Neuer Bildband Die wilden Zeiten im Ratinger Hof

Eine Halle mit Neonlicht, eng, laut, verqualmt. Für die aufkeimende Punkszene war der Ratinger Hof in der Altstadt eine Offenbarung. Mitte der 70er Jahre, umgeben von Hippies oder Spießern, fand eine kleine Gruppe dort eine Nische für ihre Musik.

Ratinger Hof: Ein Bildband über die besten Zeiten
17 Bilder

Ratinger Hof: Ein Bildband über die besten Zeiten

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Zahlreiche Legenden ranken sich um das eingeschossige Gebäude auf der Ratinger Straße, "dieses eigentlich doch als nichts weiter als ein Drecksloch zu bezeichnendes rheinisches Unikum von Kneipe", schreibt Peter Hein, Sänger der Band Fehlfarben in dem jetzt erschienen Buch "Ratinger Hof. Fotos und Geschichten" über den Laden. Ralf Zeigermann, der heute als Grafiker und Autor in London lebt, hat seine damaligen Weggefährten aus dem Hof kontaktiert und Bilder und Berichte der Protagonisten zusammengetragen. Das daraus entstandene Buch lässt diejenigen, die dabei gewesen sind, in Erinnerungen schwelgen und auch diejenigen in Wehmut verfallen, die gerne dabei gewesen wären.

Carmen Knoebel, die Kunstmanagerin und Frau des Künstlers Imi Knoebel, hatte Mitte der 70er Jahre den Laden in der Altstadt gemeinsam mit Ingrid Kohlhöfer übernommen. Er war damals eine Hippiekneipe. Sie entfernten Räucherstäbchen- und Flokatischick, so dass Landeiern der Hof wie "das gelobte Land vorkam", schreibt Thomas Schwebel in seinem Beitrag. Er reiste fast täglich aus Solingen an und spielte in Bands wie S.Y.P.H, Mittagspause und später Fehlfarben. "Der Hof, eine schmale Halle, mit Neonlicht, Spiegeln, rappelvoll, laut, verqualmt, eng, und sofort fühlten wir uns heimisch."

Für ein paar Jahre wurde der Ratinger Hof das Mekka für eine moderne Musikszene in Deutschland. Zahlreiche Bands fanden hier zusammen, Krupps, Deutsch Amerikanische Freundschaft oder ZK, die Vorgängerband der Toten Hosen. Daneben hingen junge Maler aus der Kunstakademie wie Jörg Immendorff und Sigmar Polke an der Theke ab. Doch irgendwann war auch der Punk im Mainstream angekommen. Der Ratinger Hof war eine Touristenattraktion geworden.

Über diesen Abgesang berichtet Peter Hein ebenso treffend wie über die Anfänge: "Und wie alles mal endet, endete das eben auch, und die Arschlöcher kamen rein und machten sich breit." Der Original-Hof steht heute nicht mehr. Er wurde abgerissen, an gleicher Stelle ein neues Haus gebaut. "Doch das ist nur ein Haus ohne eine Geschichte", schreibt Hein.

"Ratinger Hof. Fotos und Geschichten", herausgegeben von Ralf Zeigermann, 168 Seiten, 44 Euro. ISBN: 978-3-931775-13-1

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