Neuer Verein gegründet Karneval auf Türkisch

Düsseldorf · Die Gründungsmitglieder des Deutsch-Türkischen Carnevalsvereins (DTC) stecken mitten in den Vorbereitungen für ihr Vereinsprogramm. In der Session 2012/2013 wollen die Jecken mit schicken Uniformen und internationalen Sponsoren im Düsseldorfer Karneval groß auftrumpfen.

 Die Gründungsmitglieder des ersten Deutsch-Türkischen Carnevalsvereins Düsseldorf mit ihrem Logo: Präsident Ramazan Yagan (vorne rechts), Abdul Kadar Bakioski (vorne links) sowie Schriftführer Yasin Tom und Geschäftsführer John Jennings (v.l. hinten).

Die Gründungsmitglieder des ersten Deutsch-Türkischen Carnevalsvereins Düsseldorf mit ihrem Logo: Präsident Ramazan Yagan (vorne rechts), Abdul Kadar Bakioski (vorne links) sowie Schriftführer Yasin Tom und Geschäftsführer John Jennings (v.l. hinten).

Foto: Bretz, Andreas

Der Witz über die Kamelle hat es schon bis in die Türkei geschafft. "Die Gründung des Vereins macht zurzeit die große Runde. Über Facebook erkundigen sich Freunde aus der Türkei, was wir bei unserem ersten Straßenkarneval werfen werden", erzählt Präsident Ramazan Yagan (48). Vorschläge gebe es zuhauf, ernste wie auch spaßig gemeinte. "Das reicht von Baklava über Mini-Döner bis hin zu Kamelle mit Dönergeschmack", sagt Yagan lachend.

Man wolle sich jedoch an die Gepflogenheiten des Düsseldorfer Karnevals halten, betont Geschäftsführer John Jennings. Der Rechtsanwalt gehört genau wie Yagan zu den elf Jecken, die Ende November den Gründungsvertrag des Deutsch-Türkischen Carnevalsvereins (DTC) unterschrieben haben. Sieben Jecken mit türkischen Wurzeln (sechs Männer, eine Frau), drei Deutsche und ein Mazedonier wollen in den kommenden Jahren den Düsseldorfer Karneval mit ihren Ideen bereichern. "Uns geht es darum, das Brauchtum dieser Stadt, die unsere Heimat ist, anzunehmen und selbst ein fester Bestandteil davon zu werden", sagt Yagan.

Denn so spaßig der Karneval als Anlass auch ist, so ernst nehmen die Mitglieder die Gründung des DTC. "Es geht nicht um Integration. Integriert sind wir alle. Wir leben in zweiter, teilweise dritter Generation in Deutschland. Wir haben in Düsseldorf die Schulbank gedrückt, Fußball gespielt und studiert", sagt Yagan. "Wir sind hier verankert und, man kann es ruhig so sagen: eingedeutscht. Düsseldorf ist unsere Heimat, die wir lieben, und an der wir in jeder Hinsicht teilhaben wollen."

Die Idee zur Gründung eines deutsch-türkischen Karnevalsvereins sei daher seit Jahren immer wieder aufkommenden. Doch erst in einem Gespräch mit dem heutigen DTC-Vorsitzenden Rolf Rosenkranz, dessen Tochter die Ex-Venetia Rebecca Frankenhauser ist, wurde die Idee dingfest gemacht. "Rebecca hilft uns auch bei der Organisation und hat dazu beigetragen, dass wir in dieser Session schon an vielen Sitzungen der anderen Vereine teilnehmen können", sagt Ramazan Yagan.

Als "stille Beobachter" bei den Prunksitzungen wollen die DTC-Mitglieder im kommenden Jahr jedoch lediglich ihre Uniformen sprechen lassen. "Schwarze Anzüge, französischer Schnitt, alles sehr edel", malt sich Yagan die noch nicht fertig gestellte Garderobe aus. "Mit unserem Wappen am Revers und als Bordüre an der Hose." Kombiniert werde das Ganze mit einem Fes. Auch die osmanische Kopfbedeckung in Kegelstumpf-Form solle das Emblem des DTC tragen.

Fremd ist den Mitgliedern des DTC der Karneval dabei keinesfalls. "Mein Vater hat mich als kleiner Junge in den Fußballclub gesteckt, damit ich die Sprache schnell lerne und Freundschaften knüpfe. Mit dem Verein waren wir immer auch zu den großen Karnevalssitzungen geladen", erinnert sich Yagan. Es ist diese Grundidee seines Vaters, der zu der ersten Welle der Einwanderer gehörte, die sich in der DTC-Gründung manifestiert und fortschreibt: "Mein Vater hat immer gesagt, wenn du die Kultur verstehen willst, musst du die Witze und Bräuche verstehen."

Die Neugierde auf einen deutsch-türkischen Karnevalsverein sei groß, bestätigen die Gründungsmitglieder. Derzeit sind sie zwar erst zu elft, sieben Anmeldungen liegen dem Verein aber bereits schriftlich vor und täglich würden neue Anfragen gestellt. Auch in der Türkei sei die Kunde von dem internationalen Karnevalsverein bereits angekommen. "Ich habe erst gestern mit dem Oberbürgermeister der Stadt Bodrum telefoniert. Er kommt im März zur Touristikmesse nach Berlin. Dort holen wir ihn ab und fahren mit ihm nach Düsseldorf. Er ist sehr interessiert an unserem Verein und wir sehen gute Chancen, Bodrum als Partnerstadt für den DTC gewinnen zu können", sagt Yagan.

Im kommenden Jahr will der DTC einen Empfang ausrichten, bei dem sich die Mitglieder den Düsseldorfer Vereinen, der Politik und der Verwaltung vorstellen. Auf den Geschmack der Kamelle dürften die Gäste schon jetzt gespannt sein.

(RP/jco)
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