Mitsubishi Electric Halle Ringo Starr - echter Rock ’n’ Roll

Düsseldorf · Es war ganz fürchterlich altmodisch, aber doch auch sehr schön, und wenn man zwischendurch etwas wehmütig wurde, dann deshalb, weil es so etwas nicht mehr lange geben wird: einen Abend mit echtem Rock 'n' Roll.

Der 71-jährige Ringo Starr trat in der bestuhlten Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf auf, der vierte Beatle, der einst in Liverpool die Hits von Chuck Berry am Schlagzeug nachspielte, the Fab Fourth. In seinem Glitzershirt wirkte er wie 40, höchstens, und oft reckte er beim Hüpfen die Finger in die Höhe: Peace, 60er Jahre, Love natürlich, Ringo. Er brachte den 2500 in Seligkeit vereinten und durch Nostalgie euphorisierten Fans die eigenen Hits, die zumeist zwischen 1970 und '75 entstanden sind, als Starrs Erinnerung an die Zeit mit den Giganten John und Paul und George noch frisch war: das schöne "Photograph", das mitreißende "It Don't Come Easy" und das lustig rumpelnde "Back Off Boogaloo".

Mancher britische Gitarren-Lümmel würde heute einiges dafür geben, so zu klingen. Starr sang natürlich auch Sachen von den Beatles, "meine Band", sagte er: "Act Naturally" und "With A Little Help From My Friends". Als er "Yellow Submarine" anstimmte, machten alle mit: "In the town where I Was born". Selbst das von den Zeitläuften am brutalsten zugerichtete Lied der Beatles bringt in den Menschen etwas zum Schwingen, immer noch, niemand kann sich dem entziehen. Starr hatte sechs zumeist gleichaltrige Kumpels dabei, die All-Starr-Band mit zwei Gitarren und zwei Schlagzeugen, seinen Starr-Club, und jeder durfte zwei Songs aus der eigenen Karriere vortragen.

Das war nicht immer zwingend: Richard Page spielte "Kyrie" und "Broken Wings", die beiden Hits seiner Band Mr. Mister, und da fühlte man sich wie gefangen in der Auslaufrille einer 80er-Jahre-Hit-LP vom Flohmarkt. Es gab indes auch erhabene Momente, als Rick Derringer von den McCoys "Hang On Sloopy" sang etwa, den Welthit von 1965.

Ebenso bewegend: Edgar Winter brachte "Frankenstein" von 1973. In diesen Liedern ist niemand älter als 16, es herrscht ewiger Samstagabend, und vielleicht kam man der Seele des Rock 'n' Roll selten näher als in diesem Konzert. Dass es nach zwei Stunden keine Zugabe gab, ist kaum zu verzeihen.

(RP/rl)
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