Düsseldorfer Imkertag Im Reich des Bienenflüsterers

Düsseldorf · Beim Düsseldorfer Imkertag in der Gärtnerei des Rheinischen Landeskrankenhauses waren besonders die kleinen Besucher von den fleißigen Tieren begeistert. Sie schleuderten Honig, rollten Wachskerzen – und bekamen die eine oder andere schmackhafte Kostprobe ab.

Beim Düsseldorfer Imkertag in der Gärtnerei des Rheinischen Landeskrankenhauses waren besonders die kleinen Besucher von den fleißigen Tieren begeistert. Sie schleuderten Honig, rollten Wachskerzen — und bekamen die eine oder andere schmackhafte Kostprobe ab.

Walter Merk steht seelenruhig in einem aufgeregt umherschwirrenden Bienenschwarm. Ohne Schutzmaske fürs Gesicht, nur mit einem normalen Arbeitskittel bekleidet, streicht er Bienen von Waben. Kinder verfolgen das Spektakel mit offen stehenden Mündern — und aus sicherer Entfernung. Ohne ein einziges Mal gestochen zu werden, beendet der Imker seine Arbeit — denn er ist, im wahrsten Sinne des Wortes, mitten in seinem Element.

"Ich bin schon in der dritten Generation Imker", sagt der 60-Jährige. "Bienen sind meine Leidenschaft." Davon konnten sich gestern die Besucher beim Düsseldorfer Imkertag aus nächster Nähe überzeugen. Besonders Kinder waren begeistert, wie viel mehr es über die fleißigen Tiere zu erfahren gibt als nur den Text des Biene-Maja-Liedes — obwohl die wohl bekannteste Biene der Welt auch die Hinweisschilder hinauf in die Gärtnerei des Rheinischen Landeskrankenhauses zierte.

Mit einem Spatel kratzt Merk zunächst mit Wachs verklebte Zellen von einer Honigwabe. Dann steckt er zwei Waben in eine Schleuder und schmeißt die Kurbel an. Sobald die Waben sich drehen, beginnt der Honig herauszufließen — satte 2,5 Kilo pro Wabe. Die Kinder kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, greifen selbst nach der Kurbel, drehen, was das Zeug hält.

20 Bienenvölker besitzt der Imker, 60 000 Tiere hat ein Volk — den Honig von jeder einzelnen dieser 1,2 Millionen Biere schleudert Merk per Hand. Mitte April beginnt er, erste Völker nach Knittkuhl auf ein Rapsfeld zu transportieren — so ist sichergestellt, dass Namen wie Rapshonig keine Fantasie-Bezeichnungen sind. "Mit dem Lindenblütenhonig wird es dieses Jahr schwierig", ist Merk sicher. "Es hat fünf Wochen nicht geregnet, und die Linden duften im Moment noch nicht."

Einen Stand versucht die kleine Pia, eine Kerze aus Bienenwachs zu drehen. Unter Anleitung von Marga Frisch rollt sie den Docht in einer Bienenwachsplatte vor und zurück, zunächst etwas zu ruppig, dann hat die Fünfjährige es raus. Fabian (7) will es unterdessen ganz genau wissen. "Stechen Bienen in Luftballons?", fragt er. Als er erfährt, dass die Tiere nur dann angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen, hakt er nach: "Wenn man sie mit einem Luftballon ärgert, stechen sie dann rein?"

Etwas gesetzter geht es am Stand von Anne Eßer zu. Sie informiert über die so genannte Apitherapie — die Behandlung mit Bienenprodukten zur Gesunderhaltung und Heilung. "Das Bienengift hilft etwa gegen Rheuma, Bluthochdruck und zu hohes Cholesterin", erklärt sie den wissbegierigen Zuhörern. Wieder anderswo können Besucher eigenes Briefpapier aus Wachs gießen, Nisthöhlen für Wildbienen bauen — oder an Führungen durch die Parkanlage teilnehmen.

Unterdessen ist der Honig von Walter Merk fertig. Der Russlanddeutsche, der sich selbst als "Bienenflüsterer" bezeichnet, hat das Gärtnereigelände vom Krankenhaus gepachtet, liefert im Gegenzug zehn Prozent seines Honig-Ertrags an die Klinik-Küche. Dass die Patienten in den Genuss eines besonderen, einheimischen Tropfens kommen, wissen jetzt auch die Besucher des Imkertages. "Total lecker", sind sie sich nach einer Kostprobe einig.

(RP)
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