Spuren der Düsseldorfer Geschichte Die Schlacht bei Worringen

Düsseldorf · Versteckt zwischen Burgplatz und St. Lambertus erinnert seit 1988 das "Stadterhebungsmonument" von Bert Gerresheim an den Aufstieg Düsseldorfs zur Handelsmetropole am Rhein. Erkämpft wurde er von Kölner Bürgern und bergischen Bauern in einer der blutigsten Schlachten des Mittelalters.

 Nachgestellt mit Zinn-Soldaten: So könnte sie ausgesehen haben, die Schlacht bei Worringen. Nach diesem Gemetzel entstand die Stadt namens Düsseldorf.

Nachgestellt mit Zinn-Soldaten: So könnte sie ausgesehen haben, die Schlacht bei Worringen. Nach diesem Gemetzel entstand die Stadt namens Düsseldorf.

Foto: Seybert, Gerhard

Am Morgen des 5. Juni 1288 denkt kein Mensch an Düsseldorf. Um kurz vor 9 Uhr liest der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg seinem Heer die Messe, vergibt ihm vorsorglich alle Sünden, die es an diesem Tag begehen wird, und verkündet bereits den Sieg: "Hört, Ihr Herren überall, uns ist großes Glück am heutigen Tag zuteil geworden; denn der Walfisch, den ich erbeutet habe, das ist der Herzog von Brabant." Dann steigt der Erzbischof in den Sattel und reitet zur Schlacht. Nördlich von Köln treffen die Heere aufeinander.

 Ob sie wirklich so ausgesehen haben, ist nicht mehr ganz sicher. Aber die Panzerreiter waren damals eine fürchterliche Waffe.

Ob sie wirklich so ausgesehen haben, ist nicht mehr ganz sicher. Aber die Panzerreiter waren damals eine fürchterliche Waffe.

Foto: Seybert, Gerhard

Johann von Brabant ist der Popstar unter den Warlords seiner Zeit. Es geht an diesem Morgen auf der Fühlinger Heide bei Worringen um weit mehr als ein befestigtes Fischerdorf von der Größe eines Campingplatzes. Es geht um die Macht am Rhein und die Entscheidung in einem zermürbenden Krieg, in den Herzog Jan (so nennen ihn die Brabanter) sich von seinem Verbündeten Adolf V. von Berg hat acht Jahre zuvor freudig hineinziehen lassen.

Gegen den Kölner Erzbischof

Im Jahr 1280 sieht der Graf von Berg seine Felle schwimmen: Er hat das Herzogtum Limburg geerbt, doch der Graf von Geldern und sein alter Feind, der Kölner Erzbischof, machen es ihm streitig. Sechs Jahre zuvor hat Siegfried von Westerburg verhindert, dass Graf Adolf seinen Bruder Konrad I. auf den Stuhl des Erzbischofs setzt und stattdessen selbst die Macht im Bistum übernommen. Adolf V. erkennt seine Chance: Das limburgische Erbe, auf das er keine Aussicht hat, tritt er an Johann von Brabant ab — um dann mit ihm in den Krieg gegen den Erzbischof und Geldern zu ziehen.

Die Schlacht vom 5. Juni 1288 soll endlich die Entscheidung bringen. Doch die Verbündeten Brabant und Berg sitzen scheinbar in der Falle: Sie stehen mit dem Rücken zum Rhein und der erzbischöflichen Festung Worringen, als der Erzbischof um 11 Uhr mit einem Heer von 40 000 Mann auf dem Schlachtfeld eintrifft. Die brabantisch-bergische Koalitions-Armee umfasst nicht einmal 15 000 Mann. Eher aus Verzweiflung als aus Kalkül hat Graf Adolf bergische Bauern mitgebracht; ob und wie viele Düsseldorfer unter ihnen sind, lässt sich nicht sagen.

Mit der Koalitions-Armee haben sich Kölner Bürger-Milizen verbündet, die für die Freiheit ihrer Stadt gegen den Kölner Erzbischof zu Felde ziehen. Sechs Stunden dauert die Schlacht, 6000 Tote liegen anschließend auf dem Feld, und gegen jede Wahrscheinlichkeit sind es die Kölner Milizen und bergischen Bauern, die den Sieg für Berg und Brabant erkämpfen. Während die Ritter vor allem auf Gefangene und Lösegeld aus sind, erschlagen die Bauern und Bürger aus Todesangst alles, was auf einem Pferd sitzt und eine Rüstung trägt. Die Kölner Miliz ist eigentlich längst besiegt, als sie sich neu formiert und im Laufe des Nachmittags mit den bergischen Bauern in die Schlacht zurückkehrt.

Der Legende nach soll der Mönch Walter Dodde, von dem bis heute nichts als sein Name bekannt ist, die bergischen Bauern mit dem Ruf "Hya, Berge romerijke" zu einem bis dahin beispiellosen Gemetzel antreiben. Mehr als 1000 Panzerreiter des Erzbischofs werden von Knüppeln, Dreschflegeln, Sensen, Hammern und Äxten erschlagen. Es dauert angeblich sechs Tage, bis die bis zur Unkenntlichkeit Verstümmelten begraben sind. Der Graf von Geldern und der Kölner Erzbischof geraten in Gefangenschaft. Den Erzbischof kerkert Graf Adolf auf Schloss Burg bei Solingen ein.

Der Düsseldorfer Lokalpatriotismus will gerne glauben, Graf Adolf V. und seine Gemahlin Elisabeth von Geldern hatten Düsseldorf am 15. August 1288 aus Dankbarkeit für die Beteiligung an der Schlacht bei Worringen zur Stadt erhoben. Tatsächlich ergriff Graf Adolf wohl vor allem die günstige Gelegenheit, seine Grafschaft zu befestigen und wenigstens ein Stück des Rheins und damit des Handels auf dem Fluss unter seine Kontrolle zu bringen. Bis 1288 hatten dies sowohl der Kölner Erzbischof als auch die Stadt Köln immer wieder verhindert. Nun war der Erzbischof sein Gefangener, die Kölner Bürger aber seine Verbündeten.

Wie eilig es Graf Adolf hatte, seiner frisch gewonnenen Macht Dauer zu verleihen, zeigt auch der Umstand, dass er bereits am 5. September 1288 die reiche Kirche St. Lambertus mit dem Segen von Papst Nikolaus IV. in einen Kanonikerstift umwandelt. Vom Hochmittelalter bis zur Erhebung von St. Lambertus in den Rang einer Basilika im Jahr 1974 durch Papst Paul VI. verbindet Düsseldorf seitdem ein geistiges Band mit Rom. Im Denkmal von Bert Gerresheim sind St. Lambertus und der Petersdom in Rom die beiden einzigen erkennbaren Gebäude.

Was das Denkmal nicht zeigt, ist das weitere Schicksal Graf Adolfs: Erzbischof Siegfried von Westerburg kauft sich nach einem Jahr aus der Gefangenschaft frei und verbringt den Rest seines Lebens damit, seine verlorene Güter zurückzugewinnen. Und sich zu rächen. 1292 ist er wieder oben auf, krönt in Aachen einen deutschen König — und nimmt im gleichen Jahr nun Adolf V. von Berg gefangen. Der Sieger der Schlacht der von Worringen stirbt 1296 in der Haft des Erzbischofs.

(RP)
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