Düsseldorf „Nacht der Museen“ zeigt große Vielfalt der Kunst

Düsseldorf · Die Nacht der Museen 2013 war wieder ein großer Erfolg. Mehr als 23.000 Besucher erkundeten die Düsseldorfer Kulturlandschaft bei Nacht. Wartezeiten gab es zwischen 19 und 2 Uhr vor den großen Kunsthäusern der Stadtmitte. Aber auch das Landeskriminalamt und das Haus der Architekten waren zeitweise überfüllt. Zum Programm gehörten auch Führungen, eine Versteigerung, Spaziergänge und Lesungen.

Die "Düsseldorfer Nacht der Museen 2013" hatte kaum begonnen, da hieß es vor dem Haus der Architekten im Medienhafen bereits: Warten und Drängeln. Weil Schauspieler Daniel Brühl für 19.45 Uhr zu einer Lesung eingeladen hatte, waren ganz frühe Besucher schon vor 19 Uhr dort. Schnell war der Lesesaal im Haus der Architekten überfüllt. Die Veranstalter hatten mit dem großen Interesse gerechnet und je eine Leinwand auf der ersten Etage und eine im Erdgeschoss aufgestellt, auf denen die Besucher dann hören und sehen, wie Brühl aus seinem Buch "Ein Tag in Barcelona" las.

Ruhiger war es in einem der kleineren Kunsträume. Die Aktion "Szenografiert" präsentierte in der Unterbilker Galerie "Teilmöbliert" Kunst im öffentlichen Raum. Zu sehen gab es Fotografien von Uwe Weber, Sitzmöbel aus alten Straßenlaternen, Objektkunst aus Kleiderbügeln sowie designte Türen von Andreas Müller-Eissing. Das Geschäft an der Lorettostraße füllte sich nur langsam mit Gästen. "Der Shuttlebus hält nicht an der Lorettostraße, so dass wir etwas abseits liegen", kritisierte Christian Lessing, einer der zehn Teilhaber von Teilmöbliert.

Das K20 am Grabbeplatz öffnete für die Nacht der Museen seine Ausstellung "Die Bildhauer - Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute". Tausende Neugierige ließen sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen und sahen sich die Werke an. Museumsdirektorin Marion Ackermann hofft, dass es für die Gäste nicht bei einem Besuch im Jahr bleibt. "Es wäre doch schön, wenn die Besucher die Nacht der Museen zum Anlass nehmen, bald wieder zu kommen und sich die Werke in Ruhe anzusehen", sagt sie. Im Auditorium des K20 sollten zahlreiche Bilder und Skulpturen den Besitzer wechseln. Die Wirtschaftsprüferfirma Ernst & Young präsentierte mehr als 32 Werke junger Künstler der Akademie. "Eine bessere Werbung, als an diesem Abend ausgestellt zu werden, kann es für einen jungen Künstler gar nicht geben", sagte Wolfgang Westphälinger, Manager bei Ernst & Young. Westphälinger erwartete einen Erlös bis zum 60 000 Euro. Ob diese Summe erreicht wurde, ist fraglich. Nicht jedes Kunstwerk konnte Paulina Cramer von Christie's unter den Hammer bringen. Die Einnahmen gehen an die Künstler sowie an den Düsseldorfer Künstlerverein 701.

Dass die Ausstellungsräume rund um den Grabbeplatz zu den Besuchermagneten der Nacht der Museen zählte, überraschte nicht.Vor Kunsthalle, Schmela Haus und Salon des Amateurs gab es zuweilen Wartezeiten, und ebenso das Museum Kunstpalast hatten viele Besucher auf ihrer Liste.

