Düsseldorf Gedächtnistraining mit Busse

Düsseldorf · Jochen Busse macht jetzt Alzheimer-Übungen. Mit der Hühnersprache: "Tohodefoll" heißt zum Beispiel "toll". Er sei jetzt über 70, sagt Busse, da müsse man was für das Gehirn tun. Schließlich habe er früher den ganzen Faust auswendig gewusst, heute falle ihm nur noch der Text von "Weiße Rosen aus Athen" ein. So geht es nicht, findet auch seine Frau, die ihn "Jochelchen" nennt, und für die er jetzt aus dem schicken Altbau in der Stadt aufs Land ziehen muss.

 Jochen Busse

Jochen Busse

Foto: Agentur Busse

All das ist Thema seines ersten Kabarett-Soloprogramms "Wie komm ich da jetzt drauf" im Kom(m)ödchen. Das Publikum lernt eine Menge Freunde kennen: Die waren alle bei der "Ausweihungsparty" seiner Wohnung. Josef, der Klempner, der sich nach einer New York-Reise "Shit-Designer" nennt — wegen dem International Business. Oder Wolfgang, der Banker, der mit seinem Treppenlift Eisenbahn spielt. Oder Hausarzt Werner, der aussieht wie "Ötzi in der Midlife-Crisis" und der sich mit 70 eine 32 Jahre jüngere Frau angelacht hat und jetzt Vater von einem Kleinkind ist. "Der hat jetzt Leistungsdruck. Junge Frauen sind für alte Säcke auch keine Lösung."

Jochen Busse, der auch nicht aussieht wie 70, hat sein Publikum bestens eingeschätzt. Denn im Saal sitzen hauptsächlich die, um die es im Programm geht. "Best Ager", nennt man die Generation 60 plus. Und die kann sich mit all den Alltagsgeschichten über das Älterwerden identifizieren. Man honoriert dies mit Gelächter und Zwischenapplaus. Zum Beispiel, als Busse den Jugendwahn beschreibt. Wo 80-Jährige noch den New York-Marathon laufen müssen und alte Männer in Outdoor-Klamotten zum Bäcker stiefeln — in einer Trekkingjacke, die bis minus 200 Grad warmhält und Platz für ein Survival-Messer hat. Auch das Paar-Leben ist Thema. "Was verbindet Ehepaare im Alter besonders? — Immobilien, die nicht abbezahlt sind!". Oder: "Leute um die 70 werden von ihrem Arzt öfter abgetastet als von ihrem Partner." Das Publikum ist begeistert, auch wenn Busse kurze Abstecher ins politische Kabarett macht: Er bezieht sich auf den Rausschmiss von Merkels "schönstem Politiker" — "das kommt davon, wenn man nicht in Düsseldorf bleiben will". Das Publikum belohnt diesen Solo-Abend mit Dauer-Schmunzeln und lautem Lachen, mit heftigem Applaus und Jubelrufen. Dafür gibt es von Jochen Busse sogar eine kleine Zugabe.

(RP)
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