Abschied von Jürgen Rieck Der General verlässt den Käfig voller Narren

Düsseldorf · Wenn der Satz vom "Ende einer Ära" je gepasst hat, dann jetzt: Jürgen Rieck, über viele Jahre die machtvolle graue Eminenz an der Spitze des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), geht am Dienstag auch offiziell aus der Bütt.

 Jürgen Rieck wird am Dienstagabend in den Rheinterrassen verabschiedet.

Jürgen Rieck wird am Dienstagabend in den Rheinterrassen verabschiedet.

Foto: Bretz, Andreas

Der 76-Jährige hat diesen Schritt schon vor Jahresfrist angekündigt, nun setzt er ihn um. Christoph Joußen, der Nachfolger, ist längst eingearbeitet, die Stabübergabe verlief ohne Pannen. Dabei dürfte dem scheidenden Narren-Chef das nicht leicht gefallen sein. Immerhin hat er sehr lange und sehr intensiv den hiesigen Karneval geprägt. Obwohl er einmal von sich gesagt hat, er habe gar keinen Humor. Mal davon abgesehen, ob die anderen Jecken hier welchen haben — die Aussage ist schlicht falsch.

Rieck hat Humor, allerdings einen, der im organisierten Helau-Chor nicht immer gut ankam. Denn Rieck ist vor allem — Preuße. In Berlin geboren und aufgewachsen, kam er erst in den 60er Jahren als Vertreter der väterlichen Spedition ins Rheinland. Dessen laxe Art des Umgangs mit vielen Dingen und Menschen dürfte ihm anfangs fremd gewesen sein, langsam gewöhnte er sich dran. Rieck war und ist ein Mann der Zahlen, Ökonom durch und durch. Irgendjemand bei den Karnevalisten muss das gemerkt und richtig eingeschätzt haben und holte den Berliner an Bord. Rieck übernahm gern die Aufgabe des Geschäftsführers im CC-Vorstand.

Zumal ihm dort eine Aufgabe vor die Füße fiel, die nach seinem Geschmack war: Der Macher musste machen — denn die Narren waren pleite. Schluss mit lustig stand unmittelbar bevor, aber Rieck gelang es, das Ruder herumzureißen. Er machte klar, dass auch im Käfig voller Narren die Zahlen stimmen und schwarz sein müssen. Sein Credo: Ob ich eine Spedition leite oder das Comitee Düsseldorfer Carneval — am Ende kann man nicht überleben, wenn unterm Strich nichts übrig bleibt. Also schaffte er es, mit geschickter Vermarktung und guter Positionierung des Düsseldorfer Karnevals im TV genug Geld herein zu holen, um das Narrenschiff wieder auf Kurs zu bringen. Dafür sind die Jecken ihm immer noch dankbar.

Geliebt haben sie dafür jedoch nicht, im Gegenteil. Jürgen Riecks oft kantige, ätzende Art des Umgangs mit den Pappnasen, vor allem, wenn sie ihm nicht schnell genug folgen konnten (oder wollten) — das bescherte ihm viele Gegner. Nicht dass ihn das interessiert hätte, aber ab und zu wäre ihm ein wenig Anerkennung sicher auch mal gerecht vorgekommen.

Das Ende seiner Zeit ging daher nicht ohne Rumpeln über die Bühne. Man zerstritt sich, Jürgen Rieck schmiss die Brocken, man versöhnte sich wieder, aber nur auf Zeit. Der General tat sich schwer, loszulassen — daran gab's keinen Zweifel. Heute Abend wird Jürgen Rieck verabschiedet. Der Andrang der Gäste in den Rheinterrassen dürfte groß sein. ho-

(RP/jco)
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