Sven Skoda Düsseldorfer Neonazi in Koblenz angeklagt

Düsseldorf · Auf einer rechtsextremen Internetseite steht sein Name auf der Liste der "politischen" Gefangenen. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat Sven Skoda allerdings nicht wegen seiner politischen Gesinnung angeklagt. Sie wirft dem heute 34-Jährigen, der in Düsseldorf vor Jahren eine so genannte Freie Kameradschaft anführte und über ein "Nationales Info-Telefon" zu Neonazi-Aufmärschen aufrief, vielmehr die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor.

 Sven Skoda muss sich vor dem Koblenzer Landgericht verantworten - ihm wird vorgeworfen, Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein.

Sven Skoda muss sich vor dem Koblenzer Landgericht verantworten - ihm wird vorgeworfen, Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein.

Foto: imago stock&people

Skoda wird sich mit 19 Kameraden dafür vor der Staatsschutzkammer des Koblenzer Landgerichts verantworten müssen. Die angeklagte Bande nannte sich "Aktionsbüro Mittelrhein", hatte im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr ihr Hauptquartier im so genannten Braunen Haus aufgeschlagen. Laut Anklage sollen sich die Mitglieder seit etwa drei Jahren radikalisiert haben. Im November 2009 sollen sie zwei Autos angezündet haben, deren Besitzer dem linken Spektrum angehören. im selben Monat sollen fünf Mitglieder des Aktionsbüros in Remagen zwei politische Gegner überfallen haben, und auch bei gewalttätigen Ausschreitungen während Gedenkveranstaltungen in Dresden soll 2010 und 2011 das Aktionsbüro beteiligt gewesen sein. Neben weiteren Gewalttaten, Hakenkreuz- und anderen Schmierereien sowie nächtlichen Steinwürfen in die Fenster politisch Andersdenkender wirft die Anklage den Bandenmitgliedern auch vor, Antifaschisten regelrecht ausgeforscht zu haben.

Bei der Razzia im März hatte die Polizei offenbar umfangreiche Daten- und Fotosammlungen entdeckt. Diese Daten, unter denen sich auch Material über Düsseldorfer Antifaschisten und kritische Journalisten befinden dürften, werden nach Abschluss des Verfahrens vernichtet, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

IT-Spezialist Skoda war vor rund einem Jahr aus Eller ins Hauptquartier des Aktionsbüros nach Bad Neuenahr gezogen. Allerdings hielt er sich noch regelmäßig in Düsseldorf auf, wurde dort auch im Rahmen der Durchsuchungsaktion festgenommen. Auch dabei soll umfangreiches Datenmaterial beschlagnahmt worden sein. Mit Skoda waren auch andere führende Neonazis aus NRW festgenommen worden. Einer von ihnen, der Kölner Axel Reitz, ist inzwischen gegen Auflagen auf freien Fuß gekommen. Laut Staatsanwaltschaft haben nur fünf der insgesamt jetzt 26 Angeklagten "umfassende Angaben" zu den Vorwürfen gemacht.

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort