Fotos Demo in Düsseldorf: Das fordern Beschäftigte von Land und Kommunen
Lina Steimann, Simon Kauven und Gerrit Fischer (v.l.) hatten einen Platz auf dem umgebauten Karnevalswagen ergattert. Sie arbeiten für IT-NRW und das statistische Landesamt, der zentralen IT-Schnittstelle für alle Behörden und Ämter in NRW. "Wir demonstrieren, weil die Perspektiven für uns Azubis alles andere als rosig sind", sagt Lina Steimann. Zwar wurde sie kürzlich übernommen, doch eine Garantie, dass Simon Kauven und Gerrit Fischer nach ihrer Lehre auch einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen, gibt es nicht.
Mit einer kompletten Hundertschaft kam die Kreisgruppe der Polizei aus Dortmund zu der Demo. Kreisgruppenvorsitzender Peter Bauch-Schmidt (links) sagte: "Alle Kollegen haben sich für heute Urlaub genommen. Wir unterstützen die Tarifbeschäftigten, weil wir die Gehaltsdiskrepanzen unfair finden. Aber auch wir Beamten haben schon genug Gehaltseinschnitte hingenommen."
Ebenfalls aus Dortmund kam Hauptbrandmeister Frank Schmidt-Leshoff (links) mit seinen Kollegen. Er sagte: "Weniger Urlaubstage und weniger Weihnachtsgeld - das wollen wir nicht mehr mitmachen."
Peter Hertlein von der Polizei in Düren kam mit 33 Kollegen nach Düsseldorf, erinnerte sich noch an die letzte große Demo, an der er teilnahm: "Das war vor zwei Jahren, genau hier, an gleicher Stelle. Damals hat es geschneit. Bei so einem Wetter wie heute macht das Demonstrieren sogar Spaß, auch wenn das Thema ernst ist."
Sie wollen einen wichtigen Beruf ausüben, die Krankenpflegeschüler aus Düsseldorf. Auch sie haben mitdemonstriert, weil sie ihre Arbeitsbedingungen untragbar finden. Am meisten stört sie aber folgendes: "Viele Azubis bei uns haben keine Perspektive. Da wird lieber aus dem Ausland Personal eingestellt, anstatt die gut ausgebildeten Fachkräfte zu übernehmen. Allein im März konnten von 40 fertigen Azubis kein einziger übernommen werden", sagte Sandra Kim (2.v.l.).
Eine große Gruppe der Demonstranten kam auch von der GEW, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Vor allem angestellte Lehrer beteiligten sich an dem Demo-Zug in Richtung Landtag.
Nicolas Schmölders, Johanna Weck, Carina Gerkowski, Anne Papenfuß und Niklas Finger (v.l.) machen eine Ausbildung zum Physiotherapeuten in Düsseldorf: "Wir sind heute hier, weil wir uns Sorgen um unsere Zukunft machen. Wir finden, wir lernen einen wichtigen Beruf, aber das, was wir mal dafür bekommen sollen, ist zu wenig", sagte Nicolas Schmölders. Für die Fünf war es die erste Demo überhaupt: "Ich hätte nicht gedacht, dass bei einer Demo so eine gute Stimmung herrscht. Ich dachte die Leute waren aufgebrachter, aber alle sind gut gelaunt. Das muss wohl am Wetter liegen", sagte Johanna Weck.
"Wir machen die gleiche Arbeit, aber für erheblich weniger Geld", sagte Marita Böddeker (rechts). Die Lehrerin aus Augustdorf an der Lippe ist nicht verbeamtet, sondern nur in einem Angestelltenverhältnis. "Der Unterschied macht pro Monat einige hundert Euro aus", sagte ihre Kollegin Christiane Rein (links).
Auch Uta Sippel, Arne Glock und Lynne Sanders sind angestellte Lehrer. Sie kommen aus Frechen, um sich an der Demonstration zu beteiligen: "Wir haben die selben Abschlüsse wie unsere verbeamteten Kollegen und trotzdem bekommen wir viel weniger Gehalt. Das darf nicht sein", sagte Lynne Sanders.
