mittlerweile in Düsseldorf und Dortmund. Allein 30 Experten sind für die 3D-Programmierung zuständig, fünf für die Textur — dahinter verbirgt sich die Kunst, den Filmen die klinische Kälte zu nehmen und ihnen Leben einzuhauchen, etwa durch Bodenwellen auf der Straße, Lichtreflexe auf dem Wasser, eine kleine Verunreinigung an einer Fassade.

Die Aufträge kommen aus dem ganzen Bundesgebiet, das Überseequartier und das Arial des Spiegels in Hamburg entstanden an den Cadman-Bildschirmen ebenso neu wie der Taunus Tower in Frankfurt. Dort ließ Kömmerling sogar eine Drohne kreisen, um das Bankenviertel perfekt animieren zu können. Und für die Gebrüder Heinemann, die auf Handelsstraßen in Flughäfen spezialisiert sind, baute er jetzt den Airport von Los Angeles am PC nach — natürlich dem Konzept der Deutschen folgend, die sich mit dem Film um die Vergabe der Handelsimmobilien bewerben.

Die Marketingideen unterliegen Moden. Der dozierende Sprecher aus dem Off ist mittlerweile in Rente geschickt worden, heute werden Immobilien über Emotionen und witzige Einfälle der Story attraktiviert. Deswegen donnert "In the air tonight" von Phil Collins aus den Lautsprechern oder aber "Skyfall" von Adele zu einer Heldengeschichte, die mit reichlich Augenzwinkern erzählt wird.

(RP)
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