Verschollenes Christus-Bild Kunstwerk in St. Andreas entdeckt

Düsseldorf · Ein lange verschollenes Bild, das Christus im Grab zeigt, wurde 2009 bei Aufräumarbeiten in der Kirchenempore gefunden. Es stammt vom beinahe vergessenen Düsseldorfer Maler Adolf Graß (1841-1926). Nach der Restaurierung soll es einen festen Platz im Gotteshaus erhalten.

 Restaurator Andreas Hoppmann vor dem Gemälde von Adolf Graß.

Restaurator Andreas Hoppmann vor dem Gemälde von Adolf Graß.

Foto: Bretz, Andreas

Die Entdeckung war eine kleine, die Spurensuche eine große und doch unvollendete Sensation. Denn manche Dinge wirken besonders kostbar, indem sie ihre Geheimnisse bewahren. So war es 2009, als bei Aufräumarbeiten in Abstellräumen auf der Kirchenempore von St. Andreas ein stark beschädigtes und beschmutztes Bild gefunden wurde, das einem Künstler der Düsseldorfer Malerschule zugeschrieben wird. Es zeigt den Leichnam Christi im Grab, drapiert mit Leinentüchern. Der Maler selbst ist einem größeren Publikum unbekannt, und außer Eckdaten weiß man heute nur noch wenig über ihn.

Schüler von Schadow

Adolf Graß wurde am 12. November 1841 in Düsseldorf geboren. Er studierte an der Kunstakademie unter Eduard Bendemann und Carl Ferdinand, beide Schüler von Akademiedirektor Friedrich Wilhelm von Schadow. Studienaufenthalte führten ihn nach Rom und Bozen. 1891 zog Graß nach Innsbruck, später auf den Erlacherhof in Gries, Südtirol. Er war Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und im "Verein Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfe". Überliefert ist ein Porträt von Wilhelmine Luise Heyl von 1874. Die Heyls waren eine prominente Industriellenfamilie in Worms. 1877 stellte Graß beim "Kunstverein für die Rheinlande und Westphalen" aus. 1888 und 1889 beteiligte er sich an Ausstellungen in seiner Heimatstadt. Adolf Graß starb am 29. Oktober 1926 in Bozen.

Die Signatur auf dem verschollenen und vor zwei Jahren wiederentdeckten Ölbildnis verrät die Urheberschaft und das Entstehungsjahr 1886. Woher das Bild stammt, wo es einmal zu sehen war, ob es sich um eine Auftragsarbeit handelt — all dies ist unbekannt. Pater Elias Füllenbach vom Dominikanerkloster St. Andreas ist mit seiner Recherche an Grenzen gestoßen: "Wir wissen, dass Graß kleinere Bilder für den Hausgebrauch gemalt hat, aber die Quellen sind dürftig".

Das nun restaurierte 2,38 mal 1,01 Meter große Bild könnte aus der 1906 abgerissenen Garnisonskirche St. Anna an der Kasernenstraße stammen. Doch das ist auch nur eine Vermutung, sagt Pater Elias. Die Restaurierung war für ihn Ehrensache: "Wir wollen dafür werben, dass auch diese religiöse Kunst aus ihrer Zeit heraus verstanden wird." "Ich habe mich schon gefragt, ob das Bild noch zu retten ist", sagt Andreas Hoppmann. Der Kölner Restaurator hat das Werk schließlich mit viel Liebe zum Detail, mit Farbe, zusätzlicher Leinwand und einem neuen Spannrahmen wiederhergestellt. Veranschlagt waren dafür 244 Arbeitsstunden. Hoppmann: "Es sind dann doch deutlich mehr geworden." Über die Kosten für die Restaurierung möchten weder Pater Elias noch Hoppmann etwas sagen, nur so viel: "Das Erzbistum Köln hat einen großen Teil übernommen."

Der Spannrahmen war zerfressen, Risse und Löcher klafften im Bild, die Leinwand war völlig verrußt, Brauntöne waren schwarz geworden — ein Bild des Jammers. Jetzt sieht das Passionsgemälde zwar nicht neu aus — dagegen spricht der eher konservative Malstil im Sinne der Nazarener —, doch es sind keine altersbedingten Beschädigungen mehr zu erkennen. Das Bild soll am Wochenende öffentlich ausgestellt werden, zunächst in der Taufkapelle der Kirche. Den endgültigen Platz erhält es Anfang 2012 — dann wohl an der Orgelempore der Klosterkirche.

(RP/jco)
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