Schnapszahl-Ehen halten nicht lange Kein Ehe-Boom am 04.04.04

Berlin (ddp). Einen Ansturm heiratswilliger Paare auf die deutschen Standesämter wird es am 04.04.04 nicht geben. Das geringe Interesse an einer Schnapszahl-Trauung liegt aber nicht nur daran, dass der Termin diesmal auf einen Sonntag fällt, wenn die Behörden geschlossen sind. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur ddp am Mittwoch ergab, ist Heiraten an diesem Tag einfach nicht sonderlich gefragt. Möglicherweise hat sich herumgesprochen, dass solche Ehen laut Erkenntnissen des Bundesverbandes der Standesbeamten nur eine kurze Haltbarkeit haben.

"Die Erfahrung zeigt, dass solche Ehen deutlich früher geschieden werden", sagt Verbandsgeschäftsführer Dieter Hahnel im ddp-Interview. Offensichtlich glaubten diese Paare, "mit dem runden Datum das große Glück einfach gewonnen zu haben". Ein Blick auf die Zahlen vermittle jedoch einen anderen Eindruck.

Dies bestätigt auch der Vorsitzende des Berliner Fachverbandes der Standesbeamten, Klaus Reckling. "Wenn Ehen geschieden werden, geschieht dies normalerweise etwa nach acht oder neun Jahren. Schnapszahl-Ehen dagegen landen bereits nach drei bis vier Jahren vor dem Scheidungsrichter", sagt Reckling. Der Anteil der frühen Trennungen sei hier "überproportional hoch". So seien viele der am 9.9.1999 in Berlin geschlossenen Trauungen bereits passé.

Was manche aber dennoch nicht vom Schritt aufs Standesamt abhält. "Es sind vor allem sehr junge Männer und Frauen, die sich noch nicht über ihre Lebensgestaltung ganz im Klaren sind", weiß Reckling. Auch der 04.04.04 sei in Berlin als Trauungstermin "seit Weihnachten ausgebucht".

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen traut man sich am 04.04.2004 nicht so recht. Die Standesämter etwa in Köln und Düsseldorf und Dortmund-Innenstadt registrierten "keine besonders erhöhte Nachfrage" heiratswilliger Paare. Am 9.9.1999 hatte es beispielsweise in Köln und Düsseldorf noch einen Ansturm auf die Standesämter gegeben.

In der rheinland-pfälzischen Eifelstadt Mayen geben sich in der "Nacht der Ringe" 44 Paare aus ganz Deutschland um 4.04 Uhr das Ja-Wort. Das Standesamt der Stadt hat einen besonders romantischen Ort für die Trauungen am Schnapsdatum ausgewählt: die Genovevaburg und das Deutsche Schieferbergwerk.

In Bayern pochen fast alle größeren Standesämter am besagten Datum auf die Sonntagsruhe. Eine Ausnahme bildet das Regensburger Standesamt, das entgegen dem bayerischen Trend seine Pforten für Heiratswillige öffnet. "Normalerweise bieten wir zwei Samstage im Monat für Trauungen an", sagt der Leiter des Regensburger Standesamtes, Wilhelm Weinmann.

Wunschgeburten zum Schnapszahl-Datum soll es nicht geben. Heiko Leske, Sprecher des Universitätsklinikums Leipzig, versichert auf ddp-Anfrage, dass es keine Kaiserschnitte auf Wunsch geben werde. Auch die Krankenhäuser in Dresden, Chemnitz, Magdeburg, Halle und Jena wollen keine "04.04.04"-Kinderwünsche durch verfrühten Kaiserschnitt erfüllen.

Nach Angaben des Bundes Deutscher Hebammen (BDH) in Karlsruhe ist der Kaiserschnitt auf Wunsch neuester Trend. "In Deutschland wird inzwischen jedes fünfte Kind per Operation geboren, aber das birgt beträchtliche Risiken für Mutter und Kind", sagte Edith Wulber, Pressesprecherin des BDH. Prominente Mütter wie Claudia Schiffer oder Verona Feldbusch machten das Kinderkriegen nach dem Terminkalender vor.

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