Bei Bauarbeiten in Düsseldorf Erste Stadtmauer entdeckt

Düsseldorf · In einer Grube für Kanalbau auf der Liefergasse wurden gut erhaltene Mauerteile der ersten Stadtbefestigung von 1288 freigelegt. Wenn möglich, sollen sie auch in Zukunft sichtbar bleiben.

 Begutachten die Stadtmauer am Boden der Baugrube (v.r.): Oberbürgermeister Dirk Elbers, Edmund Spohr und Archäologe Gunnar Franke.

Begutachten die Stadtmauer am Boden der Baugrube (v.r.): Oberbürgermeister Dirk Elbers, Edmund Spohr und Archäologe Gunnar Franke.

Foto: Stadt Düsseldorf

Die Festungskarte von Düsseldorf hatte den Fund nahegelegt: Bei Kanalbauarbeiten auf der Liefergasse an der Einmündung zur Lambertusstraße sind Bauarbeiter auf Reste der ersten Stadtmauer gestoßen, die nach der Erhebung Düsseldorfs zur Stadt im Jahr 1288 gebaut worden ist. Der Verlauf der freigelegten Mauer entspricht ziemlich genau den Angaben der Festungskarte, die der ehrenamtliche Denkmalpfleger Edmund Spohr auf der Grundlage von historischen Karten und Dokumenten erstellt hatte.

"Mit dem Freilegen des massiven Ziegelmauerwerks ist jetzt auch endgültig sicher, dass Düsseldorfs erster Schutz kein Palisadenzaun, sondern eine feste Mauer war", sagte Spohr unserer Zeitung.

Die Bauarbeiten waren wegen der Vermutung, auf Bodendenkmäler zustoßen, vom Archäologen Gunnar Franke überwacht worden. Als dann beim Ausheben der Grube die Ziegel im lehmigen Schluff des Erdreichs zum Vorschein kamen, legte er das Teil der Mauer vorsichtig frei. "Beim weiteren Ausheben der Grube für die Erneuerung des Kanals werden wahrscheinlich noch weitere Teile der Mauer freigelegt werden können", sagte Franke. Er hofft, dass auch der Fuß des Festungsbauwerks freigelegt wird, weil dann Aufschlüsse über die Bautechnik und über das alte Gelände gewonnen werden könnten.

Das Teilstück ist das zweite der ersten Stadtmauer, das Franke freilegt. Vor wenigen Monaten waren ebenfalls bei Kanalbauarbeiten an der Ritterstraße Reste der Befestigung entdeckt worden. Sie war miteinbezogen in ein Gewölbe vermutlich vom ehemaligen Kreuzherrenkloster, in dem sich auch menschliche Gebeine fanden. Auch dieser Fundort entspricht den Angaben der Festungskarte.

Zusammen mit den Grabungsergebnissen an anderen Baustellen in der Altstadt — etwa am ehemaligen Gericht, am Stadthaus an der Mühlenstraße oder am ehemaligen Zürichhaus am Grabbeplatz — vervollständigt sich das Bild von den Ursprüngen der Stadt. Die Archäologen waren bei den Grabungen unter anderem auf Reste des Stadtgrabens gestoßen, der vor der Stadtmauer angelegt worden war und von der Düssel gespeist wurde. Sogar Spuren einer germanischen Siedlung, die vor dem Jahr 500 existiert hat, wurde wie berichtet auf dem Gelände der Gerichtsgebäude entdeckt.

Den jüngsten Fund der Stadtmauer hat gestern Oberbürgermeister Dirk Elbers besichtigt. Er freut sich, dass kurz vor der 725-Jahrfeier zur Stadterhebung in 2013 Spuren der ältesten Stadtbauwerke zum Vorschein kommen. Er will zusammen mit Fachleuten beraten, ob die Stadtmauer in Zukunft sichtbar bleiben kann. "Denkbar wäre, dass über der Mauer auf der Lieferstraße eine Panzerglasplatte eingelassen wird, durch die Mauer zu sehen ist", nannte Spohr eine Möglichkeit.

(ila)
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