Interview mit Chocolatier Heinemann Der Schoko-Zauberer

Der Chocolatier Heinz-Richard Heinemann über Handwerksarbeit, Expansionsgrenzen und die Liebe der Japaner zu grünen Heinemann-Tüten.

 Alles Handarbeit: Heinz-Richard Heinemann bei der Herstellung kleiner Köstlichkeiten.

Alles Handarbeit: Heinz-Richard Heinemann bei der Herstellung kleiner Köstlichkeiten.

Foto: RP-Foto: Andreas Bretz

In der Vorweihnachtszeit hat Konditor Heinz-Richard Heinemann mächtig viel zu tun. Zehnmal so viele Geschenke-Pakete wie gewöhnlich verschickt sein Unternehmen derzeit. Trotzdem fand er Zeit für einen Redaktionsbesuch bei der Rheinischen Post. Die Werbung schreit "Geiz ist geil''. Sie schaffen es trotzdem Qualitätsprodukte ohne Kampfpreise auf den Markt zu bringen.

Heinemann Zum Glück ist das so. Aber genau das ist auch die Chance für das Handwerk. Qualitätsarbeit wird honoriert. Und den Spruch fand ich sowieso schon immer blöd.

Wie viel Handarbeit gibt's denn noch bei Heinemann?

Heinemann Genauso viel, wie eine kleine Konditorei machen muss. Wir sind eine Manufaktur. Das unterscheidet uns ja von den Industriebetrieben mit Massenfertigung. Unsere Käsestange wird immer noch einzeln geschnitten und ausgestochen. Wir sind authentisch. Das ist die Philosophie unseres Unternehmens und die Grenze für Expansionspläne.

Also keine weiteren Standorte außer Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Neuss, Gladbach und München?

Heinemann Nein, wir werden höchstens einige Standorte optimieren. Wir sind eine Marke aus dem Rheinland. Wir sind lieber ein großer Fisch in einem kleinen Teich als umgekehrt.

Wie viele Mitarbeiter braucht Heinemann im Weihnachtsgeschäft?

Heinemann Derzeit arbeiten über 100 Mitarbeiter in unserer Backstube. Das Weihnachtsgeschäft läuft gut, wir produzieren täglich alles frisch. Wir können nicht vorproduzieren.

Wie viele Geschenkpäckchen gehen denn raus?

Heinemann Mit Zahlen haben wir's nicht so. Im Dezember fünfstellig.

Sie haben neun Geschäfte. Wo läuft's am besten?

Heinemann Die Düsseldorfer Standorte laufen traditionell sehr gut. Da ist ein großer Bedarf.

Sie legen Wert auf Traditionen. Sind die Rezepte noch dieselben wie früher?

Heinemann Ich würde sagen, dass wir zu 70 Prozent die Original-Rezepte von 1932 gebrauchen. Wir machen den Kuchen immer noch so, wie mein Vater ihn gemacht hat.

Nächstes Jahr wird die Konditorei 75 Jahre alt. Ein großes Jubiläumsfest?

Heinemann Nein, diese Selbstbeweihräucherung brauche ich nicht. Es wird keine Hochglanz-Broschüre geben, in der drin steht, was wir Tolles gemacht haben. Wir werden uns zurückbesinnen und beliebte Produkte von früher ausgraben und zum Jubiläumspreis anbieten.

Zum Beispiel?

Heinemann (lacht) Der Eisbecher "Gletscherkuss" kam gut an. Danach haben unsere Kunden jüngst in einer Umfrage auch wieder gefragt.

Und der Altersschnitt in Ihren Cafés?

Heinemann Unsere Zielgruppe ist 35 plus. Dazu stehe ich. Die älteren Kunden sind gute Umsatzbringer und treue Kunden.

In Ihren Geschäften in Düsseldorf sieht man auffallend viele Japaner.

Heinemann Die kaufen nur zwei Dinge. Champagnertrüffel und Baumkuchen. Unsere grüne Tüte ist noch beliebter als die Produkte.

Dabei sieht die immer gleich aus.

Heinemann Ja, seit 1980. Viele Designer würden die am liebsten umgestalten. Aber das machen wir nicht. Die Tüte bleibt, wie sie ist.

Viele Promis mögen Heinemann-Produkte. Welcher hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?

Heinemann Das war sicher der Papst, den ich dieses Jahr treffen durfte.

Eine Frage zum Schluss. Welches Ihrer eigenen Produkte mögen Sie nicht?

Heinemann Andersherum. Was ich am liebsten mag, Schweizer Brunsli, eine Marzipan-Schokolade-Kombination. Ich selbst stehe nicht so auf Lebkuchen.

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