Expertentreffen Männerkongress in Düsseldorf

Düsseldorf · An der Heinrich-Heinrich-Universität treffen sich nächste Woche Experten aus ganz Deutschland, um sich zwei Tage lang einem einzigen Thema zu widmen – dem Mann. Sie drängen auf ein neues Rollenbild und werben um Verständnis, auch bei Frauen.

An der Heinrich-Heinrich-Universität treffen sich nächste Woche Experten aus ganz Deutschland, um sich zwei Tage lang einem einzigen Thema zu widmen — dem Mann. Sie drängen auf ein neues Rollenbild und werben um Verständnis, auch bei Frauen.

Wann ist ein Mann ein Ma-a-ann? Schon in den 80er Jahren beschwor Sänger Herbert Grönemeyer die Identitätskrise des angeblich so starken Geschlechts. Männer haben's schwer, nehmen's leicht. Wie wahr, können Wissenschaftler knapp dreißig Jahre später bestätigen. Das herkömmliche Männerbild ist ins Wanken geraten.

Eine Entwicklung, die die Gesellschaft mit voller Wucht treffen wird, wenn nichts dagegen unternommen wird. "Wir müssen uns neu aufstellen und orientieren", lautet die Botschaft von Matthias Franz, Professor am Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der in der kommenden Woche den ersten interdisziplinären Männerkongress an der Universität Düsseldorf organisiert.

"Auf dieser Welt unersetzlich"

Der Hilferuf ertönt aus drei Richtungen: 1. Um die Gesundheit der Männer ist es schlecht bestellt. 2. In Bildung, Ausbildung und Beruf sind Jungen und Männer ins Hintertreffen geraten. 3. Selbstwahrnehmung und Identitätsfindung der Männer sind empfindlich gestört. "Die Krise des Mannes hat dazu geführt, dass viele nicht mehr in der Lage sind, angstfrei eine Beziehung zu führen. Sie sind bindungsunfähig. Viele Männer bleiben kinderlos und allein", so Franz.

Da sie weniger Schwäche zeigen können als Frauen, gehen sie auch größere Gesundheitsrisiken ein. Die Lebenserwartung der Männer liegt sechs Jahre unter der von Frauen, weil Männer Ärzte meiden, weniger Hilfe suchen, sich häufiger umbringen. "Männer zahlen einen hohen Preis in unserer Gesellschaft", sagt Franz und führt das auch darauf zurück, dass entsprechende Hilfsangebote fehlen.

Aus Sicht der Experten sollte sich die Aufmerksamkeit viel früher auf die Probleme der Männer richten. Franz: "Wir brauchen dringend eine Jungenförderung." Seit etwa 20 Jahren verschlechtern sich die Bildungserfolge der Jungen. Mittlerweile sind etwa zwei Drittel der Schulabbrecher, Sonderschüler oder Sitzenbleiber Jungen. Die gestörte Entwicklung führt der Psychotherapeut vor allem auf die veränderten Rahmenbedingungen zurück. "Es fehlen die echten, emotional präsenten Männer, die den Jungen den männlichen Weg nach außen aber auch nach innen zeigen."

Jungen wüchsen vielmehr unter Frauen auf. "Die weibliche Dominanz ist in den frühkindlichen Jahren sehr ausgeprägt, das hinterlässt Wirkung." Und betrifft in der Folge auch die Frauen. Franz: "Wenn der Anteil der früh verunsicherten und damit häufig latent frauenfeindlichen Männer weiter steigt, werden unseren starken Frauen die Partner ausgehen!"

Der Appell der Kongressteilnehmer aus den Bereichen, Psychotherapie, Soziologie, Sozialwissenschaft und Verhaltensforschung ist deshalb eindeutig: Ein neues Männerbild muss her. Und wenn Frauen beim Thema "Männerkongress" eher die Nase rümpfen mögen, weil sie in der Gesellschaft an vielen Stellen nach wie vor benachteiligt sind, wirbt Franz um Verständnis: "Bei den Frauen herrscht aufgrund der Entwicklung eine tiefe Enttäuschung über die Männer vor. Aber sie sind uns 20 Jahre voraus und können nur profitieren, wenn wir die benannten Großbaustellen bei Männern angehen." Wie sang noch Grönemeyer: "Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich…" Deshalb sind Frauen natürlich ebenso zum Kongress eingeladen wie die, um die es geht.

(RP)
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