Düsseldorf Farben sollen beim Gesundwerden helfen

Düsseldorf · Am Dominikus-Krankenhaus in Heerdt glaubt man an die heilende Kraft von Farben und setzt deswegen auf ein spezielles Farbkonzept. Tatsächlich zeigen Studien, dass das Umfeld den Heilungsprozess positiv beeinflussen kann.

 Passend zum Motto "Rhein" beherrschen vor allem blaue Farbtöne die Patientenzimmer.

Passend zum Motto "Rhein" beherrschen vor allem blaue Farbtöne die Patientenzimmer.

Foto: Dominikus

Wer an Feng Shui glaubt, der muss nicht überzeugt werden. Alle anderen werden wohl eher verhalten darauf reagieren, dass das Dominikus-Krankenhaus mit einer neuen Farbgestaltung den Heilungsprozess ihrer Patienten fördern will. Doch am Heerdter Krankenhaus ist man von den heilenden Kräften der Farben überzeugt und beauftragte daher eine Farb-Expertin, deren Vorstellungen bei der rund 35 Millionen Euro teuren Sanierung des mehr als 40 Jahren alten Gebäudes umgesetzt werden.

 Nach und nach werden alle Bereiche des Krankenhauses auf das Konzept abgestimmt.

Nach und nach werden alle Bereiche des Krankenhauses auf das Konzept abgestimmt.

Foto: Dominikus

Unter dem Motto "Rhein" hat Jeanet Marit Herbst die Farben von Wasser, Sand und Strand in die Patientenzimmer und die Behandlungszimmer gebracht. Blautöne in verschiedenen Nuancen und warme Farbtöne wie Gelb und Braun sind wichtige Bestandteile des Farbkonzepts und werden in Mobiliar, Fußböden, Gardinen, Foto-Tapeten, Bildern und an den Wänden aufgenommen.

"Die Atmosphäre des ,Healing Environments' (Anmerkung der Redaktion: Heilende Umgebung) trägt dazu bei, dass der Patient einen entspannten Aufenthalt im Krankenhaus erfährt und ihm dabei das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit vermittelt wird", sagt Krankenhaus-Sprecherin Anette Erfurt. Der Heilungsprozess erhalte durch die Umgebung "eine positive Unterstützung", und das Vertrauen in die Arbeit der Krankenhaus-Mitarbeiter werde "gestärkt", so die Sprecherin.

Damit scheint das Heerdter Krankenhaus auch aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht falsch zu liegen. Denn in mehreren hundert Studien weltweit belegen Wissenschaftler, dass Patienten von einer angenehmen Krankenhausumgebung profitieren. So würden sie zum Beispiel weniger Medikamente benötigen. Auch der Blutdruck und der Stress der Patienten könnten gesenkt, die Herzfrequenz verringert werden.

Bereits 1984 schrieb der US-amerikanische Architekturprofessor Roger Ulrich in einer Fachpublikation, dass "der Blick durch ein Fenster die Regeneration nach einem chirurgischen Eingriff beeinflussen kann". Zu dieser Erkenntnis kam er, nachdem er zwei Gruppen von Patienten beobachtet hatte, die sich den gleichen Operationen unterzogen. Während sich die eine Gruppe in einer "normalen" Krankenhausumgebung von der Operation zu erholen versuchte, hatte die andere wohltuende Faktoren wie den Blick auf Bäume und, so sagt der Wissenschaftler, infolgedessen auch einen kürzeren Krankenhausaufenthalt und weniger Komplikationen. Zudem hätten die Patienten weniger Schmerzmittel eingenommen.

Ob und — wenn ja — wie sehr die Umgebung den Heilungsprozess fördert, beschäftigt auch die Wissenschaftler an der Technischen Universität in Berlin. Dort gibt es den bundesweit bislang einmaligen Forschungsschwerpunkt "Healing Architecture" (heilende Architektur). Dort befassen sich die Wissenschaftler mit dem Umfeld in Krankenhäusern, untersuchen zum Beispiel, welchen Einfluss Temperatur, Farben, Licht oder verwendete Materialien auf kranke Menschen haben.

Dass die Umgebung bei der Gesundung helfen kann, glaubt man nicht nur am Düsseldorfer Dominikus-Krankenhaus. Auch am Klinikum Essen-Mitte hat man ein Konzept umgesetzt, bei dem zum Beispiel Zimmertemperaturen, viel Licht und der Blick aufs Grüne eine wichtige Rolle spielen.

In Essen sind die Stationen allerdings den Privatpatienten vorbehalten.

(RP)
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