Düsseldorf Düsseldorf fehlt ein klares Image

Düsseldorf · Bei einer Podiumsdiskussion des Marketing-Clubs sprachen Experten über die geplante neue Dachmarke für die Stadt. Jürgen Schröder von McKinsey kritisierte, deren Qualitäten seien andernorts kaum bekannt. Stadtsprecherin Natalia Fedossenko will das Profil Düsseldorfs schärfen.

 Bei der Diskussion in der Tonhalle dabei (v.l.): Uwe Kerkmann, Jürgen Schröder, Christian Mommertz, Natalia Fedossenko, Torsten Kausch, Dirk Krüssenberg.

Bei der Diskussion in der Tonhalle dabei (v.l.): Uwe Kerkmann, Jürgen Schröder, Christian Mommertz, Natalia Fedossenko, Torsten Kausch, Dirk Krüssenberg.

Foto: Paul Esser

Nobel und arrogant, aber auch weltoffen und voller Lebensfreude. Messestadt, Sportstadt, Modestadt. Ein Blick auf die Wahrnehmung Düsseldorfs ergibt alles andere als ein klares Bild. Um das zu ändern, hat die Stadt die Agentur BBDO beauftragt, eine Dachmarke für die Stadt zu entwickeln. Das Thema sorgt für Zündstoff, SPD und Gründe verabschiedeten sich vor einigen Wochen aus dem Beirat zur Begleitung der neuen Dachmarke. Nun hat sich der Düsseldorfer McKinsey-Mann Jürgen Schröder klar für den Marken-Plan ausgesprochen. Dem aktuellen Image der Stadt stellt er kein gutes Zeugnis aus: "Man muss sich fragen, wofür Düsseldorf eigentlich steht", sagte er bei einer Diskussion zu dem Thema in der Tonhalle. "Eingeladen hatte der Marketing-Club Düsseldorf.

400 Mitarbeiter hat sein Unternehmen aktuell in der Landeshauptstadt. Und 300 weitere, sagte Schröder, hätte er gerne. Das Problem: McKinsey stellt den neu angeworbenen Uni-Absolventen — jedes Jahr sind es 250 — frei, an welchem Standort sie ihr Büro beziehen wollen. "Und die meisten wollen in andere Städte", so Schröder. Das liege keineswegs daran, dass die Stadt nicht mit weit beliebteren Orten wie Berlin oder München konkurrieren könne. "Düsseldorf hat so viel zu bieten, das ist Weltklasse. Die Lebensqualität, die Infrastruktur, die günstige Lage und die effiziente Stadtverwaltung", so Schröder: "Aber das wissen diejenigen nicht, die nicht von hier stammen."

Das soll sich ändern, finden auch die Verantwortlichen in der Verwaltung. Rathaus-Kommunikations-Chefin Natalia Fedossenko betonte bei der Veranstaltung noch einmal die Bedeutung der Pläne. Städte seien heute Marken, die miteinander konkurrieren — um Einwohner, um Unternehmen, um Events. "Deshalb braucht Düsseldorf ein klares Profil." Dazu gehöre eine gemeinsame Strategie der verschiedenen Akteure und eine Reduktion auf ein klares Profil: "Vielfalt ist gut, kann aber auch konturlos sein." Noch weiter ging der Hamburger Stadtmarketingmanager Thorsten Kausch, der über die Hürden sprach, die man nehmen muss, wenn ein solches Konzept umgesetzt werden soll. Jedes städtische Haus müsse dazu die gleichen Markenbotschaften senden.

Christian Mommertz von der Agentur BBDO, die die Marke entwickeln soll, sagte, die Stadt stehe heute für viele Identitäten: "Es gibt viel Ich, aber es fehlt ein Wir." Auch verwies er darauf, dass andere Städte auf Ikonen wie die Freiheitsstatue oder Frauenkirche verweisen können, die eine Außenwirkung und Symbolkraft weit über die eigene Geschichte hinaus haben und so als Bild für die Stadt stünden. "So etwas fehlt Düsseldorf."

Wie sehr das Thema die Stadt beschäftigt, machte der große Andrang bei der Veranstaltung deutlich. Vertreter aller Branchen wollten wissen, wie Düsseldorf zu einer einprägsamen Marke werden kann. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Sicher ist aber, so Natalia Fedossenko, dass man sich auf Kernaussagen wird fokussieren müssen: "Wenn die Dachmarke gelebt werden soll, muss sie von vielen getragen werden."

(RP)
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