Bach stark belastet Itter: dreckig, aber ungefährlich

Düsseldorf · Neben Perfluorierten Tensiden (PFT) schwimmen in der Itter auch viele andere Schadstoffe. Der Bach ist stark belastet durch Industrie und Kläranlagen. Diese müssen jetzt mit strengeren Auflagen rechnen. "Eine Herausforderung", sagt Werner Görtz im Umweltamt.

 Nur gucken, nicht anfassen: das Wasser des bisweilen idyllisch wirkenden Itterbachs ist mit Schadstoffen belastet.

Nur gucken, nicht anfassen: das Wasser des bisweilen idyllisch wirkenden Itterbachs ist mit Schadstoffen belastet.

Foto: RP/ Ralph Matzerath

Es war schon schlimmer in der Itter. "Früher konnte man den Dreck dort sogar riechen", erinnert sich Umweltsamtleiter Werner Görtz. Schon immer sei die Itter schmutziger als Rhein oder Düssel, und zwar keineswegs erst, seit in dem Bach hohe Konzentrationen der als krebserregend geltenden Chemikalie PFT entdeckt wurden.

Die Itter, so Görtz, sei stark durch Industrie- und Kläranlagen belastet und enthalte entsprechend viele Schadstoffe. Den niederbergischen Bach davon zu befreien, sei "eine Herausforderung".

Wie gefährlich ist Itter-Wasser?

Gar nicht, so lange man nicht große Mengen davon schluckt. "Es käme wohl auch niemand auf die Idee, aus der Itter zu trinken", sagt Görtz. Und sollte ein Hund mal in der Itter schwimmen gehen, würde ein anschließendes Bad mit sauberem Wasser zur Vorsorge reichen.

Wieso wurde jetzt auf PFT untersucht?

Seit 2006 durch kriminelle Machenschaften einiger Abfallentsorgung PFT in Düngemitteln auf Feldern im Sauerland ausgebracht wurde und die Gewässer im Möhnetal verseuchte, ist die Chemikalie in den Fokus geraten. Bis heute gilt etwa eine Empfehlung des Landesumweltministeriums, nicht allzu oft Fisch aus dem unteren Ruhrbereich zu essen. Aus jenem PFT-Skandal resultierte die jetzige Untersuchung der Düsseldorfer Gewässer, bei der in einem Liter Itter-Wasser bis zu 705Nanogramm PFT nachgewiesen wurden. (Zulässig in Trinkwasser: 300 Nanogramm.)

Werden die PFT-Einleiter bestraft?

Bezirksregierung und die Untere Wasserbehörde prüfen, ob der Metallbetrieb in Solingen, aus dem die Chemikalie stammt, eine Genehmigung für die Einleitung hat. Wahrscheinlich ist sie aber legal.

Bleibt die Itter also dreckig?

Hoffentlich nicht. Nachdem die Risiken durch PFT-Belastung jetzt bekannt und ihr Ausmaß durch die Bestandsaufnahme nun festgestellt sind, werden die Behörden handeln. Denkbar ist, den Betrieben neue Auflagen zu erteilen, so dass sie ihre Abwässer schon vor der Einleitung von der Chemikalie befreien. Nach dem Sauerländer Skandal ist aber auch ein Verbot der Chemikalie in der Diskussion.

PFT, das in der Papier-, Metall- und Textilindustrie verwendet wird, müsste dann durch andere Stoffe ersetzt werden. Für Görtz ist diese Substituierung die beste Lösung. Funktioniert hat das schon beim Insektizid DDT, das seit den 1970er Jahren verboten ist. Auch PCB, einst als Weichmacher in Lacken oder in Hydraulikflüssigkeiten verwendet, wurde in den 1980ern verboten. Die Umweltbelastungen durch beide Stoffe sind heute so gut wie nicht mehr existent.

Auch Blei- oder Quecksilberrückstände finden sich heute nur noch selten. Der Rhein hat von diesen Veränderungen profitiert. Der ist, anders als die Itter, aber auch ein Trinkwasser-Reservoir, und um die Rhein-Reinheit hat man sich bundesweit bemüht. Jetzt hat die PFT-Bestandsaufnahme die Aufmerksamkeit auf die Itter gelenkt. Für Umweltmann Görtz " ist das ganz gut so". "Es kommt ja wohl niemand auf die Idee, Wasser aus der Itter zu trinken".

(RP)
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