Sie sind sauer, und daher demonstrieren sie: Gitta Klinkhammer, Alexandra Thier, Caroline Bergner und Marion Klipsch (v.l.) unterrichten zwar an unterschiedlichen Schulen, doch zur Demo kamen sie gemeinsam: "Ich würde gerne wissen wie die SPD es mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, dass sie sich gerne 'gleiche Arbeit, gleiche Löhne' auf die Fahnen schreibt, aber sich an unserer Situation nichts ändert", sagt Gitta Klinkhammer. Auch sie ist angestellte Lehrerin und verdient monatlich einige hundert Euro weniger als ihre Kollegen. "Auf die Lebensarbeitszeit hochgerechnet kommt ein Einkommensunterschied von 260.000 Euro zusammen. Das ist nicht nur unfair, das ist untragbar", sagte Alexandra Thier.
Sie hatten einen echten "Logenplatz" auf dem umgebauten Karnevalswagen, der das optische Highlight der Demo war. Sabine Möller, Corinna Horstmann und Sylke Wolferts (v.l.) sind Regierungsbeschäftigte bei der Polizei: "Wir fühlen uns genug gerupft. Dass man jetzt auch noch unsere Urlaubstage kürzen will, hat das Fass zum Überlaufen gebracht", sagte Sabine Möller.
"Hände weg von unserem Urlaub", sagte Albert Flock aus Bonn, der dort an der Universität beschäftigt ist.
Hunderte Polizisten demonstrieren mit der Gewerkschaft der Polizei vor dem Landtag. Am Mittwochvormittag starteten sie ihren Demo-Zug gemeinsam mit Verdi und der GEW vor dem DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße.
Martin Volkenrath ist Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft der Polizei. In den letzten fünf Tagen hat er gemeinsam mit der Wandmalergruppe Farbtiefe den Karnevalswagen der KG "Närrische Schmetterlinge" umgebaut: "Das ist jetzt unser gewerkschaftlicher Aktionswagen - und natürlich ein richtiger Hingucker", so Volkenrath. Er freute sich auch über das Wetter: "Petrus ist heute ein guter Gewerkschafter."
Ein Menschenmeer zog über die Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Landtag, wo noch bis zum Nachmittag die Demonstration weiterging. Bei den Demos nahmen laut Polizei rund 15.000 Menschen teil.
Diese Feuerwehrmänner kamen gemeinsam mit 150 weiteren Beamten und Angestellten aus Bielefeld und Paderborn zur Demo: "Wir üben einen gefährlichen Beruf aus und wollen dafür entsprechend entlohnt werden", sagten die Feuerwehrmänner übereinstimmend.
Cetin Hüseyin unterrichtet islamische Religionslehre in Duisburg: "Ich bekomme nicht den gleichen Lohn wie meine Kollegen, obwohl wir die gleichen Arbeitszeiten haben. Das finde ich ungerecht."
Martina Kranke ist Verdi-Geschäftsführerin in Bielefeld und Paderborn: "Wir wollen hier ein deutliches Signal an die Tarifrunde senden. Daher freue ich mich, dass hier heute so viele Menschen teilnehmen."
Horst Pütter, Horst Vojnar, Helmut Poschadel und Bernhard Koch (v.l.) sind schon pensioniert, nahmen aber trotzdem an der Demo teil: "Ich habe über 36 Jahre bei der Polizei gearbeitet. Ich finde, dass dem heutigen Nachwuchs in unseren Reihen auch eine gute Perspektive geboten werden muss", sagte Horst Vojnar. "Wir hätten auch zu Hause auf der Couch bleiben können, aber die Verbundenheit zu den Kollegen ist auch nach dem Ende der Dienstzeit ungebrochen. Daher sind wir heute hier", sagte Horst Pütter.
Hauptkommissar Friedhelm Giebels kam gemeinsam mit seinem Panzerknacker "Michel" zur Demo extra aus Düren: "Geld für Bildung und Sicherheit ist nicht da, aber den Banken schieben wir immer mehr Gelder zu. Das kann nicht sein."