Niedrigste Quote in NRW Düsseldorfer melden sich selten krank

Düsseldorf · Der Stand der Krankmeldungen bleibt in der Landeshauptstadt stabil. Die Quote ist mit 3,2 Prozent die niedrigste in NRW. Psychische Erkrankungen sind zweithäufigster Grund für Fehltage bei der Arbeit.

Niedrigste Quote in NRW: Düsseldorfer melden sich selten krank
Foto: DRK/DPA/RADOWKSI

Im vorigen Jahr waren an jedem Tag von 1000 DAK-versicherten Arbeitnehmern in Düsseldorf 32 krankgeschrieben. Das ist vergleichsweise wenig: Gemeinsam mit Köln hat die Landeshauptstadt den niedrigsten Krankenstand in NRW. Im gesamten Land sind im Schnitt täglich 38 von 1000 DAK-versicherten Arbeitnehmern krankgeschrieben.

Den höchsten Krankenstand in der Studie verzeichneten Gelsenkirchen und Bottrop (5,1 Prozent). Häufigster Grund für eine Krankschreibung in Düsseldorf sind Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Direkt darauf folgen als zweithäufigster Grund bei den Fehltagen psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände.

Laut einer Langzeitanalyse der DAK sind die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen in den vergangenen zwölf Jahren um 90 Prozent gestiegen. Nicht leicht festzustellen ist dabei, wie groß der tatsächliche Anstieg dieser Erkrankungen ist. "Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Problem krankgeschrieben, während sie früher zum Beispiel mit der Diagnose chronische Rückenschmerzen arbeitsunfähig gewesen wären", sagt Peter Hoffmann, Leiter der DAK Düsseldorf.

Allerdings sei der Anstieg der psychischen Erkrankungen nicht allein durch eine Verschiebung der Diagnose zu erklären, sagt Matthias Gasche, Chefarzt im AHG Gesundheitszentrum an der Helmholtzstraße. Schließlich hätten andere Erkrankungen nicht im gleichen Maße abgenommen. Der Facharzt für Psychotherapeutische Medizin/Sozialmedizin rechnet mit einem weiteren Anstieg dieser Erkrankungen. So entstünden durch Übergewicht, an dem ein Drittel der Bevölkerung leidet, orthopädische Probleme.

Aber Ursache des Übergewichts sei oft ein psychosomatisches Leiden. Die Reha-Klinik für psychosomatische Erkrankungen an der Helmholtzstraße ist eine von etwa zwölf Kliniken in Deutschland, in der psychosomatisch erkrankte Patienten ganztägig ambulant betreut werden. Dies biete den Vorteil, sagt Gasche, dass auch das Umfeld wie Familie und Arbeitgeber miteinbezogen werden können, um Probleme zu lösen und eine erfolgreiche Wiedereingliederung in das Berufsleben zu erreichen.

Das gilt insbesondere für Langzeiterkrankungen, die einen großen Teil der Fehltage ausmachen: Laut Studie verursachen 3,7 Prozent der Krankgeschriebenen 44,5 Prozent der Fehltage. "Das ist eine fatale Entwicklung", sagt Gasche. Je länger eine psychische Erkrankung dauere, desto höher sei die Gefahr, dass sie chronisch verlaufe. "Zu einem gesunden Leben gehört auch der wichtige Bereich der Arbeit", sagt Peter Hoffmann von der DAK. Durch gezieltes Gesundheitsmanagement könnten Unternehmen dazu beitragen, dass der Krankenstand ihrer Beschäftigten sinkt.

Ansätze dazu seien Themen wie Ernährung, Entspannung und Bewegung. Auch wenn das Thema "Burnout" stark in der Diskussion sei - bei Krankschreibungen spielt die Diagnose keine große Rolle. Im vorigen Jahr wurde sie in NRW bei jedem 540. Mann und jeder 390. Frau gestellt. Die Diagnose Depression tritt dagegen laut DAK achtmal häufiger auf.

Aber Chefarzt Gasche weiß den Begriff zu schätzen: "Burnout ist eine Eintrittskarte für Männer, sich Hilfe holen zu können." Laut DAK-Studie ist ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern nicht so verbreitet, wie die Debatte vermuten lässt. In NRW geben 61 Prozent aller Beschäftigten an, dass sie noch nie außerhalb der Arbeitszeit angerufen wurden. Allerdings steigt mit dem Ausmaß der Erreichbarkeit das Risiko zu erkranken. Jeder vierte Beschäftigte, der ständig erreichbar ist, leidet unter einer Depression.

(anch)
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