Katastrophenübung Flughafen prüft den Ernstfall

Düsseldorf · Alle zwei Jahre wird am Düsseldorfer Flughafen die Katastrophe geübt. Am Samstag war es der simulierte Absturz eines Linienfliegers, an dem Feuerwehr, Rettungsdienste und Flughafen-Mitarbeiter vor allem Einsatzabläufe trainierten. Fazit nach vier Stunden: Alles hat geklappt.

 Der Mann hatte in einem Ferienflieger randaliert.

Der Mann hatte in einem Ferienflieger randaliert.

Foto: Flughafen Düsseldorf, Andreas Wiese

Die inszenierte Katastrophe beginnt Punkt zehn mit einem Hornsignal. Rauch kommt aus einem Flughafenbus, der das Vorderteil der Linienmaschine nach München darstellen soll. Das Szenario: Mit 86 Passagieren und sieben Besatzungsmitgliedern an Bord ist der Flieger der "Düssel-Air" beim Start von der Bahn abgekommen und auseinander gebrochen.

Kaum ist das Startsignal gegeben, sind aus den angeblichen Trümmern schreckliche Schreie zu hören. Schauspielschüler aus Essen und lebensecht als Schwerverletzte geschminkte Mitglieder des Jugendrotkreuzes sollen so dafür sorgen, dass die Rettungskräfte unter realistischem Stress stehen.

Mit panischen Fluggästen, die ihre Angehörigen suchen und sich keinesfalls helfen lassen wollen, hätte die Feuerwehr im Ernstfall nämlich ebenso zu tun, wie mit verstümmelten Leichen oder traumatisierten Kindern. Das lässt sich nicht mit stillen Puppen trainieren.

Keine zwei Minuten hat es gedauert, bis die Feuerwehr an der Maschine ist. Während die Fahrzeuge aus beiden Wachen auf dem Flughafengelände mit Blaulicht auf den qualmenden Bus zusteuern, landet dicht neben der Maschine, unter der das Jugendrotkreuz ganz realistisch Trümmerteile und aufgeplatzte Gepäckstücke drapiert hat, eine Maschine aus Paris. Die Fluggäste darin gucken bestenfalls neugierig: Alle sind informiert über die Übung, niemand soll in Panik geraten. Deshalb laufen auch im Terminal mehrsprachig Durchsagen für alle, die mit der Übung nichts zu tun haben.

Aus den beiden Flugzeugteilen (der von der AirBerlin zur Verfügung gestellte Flieger ist natürlich völlig unversehrt) drängen erste Un- und Leichtverletzte auf das Rollfeld. Von da müssen sie natürlich schnellstens weg. Erst wenn alle in Sicherheit bei den Rettungskräften sind, kann der "Brand" gelöscht werden. Die Retter bauen ein Zelt auf, Sanitäter sichten die Verletzten und markieren sie farbig: Grün ist leicht verletzt und kann warten, gelb sollte bald behandelt werden, rot sofort. Und wer blau kriegt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Die Bundespolizei ist auch im Einsatz, sichert das Rollfeld und sucht in den Trümmern nach Hinweisen auf die Identität der Opfer. Auch die Berufsfeuerwehr trifft aus der Stadt ein, um bei der Rettung der Verletzten zu helfen, die in Krankenhäuser gebracht werden. Und im Terminal sind Flughafenmitarbeiter ausgeschwärmt, um Angehörige zu betreuen. "Wir gehen davon aus, dass viele über Handy, aus den Medien oder per Twitter von dem Unfall erfahren haben", sagt Flughafen-Sprecher Christian Witt.

Das eigentliche Ziel der Übung ist wenig sichtbar. Es geht um die interne Kommunikation: Funktioniert der Alarmplan, haben die Verantwortlichen kompetent reagiert, ist jeder rechtzeitig informiert worden (auch außerhalb des Flughafens), der Bescheid wissen muss? Katastrophen sind meist nicht vorherzusehen, die Abläufe in Notfällen aber sind planbar, sagt David Herriman, Notfallmanager des Flughafens. "Gefahrenabwehr lebt davon, auf komplexe Ereignisse schnell und adäquat zu reagieren."

Mehr als 300 Menschen haben an der Übung mitgewirkt. Mal von den Schauspielern und Verletztendarstellern abgesehen, haben Experten allen gründlich über die Schulter geschaut. Denn alle Resultate der Übung werden in den echten Notfallplan des Flughafens einfließen. Die Auswertung aller Übungsfelder wird noch eine Weile dauern. Das erste Fazit aber war: "Alles hat gut geklappt."

(RP)
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