Düsseldorf 5000 feiern beim Open Source Festival

Düsseldorf · 17 Bands aus der alternativen Elektro- und Rockmusikszene spielten am Wochenende beim Open Source Festival auf der Galopprennbahn in Grafenberg.

Das Open-Source-Festival in Düsseldorf 2013
10 Bilder

Das Open-Source-Festival in Düsseldorf 2013

10 Bilder
Foto: TONIGHT.de/Dariusz Misztal

Silberglänzendes Kunststoffband flattert über die Bühne, es funkelt in der Sonne. Bunte Girlanden ziehen sich durch das Publikum. Hunderte Arme gehen in die Höhe, die Menge tanzt. Von der Bühne schallt wilder Elektropop, der Sänger singt mit schriller Piepsstimme. Die isländische Band FM Belfast spielt am frühen Samstagabend beim achten Open Source Festival.

Es ist eine wahnsinnige Party. Etwa 5000 Zuschauer sind an diesem Wochenende auf die Galopprennbahn in Grafenberg gekommen, um 17 Bands zu sehen. Auf drei Bühnen gibt es Popkünstler, überwiegend aus dem Bereich der Elektro- und Rockmusik. Die fünf Musiker aus Reykjavik, die gerade im Begriff sind, die Hauptbühne aus den Angeln zu heben, sind bekannt für ihre impulsiven Konzerte. Gegen Ende lassen die Herren die Hüllen fallen, stehen nur noch in Unterwäsche auf der Bühne. Nur wenige Meter weiter hockt ein junger Mann auf dem Boden. Er trägt einen ausgeblichenen Pulli mit Blümchenmuster und hält ein Bier in der Hand. Immer wieder nickt er ein. Er sitzt in der ersten Reihe der "Young Talent Stage". Sie ist winzig, besteht nur aus zwei roten Baucontainern. Hier treten Nachwuchskünstler aus der Region auf. Gerade spielen die Grandbrothers aus Düsseldorf. Auch wenn die Vermutung naheliegen mag: Es muss nicht am Pils liegen, dass der junge Zuschauer am Bühnenrand immer wieder eindöst. Das Duo um Erol Sarp und Lukas Vogel macht angenehm sanfte Elektromusik. Sie ist so schön, dass man die Augen schließen möchte.

Die Nachwuchsarbeit steht im Fokus des Open Source Festivals — nicht nur auf der Bühne. Auch Designer, Künstler und Jungunternehmer aus Düsseldorf bekommen eine Plattform. Bei den "Open Squares", einem kleinen Zeltdorf rund um das Wettbüro der Galopprennbahn, präsentieren sie ihre kreativen Arbeiten. Zum Beispiel veranstaltet die Projektgruppe GoPhoto eine Live-Ausstellung: Per Smartphone schicken ihr die Besucher Fotos vom Gelände. So entsteht an der Zeltwand Stück für Stück eine Collage, die die Eindrücke des Festivals widerspiegelt. In den Nachbarzelten verkauft eine junge Designerin Modeschmuck, eine andere bietet Secondhand-Kleider aus den 60er Jahren an. Vintage-Mode ist angesagt. Viele Besucher tragen enge Röhrenjeans, Karohemden und Buddy-Holly-Brillen. An ihren Schultern baumeln Jutebeutel. Die Herren tragen Vollbart, die Damen einen Dutt. Sie stehen im Widerspruch zum piekfeinen Publikum, das sich sonst auf der Anlage der Galopprennbahn tummelt. Überhaupt wirkt das Gelände eher untypisch für ein Popfestival.

Während FM Belfast die skurrile und bunte Party auf der Bühne feiern, schlagen dahinter Golfer ihre Bälle über den perfekt gestutzten Rasen. Der Golfclub Grafenberg hat seine Vereinsanlage im Herzen der Galopprennbahn. Immer wieder blicken Neugierige über den Zaun, um einen Blick auf die Atmosphäre der Rennbahn zu erhaschen. Pünktlich zum Sonnenuntergang steht die Band Dinosaur Jr. auf der Bühne. Sie ist der Hauptakt des Abends. Doch der Auftritt des amerikanischen Rocktrios will nicht so recht gelingen. Erst macht die Gitarre von Sänger Joseph Mascis schlapp, dann streikt das Mikrofon. Eine Frau im Publikum ist genervt, sie ruft: "Der Ton hier ist echt miserabel." Dinosaurier brauchen eben etwas, bis sie in Fahrt kommen.

Erst nach einer Stunde scheinen die Probleme behoben zu sein, aber da ist das Konzert auch fast schon vorbei. Eine Zugabe gibt es nicht. Pfiffe erklingen, die Dinosaurier stapfen davon. Raptoren sind eben nicht so leicht zu bändigen.

(ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort