Am 15. November 1903 gründete Otto Frenzel seine Senffabrik Düsseldorfer Löwensenf: 100 scharfe Jahre

Düsseldorf (dto). Senfkörner, Branntweinessig, Wasser und Speisesalz. Nur vier Zutaten braucht es, um den scharfen Gelben aus Düsseldorf herzustellen, der zu den bekanntesten Produkten der Region zählt und inzwischen europaweit verkauft wird. Doch das exakte Rezept für Löwensenf ist ein wohlgehütetes Geheimnis, das auch nach 100 Jahren nicht verraten wird.

Düsseldorfer Löwensenf im Wandel der Zeit
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Düsseldorfer Löwensenf im Wandel der Zeit

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Foto: alle Fotos: Develey

Erfunden wurde der berühmte Scharfmacher allerdings nicht in Düsseldorf, sondern in Frankreich: Am 15. November 1903, also vor genau 100 Jahren, gründeten Otto und Frieda Frenzel in Metz im Elsass die "Erste lothringische Senf- und Essigfabrik". Ihre Spezialität war ein scharfer Senf, der als "Löwensenf" international bekannt werden sollte. Nach Düsseldorf kam der Löwensenf erst 1920, als das Ehepaar Frenzel mit seiner Firma an den Rhein umzog. Damals wie heute hatte Düsseldorf den Ruf einer Senfmetropole, schließlich wurde hier bereits 1726 die erste deutsche Senffabrik gegründet. Deren ABB-Senf wird auch heute noch in Düsseldorfs Brauhäusern zu Wurst und Fleisch gereicht und in einem urigen Lädchen in der Mertensgasse in Keramiktöpfchen verkauft. Auf eine vergleichbare jahrhundertealte Senftradition kann in Europa neben Düsseldorf nur Dijon zurückblicken.

Heute gibt es den berühmten Löwensenf in mehreren Geschmacksrichtungen — von scharf bis mild: Extra, Medium, Bayerisch-Süß, Sherry, Honig-Dill, Pfeffer Mix und sogar als "Rouladen Traum". Auch Senfcrèmes gehören inzwischen zur Produktpalette, zum Beispiel eine Senfcrème mit Sauerrahm oder eine pikante Variante mit Gürkchen und Paprika. Der Klassiker der Firma ist und bleibt aber der "Löwensenf Extra", der in Deutschland mit großem Abstand der meistverkaufte scharfe Senf ist. Die Marke "Original Düsseldorfer Löwensenf" hat im Laufe der Jahre einen derartigen Bekanntheitsgrad erreicht, dass sie neben Produktnamen wie "Montblanc", "Tempo" oder dem "Porsche 911" vor 15 Jahren in den erlauchten Kreis der "Deutschen Standards" aufgenommen wurde.

Doch wer im Supermarkt nach einem Glas Löwensenf greift, wird überrascht feststellen, dass der Beiname "Düsseldorfer" vom Etikett verschwunden ist: Der berühmteste Scharmacher der Rheinmetropole heißt nicht mehr "Düsseldorfer Löwensenf", sondern einfach nur noch "Löwensenf". Volker Leonhardi, für Marketing in Sachen Senf zuständig, erklärt: "In Düsseldorf hat die Marke eine gewisse Eigenständigkeit, aber sobald man sich etwas weiter aus der Region entfernt, ist das nicht mehr so. Für Verbraucher außerhalb des Rheinlands hat der Zusatz 'Düsseldorf' kaum Relevanz." Deshalb wurde aus marketingstrategischen Gesichtspunkten entschieden, nicht länger die Herkunft des Produkts hervorzuheben. Leonardi: "Wir wollen Löwensenf nicht als lokale, sondern als globale Marke positionieren." Eine Rolle mag dabei gespielt haben, dass die Düsseldorfer Löwensenf GmbH inzwischen einen bayerischen Besitzer hat: Die Münchener Firma Develey, selbst ein Familienunternehmen mit jahrhundertelanger Tradition in der Senfproduktion, hat sie 2001 übernommen. Develey selbst stellt den "Original Münchner Weißwurst Senf" her und ist in Bayern Marktführer. Dem Unternehmen gehört auch die vor allem in Ostdeutschland stark vertretene Senf-Firma Bautzner.

Produziert wird der Löwensenf aber nach wie vor in Düsseldorf. Als Otto Frenzel 1920 an den Rhein zog, ließ er sich auf einem Gelände an der Himmelgeisterstraße nieder. Heute sitzt die Düsseldorfer Löwensenf GmbH mit Produktion und Verwaltung am Kieshecker Weg gleich neben dem Flughafen. Von hier aus wird der Löwensenf nicht nur ins gesamte Bundesgebiet geliefert, inzwischen hat der Scharfe aus Düsseldorf auch europaweit eine große Fangemeinde: Löwensenf gibt's zum Beispiel in Spanien, den Niederlanden oder Belgien. Einige Kunden werden sogar bis in die USA beliefert.

Von MARITA INGENHOVEN

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