Lucas Croon Klangkunst aus dem Keller

Lucas Croon ist eines der größten Talente der Düsseldorfer Musikszene. Im Kellerstudio produziert er elektronische Musik, die auch Labelbetreiber in den USA aufhorchen lässt. Nun tritt er beim Open Source Festival auf.

 Lucas Croon: Klangkunst aus dem Keller.

Lucas Croon: Klangkunst aus dem Keller.

Foto: Lucas Croon

Er höre nur noch Roxy Music, sagt Lucas Croon in seinem Kellerstudio in Derendorf, vor allem das späte und sehr elegante Album "Avalon". Er sieht tatsächlich ein wenig nach Bryan Ferry aus, dem Sänger von Roxy Music, wie eine jugendliche Ausgabe des Musikers. Der schmale Anzug, das weiße Hemd, der Schnitt der Haare, die Gewissheit, dass richtig ist, was er tut.

Croon ist 23 Jahre alt. Er hat das Abitur abgebrochen, will ausschließlich Musiker sein, Solo-Projekte vorantreiben und das Engagement bei seiner Band Stabil Elite. Er kellnert abends in der elterlichen Kneipe ein Stockwerk höher, "für die Miete", sagt er. Hier unten ist der Putz an einigen Stellen von den Wänden gefallen, und die Uhr des Radioweckers, die immer von Null zu zählen zu beginnt, wenn er morgens den Strom einschaltet, zeigt an, dass er bereits seit elf Stunden da ist. Croon meint es ernst. Was er aus den Geräten holt, dem Mischpult, dem Macbook, aus der Bandmaschine und dem Drumcomputer, klingt umwerfend. Das ist ein eigener Entwurf von elektronischer Musik. Sie ist sich der Tradition dieser Stadt bewusst, lässt Kraftwerk und Neu! anklingen, zitiert auch Gary Numan und die Zeit des New Wave. Aber sie ist doch eigenständig. Seine in die Percussion getupften Melodien sind nie kitschig, die Beats sitzen perfekt, man findet nichts, das man verbessern könnte.

Lucas Croon ist eines der größten Talente in der Musikszene Düsseldorfs. Es gibt dort keinen Musiker, der nicht von ihm schwärmen würde. Über seine Myspace-Seite wurde der legendäre US-Produzent Jamal Moss auf ihn aufmerksam, gerade erschien ein Stück von Croons Band auf Moss' Label Mathematics. Ein Ritterschlag. Der DJ und Produzent Prins Thomas empfahl ihn in der Fachzeitschrift "Groove" der Öffentlichkeit. Das Berliner Label Italic veröffentlicht seine Sachen. Es geht nun los.

Croon wurde in München geboren, lebt seit dem achten Geburtstag in Düsseldorf. Er hörte HipHop, machte Musik mit dem Atari und fühlte sich existenziell berührt, als "Moon Safari" erschien, das erste Album des französischen Elektronik-Duos Air. Im Salon des Amateurs am Grabbeplatz kam er mit der Musik in Kontakt, die ähnlich war und doch anders, gut jedenfalls, das war fortan seine Musik.

Durch Zufall kam Croon an seinen ersten Synthesizer. Er sollte nachsitzen, hatte wieder gefehlt im Lore-Lorentz-Berufskolleg Eller. Die Lehrerin bat ihn, die Rumpelkammer aufzuräumen. Dort lagerte ein Minimoog, ein Synthesizer von 1971, Kraftwerk benutzte so einen, er kostete damals so viel wie ein VW-Käfer. Das Ding sollte auf den Müll. Croon fragte, ob er es haben dürfe. Er durfte und fuhr mit dem schweren Gerät auf dem Schoß in der Straßenbahn heim.

Er hat sein Debütalbum so gut wie fertig. Er singt darauf zum ersten Mal. Vorspielen mag er nichts. "Noch nicht." Erst beim Open-Source-Festival am 7. August. Seine Gesangspremiere werde das.

Klingt verheißungsvoll, sagt man. Croon nickt ernst.

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