Auch das Landeskriminalamt an der Völklinger Straße ist wohl selten mit so vielen Menschen gefüllt wie bei der Nacht der Museen. Die Besucher hatten mehrere Gründe, durch die Gänge und Säle zu gehen. "Hier kommt man ja selten her", sagt Wolfgang Schmitz, Besucher aus Düsseldorf-Rath. "Ich wollte mal sehen, wie meine Steuergelder investiert sind." Auch Kunst gab es im Landeskriminalamt — allerdings hatten die Werke viele Mängel: Die Schau zeigte gefälschte Bilder und Skulpturen vergangener Strafverfahren. "Eigentlich sind Fälschungen ja praktisch", sagte Besucherin Daniela Krakowski gelassen. "Man kann sie gut abstauben, und die Versicherung ist nicht so teuer." Die Fotografin Katharina Nitz sorgte im Foyer mit ihrer Serie "Die weißen Frauen" für Aufsehen. Die Duisburgerin hatte echte Morde nachgestellt, etwa eine Frau, die ihre Neugeborenen tötete und in Blumenkübeln vergrub. "Das Landeskriminalamt stand meiner Ausstellung erst kritisch gegenüber", sagt Nitz. "Aber als erkannt wurde, dass ich nicht Gewalt oder Blut, sondern künstliche Szenen zeige, willigten sie ein."

Die Düsseldorfer Nacht der Museen ist nicht ausschließlich wegen Bildender Kunst wie Malerei und Bildhauerei beliebt. Im Filmmuseum sahen sich zahlreiche Besucher ausgestellten Filmrequisiten und Kostüme an. In der Black Box, dem Kino im Filmmuseum, waren vor vollem Haus vier Mal Kurzfilme zu sehen. Gruseliges zeigte das Multiplexkino UCI Kinowelt im Medienhafen. "Dark Tales — die besten Kurzfilme aus Neuseeland" stand ab 19 Uhr für Karteninhaber der "Nacht der Museen" auf dem Programm. "Unsere Teilnahme an der langen Museumsnacht war sehr erfolgreich", sagt Kino-Leiter Stephan Rottels. "Wir haben die 90-minütige Kurzfilmrolle in einem Saal mit 350 Plätzen ab 19 Uhr in Schleife gespielt. Zwischen 21.00 Uhr und Mitternacht war es teils so voll, dass wir den Einlass steuerten, weil die Besucher bereits auf den Treppenstufen im Saal saßen."

Alternative Kunst gab es bei "Boui Boui Bilk" zu sehen. Auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik Max Mothes an der Suitbertusstraße hatte die Firma "0049 events" Künstlerateliers eingerichtet und öffneten diese erstmals anlässlich der "Nacht der Museen". Auf mehreren Tausend Quadratmetern zeigten die jungen Kreativen ihre Werke, die teilweise gar nicht nach Kunst aussahen. In Halle 4 etwa mag sich so mancher Besucher gefragt haben: "Ist das Müll oder Kunst?", und die Antwort lautete: "Beides." Hinter den zu Skulpturen aufgetürmten Abfällen, verbogener Einkaufswaren, verrotteter Planen und schmutziger Stoffe steht ein Konzept. "Vor einigen Wochen brachten die Veranstalter jede Menge Sperrmüll hierher", sagt Melany Melanovic. Sie studiert Architektur an der FH Düsseldorf und nahm an dem Projekt teil. Neun Kreative, je drei Architekten, drei Künstler und drei Designer, hatten 24 Stunden Zeit, aus dem Unrat innovative Kunst zu machen. Vorgegeben waren nur Zitate mit gesellschaftskritischen Inhalten. Das Werk von Melany Melanovic besteht aus Holzlatten, bemalter Abdeckplane und Schriftzügen, wie sie einst in Zeitungen standen. Die alternative Kunst bleibt über die "Nacht der Museen 2013" nicht lange bestehen und wird wohl wieder dort landen, wo die Einzelteile herkamen — auf dem Sperrmüll. Aber digital soll das Projekt erhalten bleiben. "Wir wurden bei der Arbeit gefilmt und fotografiert", sagt Milanovic. "Bald soll es eine DVD zu diesem Projekt geben."

(ila/EW)
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