Männer zwingen Mädchen zur Prostitution Eltern warnen vor Loverboys

Düsseldorf · Erst täuschen die Männer den Mädchen Liebe vor, dann zwingen sie sie zur Prostitution. Auch in Düsseldorf gibt es Betroffene. Ein Verein, gegründet von einem betroffenen Vater, und die Fachhochschule wollen den Frauen helfen und verhindern, dass noch mehr in die Fänge der Zuhälter geraten.

 Mit der Elterninitiative Eilod will Dirk R. über das Phänomen Loverboys aufklären. Auch Düsseldorfer Frauen nehmen an Gesprächskreisen des Vereins teil.

Mit der Elterninitiative Eilod will Dirk R. über das Phänomen Loverboys aufklären. Auch Düsseldorfer Frauen nehmen an Gesprächskreisen des Vereins teil.

Foto: End

Die Geschichten, die die jungen Frauen Dirk R. erzählen, beginnen immer gleich: mit Schmetterlingen im Bauch, mit dem Gefühl, die ganz große Liebe gefunden zu haben. Doch was oft als erste Liebe beginnt, wird für die Mädchen schnell zum Horrortrip. Das weiß Dirk R., denn auch seine Tochter wurde einst Opfer eines "Loverboys".

Das sind meist junge, gut aussehende Männer, die sich bevorzugt an Mädchen zwischen elf und 17 Jahren heranmachen, ihnen Verliebtheit vorgaukeln, sie mit netten Worten und Geschenken überhäufen und sie schließlich vergewaltigen, mit Drohungen und Erpressungen in die Prostitution zwingen.

Dirk R. will verhindern, dass andere Mädchen auf die perfiden Methoden der Loverboys reinfallen. Deswegen hat er im vergangenen Jahr die Düsseldorfer Elterninitiative Eilod (Elterninitiative für Loverboy Opfer Deutschland) gegründet, die mit der FH Düsseldorf Gesprächskreise organisiert.

Seither haben sich viele Frauen, auch aus Düsseldorf, und viele betroffene Eltern gemeldet. "Anfangs ist die Hemmschwelle, darüber zu sprechen, sehr groß", weiß Dirk R. Er kennt die Gefühle der Scham und der Verzweiflung und die immer wiederkehrende Frage des Warum. "Unsere Gesprächskreise sind ein sehr niederschwelliges Angebot. Wir wollen, dass die Betroffenen sich aussprechen und Aufklärung leisten, um zu verhindern, dass mehr Frauen zu Opfern werden."

Die Methoden der Zuhälter bekannt zu machen, ist eine der wichtigsten Waffen, die Eltern und betroffene Mädchen im Kampf gegen die Loverboys haben. Denn wenn junge Frauen, Eltern und auch Lehrer die Maschen der jungen Männer kennen und durchschauen, sinken die Erfolgschancen der Loverboys. Da ist sich auch Bärbel Kannemann sicher, die 35 Jahre als Hauptkommissarin arbeitete und sich seit mehreren Jahren für die Stiftung "Stop-Loverboys" engagiert.

"Es gibt gewisse Anzeichen", sagt sie. Wenn Töchter plötzlich teure Kleidung im Schrank haben oder mehrere Handys, sei Vorsicht geboten. Und es gebe noch mehr Hinweise: "Die Mädchen verändern sich, wenn sie Kontakt zu einem Loverboy haben. Vieles ähnelt dem Abnabelungsprozess in der Pubertät, doch wenn ständiges Duschen, Lügen, Fehlzeiten in der Schule, extreme Stimmungsschwankungen und Verletzungen, die das Mädchen sich zufügt, hinzukommen, können das Hinweise sein."

Walter Scheffler, Dozent am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der FH, und Charlotte Hanisch, FH-Professorin für Kinder- und Jugendpsychologie, begleiten die Gesprächskreise der Elterninitiative und untersuchen das Phänomen Loverboys. "Es sind erschütternde Geschichten, die die Mädchen erzählen", sagt Scheffler, "sie zeigen, wie aus angeblicher Liebe eine Katastrophe wird, aus der sich die Mädchen kaum alleine befreien können."

Denn die Zuhälter machen die Mädchen abhängig. "Sie erpressen das Schweigen der Mädchen, indem sie ihnen drohen, heimlich mitgeschnittene Sex-Videos zu veröffentlichen, oder gar der Familie der Mädchen etwas anzutun", sagt er. Aus Angst und Scham hielten die Mädchen alles geheim, so dass auch die Polizei oft machtlos sei. Und sie führten ein Doppelleben, bis die Zuhälter sie ganz aus ihrem Leben und aus ihren Familien reißen.

Auch Dirk R.'s Tochter führte so ein Doppelleben. Erst durch den Anruf ihres Arbeitgebers erfuhr der Vater von ihren Fehlzeiten. Und schließlich, dass die Tochter ein Loverboy-Opfer geworden war.

(RP/jco)
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