Prozess Familienvater sticht seine Ehefrau nieder

Düsseldorf · Sie habe sich tot gestellt, um überleben zu können. Solch schreckliche Details des Tatmorgens kamen gestern beim Auftakt eines Totschlagprozesses im Landgericht ans Licht. Angeklagt ist der 38-jährige Ehemann des Opfers. Er soll am 1. Dezember 2010 versucht haben, seine 31-jährige Ehefrau mit 16 Messerstichen zu töten.

Direkt zu Beginn der Hauptverhandlung zeigte sich der Mann geständig. "Ich gebe alles zu, kann mich aber an keine Details erinnern", sagte er. Er selbst hatte auch am Dezembermorgen die Polizei alarmiert und ließ sich noch am Tatort an der Erik-Nölting-Straße in Oberbilk widerstandslos festnehmen. Er hatte den Beamten bereits am Telefon mitgeteilt, dass er seine Frau nach einem heftigen Streit getötet habe: Sie soll regungslos und blutüberströmt auf dem Schlafzimmerboden gelegen haben.

Laut Ermittlungen muss es schon häufiger in der Familie zu Streitereien gekommen sein. Der Mann soll seine Frau mehrfach misshandelt haben — vor den Augen der drei gemeinsamen Kinder (fünf, neun und elf Jahre). Und: Der 38-Jährige ist bereits mehrfach wegen Gewalt aufgefallen. Doch alle Verfahren gegen ihn wurden eingestellt, auch weil die Familienmitglieder ihre Aussagen zurückzogen. Die Ehefrau konnte ihrem Mann gestern nicht in die Augen schauen. "Da ist nur noch purer Hass", sagte sie. Die Scheidung, so hofft sie, wird bald vollzogen. "Er hat mir zehn Jahre meines Lebens gestohlen." Und in diesen zehn Jahren soll er sie immer wieder bedroht haben. "Irgendwann habe ich das einfach nicht mehr ernst genommen."

Immer wieder Unterbrechungen

Noch heute leide sie unter den Folgen der Tat. "Mein Sohn hatte vorsichtshalber alle Messer in der Wohnung versteckt, doch dieses, mit dem er mich töten wollte, muss er vorher eingesteckt haben", sagte sie und schildert den Tatablauf mit schwerer Stimme. Immer wieder musste die Verhandlung für kurze Zeit unterbrochen werden. "Als ich merkte, dass ich keine Chance habe ihm zu entkommen, habe ich mich tot gestellt. Dreimal kam er zu mir zurück und überprüfte, ob ich mich noch rege." Während dieser Schilderungen bricht der Angeklagte zusammen. Tränen laufen ihm über das Gesicht.

Der Prozess wird am 22. Juli fortgesetzt. Dann soll der Gutachter und weitere Zeugen gehört werden.

(RP)
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