Neues Sportabzeichen für Lebensretter Fit, fitter, Feuerwehr

Düsseldorf · Wer Lebensrettung als Beruf hat, muss körperlich überdurchschnittlich leistungsfähig sein, sagt Dezernentin Helga Stulgies. Deshalb trainieren zwei Diplom-Sportlehrer die Berufsfeuerwehr, die Wachen haben Fitnessräume. Und jetzt soll ein neues Sportabzeichen für noch mehr Motivation sorgen.

 Feuerwehrmann Tobias Kreuz gestern in Garath beim Training auf dem Hindernisparcours für den Bumerang-Kasten-Test

Feuerwehrmann Tobias Kreuz gestern in Garath beim Training auf dem Hindernisparcours für den Bumerang-Kasten-Test

Foto: Bretz, Andreas

Feuerwehr ist kein Job wie jeder andere. Als es kürzlich in der Mühle am Hafen brannte, mussten die Männer mit ihren Atemschutzgeräten auf dem Rücken jede Menge Material sechs Stockwerke hoch schleppen. Da ist für ein kurzes Päuschen auf der halben Treppe keine Zeit. Und es ist nicht nur die Anstrengung. Bei einem Brandeinsatz gehen die Feuerwehrleute durch Hitze und vom Rauch verursachte Finsternis. "Das ist psychischer Stress, und wenn der auf einen trainierten Körper trifft, ist er besser zu verkraften", sagt Daniel Paepcke.

Er ist einer von zwei Diplomsportlehrern, die einmal pro Woche mit dem Personal der zehn städtischen Feuerwachen trainieren. Der Dienstsport soll jetzt auch zur Vorbereitung auf das Deutsche Feuerwehr Fitness-Abzeichen (DFFA) genutzt werden, das speziell für die Anforderungen an die Feuerwehr und angelehnt ans allgemeine Deutsche Sportabzeichen entwickelt wurde. Als erste bundesdeutsche Berufsfeuerwehr lassen die Düsseldorfer jetzt 20 Sportbeauftragte bei der Feuerwehrsportföderation ausbilden, die ihren Kollegen das DFFA abnehmen können.

Auf Fitness kommt es aber nicht bloß in Extremsituationen wie etwa beim Mühlenbrand an. Auch die Alltagsarbeit fordert Tribut. Im Rettungsdienst etwa, wo Patienten gehoben und getragen werden müssen — "mit den Jahren geht das auf den Rücken", sagt Feuerwehrmann Wolfgang Röhr. Und weil bei der Feuerwehr schließlich auch ganz normale Menschen arbeiteten, seien die genau wie jeder andere, mal mehr, mal weniger für den Sport zu motivieren. "Das Fitnessabzeichen ist zwar keine Pflicht — aber wenn viele mitmachen, zieht es die anderen mit. Wir sind schließlich Teamplayer", sagt Röhr.

Pflicht ist bei der Feuerwehr bloß die Kontrolle der Atemschutz-Tauglichkeit. Die muss alle drei Jahre bewiesen werden, bei über 50-Jährigen sogar jedes Jahr. "Die übrige Fitness ist die Sache jedes Einzelnen", sagt Feuerwehrchef Peter Albers, der die Idee des Abzeichens als zusätzlichen Anreiz prima findet. "Das ist eine Wettbewerbssituation — und die spornt an." Dass das funktioniert, zeigt auch das große Interesse am jährlichen "Skyrun", wenn Feuerwehrleute in Zweierteams durchs Treppenhaus auf den den Rheinturm rennen.

Trainiert werden Ausdauer, Kraft und Koordination. Fürs Feuerwehr-Abzeichen stehen da Laufen, Schwimmen und Radfahren an, dazu Klimmzüge, Leitersteigen, Bankdrücken und ein Parcours mit verschiedenen Aufgaben, die nicht bloß sportlich, sondern auch feuerwehrtechnisch sind, wie der Sprint über den Schwebebalken, während dem zwei Schläuche ausgerollt und angekoppelt werden müssen.

Bei aller Wichtigkeit des Trainings: Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr darf natürlich nicht geschwächt werden. Deshalb stehen an jedem Trainingsplatz Fahrzeuge, liegt die Einsatzkleidung so bereit, dass jeder Beamte in Sekunden hineinschlüpfen kann. "In jedem Bezirk ist jederzeit ein Löschzug zum Ausrücken bereit", versichert Feuerwehrchef Albers.

(jco)
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