Silvester 2012 In Düsseldorf ist für jeden etwas dabei

Düsseldorf · Melancholiker, Romantiker, Verliebte und Kulturinteressierte: Kleine Stilkunde für Feiernde in der Landeshauptstadt.

 Das Riesenrad auf dem Burgplatz dreht auch an Silvester seine Runden.

Das Riesenrad auf dem Burgplatz dreht auch an Silvester seine Runden.

Foto: dpa, Martin Gerten

Es gibt Dinge, die gehen Silvester gar nicht. Etwa wenn einer, der sich gerade von seiner Freundin getrennt hat, sich um 0 Uhr zwischen lauter knutschenden Pärchen wiederfindet. Oder wenn der am Jahresende zum Grübeln neigende Mensch sich inmitten von lauter Feierwütigen wiederfindet, die zum gefühlten 400. Mal "Schatzi, schenk mir ein Foto" von Mickie Krause gröhlen. Damit dies oder Ähnliches nicht passiert, haben wir eine kleine Stilkunde der Silvesterfeiernden erstellt mit Vorschlägen, wie sie den Abend verbringen können.

1. Die Sinnsuchenden

Silvester ist eigentlich der höchste Feiertag dieser Spezies. Vertane Chancen, wieder ein sinnloses Jahr, das endlich vergangen ist. Die Sinnsuchenden wollen einen neuen Anfang, etwas, das ihnen sagt: "Das nächste Jahr wird bedeutend."Sie können nach einer kleinen Meditation in den eigenen Wänden um 21.30 Uhr ins EKO-Haus der Japanischen Kultur gehen. Das bietet eine buddhistische Silvesterfeier an, bei der Lehren rezitiert werden und die Sinnsuchenden die 108 Schläge der Glocke vornehmen dürfen. Danach wieder: Meditation.

2. Die Geselligen

Sie wollen nicht alleine sein, sind am liebsten im Pulk unterwegs und sagen, wenn sie Menschenmassen im Fernsehen sehen immer: "Ich war dabei." Für sie bietet wie immer die Altstadt alles Nötige: Kneipen, Leute, ungewollter Körperkontakt, unmittelbar vor dem Jahreswechsel drängen sie als unüberschaubare Masse an den Burgplatz, um Raketen auf Oberkassel abzuschießen, einige nehmen gerne noch den letzten ICE nach Berlin (18.53 Uhr ab Hauptbahnhof), um am Brandenburger Tor zu feiern.

3. Die Romantischen

Zu zweit ist es für sie am Schönsten, Händchenhalten, knutschen, sich auf das kommende Jahr mit dem neuen Partner freuen, Pläne machen, schließlich hat man sich gerade erst unter seltsamen Umständen auf der Weihnachtsfeier kennengelernt. Man bleibt zu Hause, man kocht, man gießt Blei ("Sieht das nicht wie ein Paar Ringe aus?" "Das ist doch ein Schnuller!") und macht sich aus Langeweile gegen 22 Uhr mit einer Flasche Champagner auf den Weg zur Kniebrücke, um ewig lange in der Kälte auf das Feuerwerk zu warten. Fotos vom Kuss mit Feuerwerk im Hintergrund werden um 0.01 bei Facebook gepostet. Sie warten für den Rest des Abends auf Kommentare, bis die beste Freundin der Frau sich am frühen Morgen erbarmt und "Gefällt mir" anklickt.

4. Das junge Elternpaar

Macht sich gemeinsam lustig über das erste gemeinsame Silvester, als man frierend auf der Kniebrücke rumknutschte und wundert sich, warum die alten Freunde nicht zur Party kommen wollten ("Gleichzeitig wollen wir damit unser neues Reihenendhaus einweihen.") Sitzen später auf dem Sofa und beschäftigen sich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder mit dem Fernsehprogramm an Silvester (Silvesterstadl (ARD), ZDF-Hitparty, Die ultimativen Fetenhits (RTL), Two and a half Men-Marathon (Pro Sieben), Knallerfrauen-Marathon (Sat1), gehen früh zu Bett, um nach 0 Uhr gemeinsam mit dem Baby wach zu sein, weil das wegen der Knallerei nicht mehr einschläft. Weinen abwechselnd im Badezimmer, damit der andere es nicht sieht.

6. Die Unentschlossenen

Sind viel unterwegs an diesem Abend, weil sie nicht in der Lage waren, sich eine Party auszusuchen. Hören aber auf jeder Party "Happy New Year" von Abba "New Year?s Day" von U2 und "1999" von Prince, weil alle Gastgeber glauben, originell zu sein. Zeigen den anderen Unentschlossenen in der Straßenbahn Handyfotos der fiesesten Mett-Igel. Treffen dort auch jemanden, mit dem sie um 0 Uhr die geklaute Flasche Rotkäppchen-Sekt kippen.

7. Die Wichtigen

Für sie ist Silvester das Ereignis des Jahres, an dem man zeigt, was man hat. Abendrobe, Smoking und das Collier, das der Gemahl gerade noch rechtzeitig vor Schalterschluss aus dem Bankschließfach geholt hat. Dennoch sind die meisten unsicher. Hätte man doch in die Oper gehen sollen ("Die schönsten Arien und Duette") oder ins Steigenberger 6-Gang-Silvestermenü und der Band Female Vibes, (Preis: 230 Euro p. P. inkl. Champagner-Aperitif) oder beim kulinarischen Flanieren im Hyatt 299 Euro). Haben meist das Gefühl am falschen Ort zu sein, freuen sich aber über die immer gleichen Gesichter.

(jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort