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Prozess vor dem Landgericht Kredit für Pooths Aston Martin

Düsseldorf · Ex-Stadtsparkassen-Vorstand Stiegemann hat die Kreditlinie für die Pooth-Firma Maxfield im Alleingang erhöht, obwohl ein zweiter Vorstand hätte gegenzeichnen müssen. Zusätzliches Geld wurde von Pooth für ein Luxus-Auto ausgegeben.

 Karl-Heinz Stiegemann soll nach Auffassung der Stadtsparkasse für das Darlehen an Pooth haften.

Karl-Heinz Stiegemann soll nach Auffassung der Stadtsparkasse für das Darlehen an Pooth haften.

Foto: dapd

Die Chance der Stadtsparkasse, ihren Ex-Vorstand Karl-Heinz Stiegemann für 550.000 Euro aus ungesicherten Darlehen an die Pleite-Firma Maxfield von Franjo Pooth haftbar zu machen, ist am Mittwoch vor dem Landgericht gestiegen.

Als Zeuge trat ein Bankmitarbeiter auf, der jahrelang Maxfield und auch das Ehepaar Franjo und Verona Pooth betreut hatte. Er sagte, dass Stiegemann das Überziehungslimit für die Pooth-Firma Mitte 2007, also sechs Monate vor deren Pleite, im Alleingang um 2,8 Millionen Euro erhöht habe. Aus diesem Zusatzkredit bezahlte Pooth dann per Blitzüberweisung auch einen britischen Edel-Sportwagen der Marke Aston Martin.

Eine Anwältin wich dem Kundenbetreuer der Sparkasse gestern im Zeugenstand nicht von der Seite. Denn formell war der 43-Jährige für die jetzt heftig umstrittenen Bankgeschäfte mit der Franjo-Pooth-Firma und das Promi-Ehepaar Pooth zuständig. Die Millionenkredite an Maxfield habe er aber bloß bearbeitet. Entschieden wurde über das Engagement der Stadtsparkasse damals stets auf Vorstandsebene. So auch Anfang Juli 2007.

Nur wenige Tage nach einem opulenten Abendmahl der inzwischen entlassenen Bankvorstände Heinz Martin Humme und Karl-Heinz Stiegemann mit dem Ehepaar Pooth im "Monkeys West" (das mit 1035,50 Euro plus 100 Euro Trinkgeld auf Kosten der Stadtsparkasse ging) habe Stiegemann beim Kundenbetreuer angerufen und jene Aufstockung des Überziehungskredits für Maxfield "gewünscht". Der Bankmitarbeiter habe die Unterlagen vorbereitet und Stiegemann vorgelegt. Hier wären eigentlich Unterschriften von zwei Bankvorständen nötig gewesen, so der Kundenbetreuer. Darauf habe er Stiegemann auch hingewiesen. Doch Stiegemann habe die Papiere im Alleingang abgezeichnet, die sofortige Freigabe des Betrages angeordnet. "Das Geld sollte fließen", so der Zeuge. Details "hatten mich nicht zu interessieren. Ich hatte ja die Unterschrift vom Vorgesetzten meines Vorgesetzten!"

Stiegemann forderte zwar, zur Absicherung der Bank solle auch eine Grundschuld auf eine Meerbuscher Immobilie der Eheleute Pooth eingetragen werden. Das habe Franjo Pooth ihm versprochen. Tatsächlich gehört jenes Grundstück aber zur Hälfte Verona Pooth. Und als der Überziehungskredit in Millionenhöhe freigegeben war, habe die Pooth-Gattin dem Eintrag der Grundschuld zugunsten der Bank dann doch nicht zugestimmt.

"Die ganze Überziehung war ungesichert", so der Vorsitzende Richter kopfschüttelnd. Zumal Franjo Pooth aus dem angeblich dringend für die Firma benötigten Kredit rund 250 000 Euro per Blitz-Überweisung gleich für den Kauf eines britischen Nobel-Sportwagens ausgab. Dieser Betrag sei wenige Tage später bereits "zurückgeflossen", so der Kundenbetreuer. Aber an weitere Details könne er sich nicht erinnern. Der Schadenersatzprozess der Bank gegen Stiegemann geht weiter. Im Verfahren gerät auch die damalige Kontrolle der Sparkasse (verantwortlich: der inzwischen ausgeschiedene Vorstand Bernd Eversmann) immer mehr ins Visier — offenbar war sie weniger streng als vorgeschrieben.

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