Abhörsicheres Handy Merkel vertraut Secusmart

Düsseldorf · Ein Unternehmen im Arag-Hochhaus stellt abhörsichere Mobiltelefone her. Bekannteste Kundin von Secusmart: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Firma besetzte mit der von ihr entwickelten Technik einen Nischenmarkt und konnte ihre Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr verdreifachen.

 Das Krypto-Handy unterscheidet sich von anderen durch einen kleinen Chip. Torsten Jüngling und Hans-Christoph Quelle (v.l.) gründeten vor zwei Jahren das Unternehmen Secusmart, das die Technik entwickelte.

Das Krypto-Handy unterscheidet sich von anderen durch einen kleinen Chip. Torsten Jüngling und Hans-Christoph Quelle (v.l.) gründeten vor zwei Jahren das Unternehmen Secusmart, das die Technik entwickelte.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Auf den ersten Blick wirken die Räume der Firma Secusmart nicht so, als hätte man dort etwas zu verbergen: Helle, lichtdurchflutete Räume, riesige Fenster und Trennwände aus Glas empfangen den Besucher im Arag-Hochhaus am Mörsenbroicher Ei. Und doch ist das Kerngeschäft des Düsseldorfer Unternehmens die Wahrung von Geheimnissen.

Denn Secusmart stellt abhörsichere Mobiltelefone, so genannte Krypto-Handys, her. Einer der wichtigsten Aufträge der jungen Firma: Eine Bestellung des Bundesministeriums des Inneren. Die Berliner Behörde orderte bei den Düsseldorfern mehrere tausend Krypto-Handys, unter anderem benutzt Bundeskanzlerin Angela Merkel in Zukunft ein solches Mobiltelefon. Einen sichtbaren Unterschied zu handelsüblichen Modellen gibt es allerdings nicht. "Die Mobiltelefone weisen nach außen keine besonderen Merkmale auf", sagt Secusmart-Sprecherin Swenja Kremer.

Vor zwei Jahren gegründet

Gegründet wurde das Unternehmen vor zwei Jahren von Hans-Christoph Quelle, Christoph Erdmann und Torsten Jüngling. Das nötige Know-how aus der Kommunikationsbranche brachten die Gründer mit: Jüngling arbeitete vorher für ein IT-Unternehmen, dessen Fokus auf Online-Kommunikation und sozialen Netzwerken liegt, Quelle und Erdmann waren beim Mobilfunkanbieter Nokia beschäftigt. Quelle arbeitete dort für eine Forschungsgruppe mit dem Titel "secur voice". Das Team suchte nach Möglichkeiten, abhörsicheres Kommunizieren nutzbar zu machen. Da es sich um einen Nischenmarkt handelt, war dieser Ansatz für das Großunternehmen Nokia jedoch wenig interessant. Im eigenen Unternehmen konnte Quelle mit Erdmann und Jüngling die Technik weiterentwickeln.

Mit der Konzentration auf abhörsichere Kommunikation folgt Secusmart einem Trend. "Wichtige Gespräche werden heute zunehmend unterwegs geführt. Auch strategische und taktische Entscheidungen werden von unterwegs getroffen", so Quelle.

Das Geschäftsmodell zeigte schnell Erfolge. "Wir haben seit Anfang des Jahres 2009 unsere Mitarbeiterzahl verdreifacht — und das in Zeiten der Krise", betont Swenja Kremer. 16 Personen arbeiten aktuell für Secusmart, unter anderem in der eigenen Abteilung für Entwicklung und Forschung. Dort werden neue Wege gesucht, Nachrichten zu verschlüsseln. Die Lösung liegt in einem kleinen Chip, der handelsüblichen Handys eingesetzt werden kann. Er verschlüsselt die am Telefon gesprochenen Wörter und verhindert so, dass sie abgehört werden können. "Diesen Code zu entschlüsseln würde schätzungsweise 100 Jahre dauern", so Kremer.

Bisher ungelöst ist das Problem der SMS-Nachrichten. Diese können noch nicht sicher übermittelt werden. Im kommenden Jahr soll sich das ändern: "Wir werden auf der Cebit 2010 eine Lösung für SMS und auch für per Handy vermittelte Emails vorstellen", sagt Kremer. Das werde auch auf das Düsseldorfer Unternehmen eine positiven Effekt haben. Kremer: "Wir werden weiter wachsen."

(RP)
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