Düsseldorf Hilfe für Armutsmigranten aus Süd- und Osteuropa

Düsseldorf · Minister Guntram Schneider besucht fiftyfifty-Projekt.

Oft zählen sie zu den Ärmsten der Armen, eine Zeit lang lebten einige von ihnen ohne Wasser und Toiletten in Zelten am Rhein: Armutsmigranten aus Südost-Europa, darunter viele Roma aus Rumänien. Seit drei Jahren betreut die Wohnungslosenhilfe "fiftyfifty" unter der Überschrift "eastwest" diese Menschen, hilft ihnen, trotz des angespannten Wohnungsmarktes in der Landeshauptstadt ein Dach über dem Kopf zu finden. Lob gab es dafür gestern von NRW-Integrationsminister Guntram Schneider, der in den vergangenen drei Jahren das Projekt mit 160 000 Euro aus dem Landeshaushalt förderte: "Eastwest hat schon sehr früh mit einem ganzheitlichen Ansatz die Lebenssituation der Armutsmigranten in den Blick genommen. Ich wünsche mir, dass andere Städte von den Düsseldorfer Erfahrungen profitieren."

Was ganzheitlich im konkreten Fall bedeutet, verdeutlicht Projektleiterin Julia von Lindern. "Wir haben rund 2000 Menschen aus Rumänien, Polen, der Slowakei und Bulgarien beraten, für sie Dolmetscher organisiert, bei Vermietern für Akzeptanz gesorgt und Mietkautionen gestellt." Die Miete selbst zahlen die Migranten mit dem Geld, das sie beim Verkauf der Obdachlosenzeitschrift "fiftyfifty" für sich behalten dürfen. Seit 2010 wurden rund 60 Wohnungen akquiriert. "Viele der dort untergebrachten Migranten waren nach ein paar Monaten in der Lage, eigenständig Wohnraum zu suchen. Die von uns betreuten Einheiten wurden so wieder frei für die Akutversorgung der Neuankömmlinge", berichtet von Lindern.

Auch jenseits der Wohnungshilfe kümmert sich "fiftyfifty" um die Menschen aus Ost- und Südosteuropa. "Rund 70 000 Euro haben wir für medizinische Kosten bereitgestellt", sagt "fiftyfifty"-Mitbegründer Hubert Ostendorf. Der Grund: Viele der Zuwanderer haben keine Krankenversicherung. Was das konkret bedeutet, erklärt Ostendorf so: "Eine Frau, die an Magenkrebs leitet, kommt mit einer heftigen Blutung und einem Kreislaufkollaps ins Krankenhaus. Im Rahmen einer Notfall-Behandlung erhält sie nur eine Bluttransfusion, nicht jedoch eine Krebstherapie."

Die Landesförderung für "eastwest" läuft in diesem Herbst aus. 50 000 Euro hat inzwischen eine private Unternehmensstiftung (die nicht genannt werden will) zur Fortsetzung des Projekts bereitgestellt.

(RP)
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