Sparprogramm Metro streicht 300 Stellen in Düsseldorf

Düsseldorf · In der Düsseldorfer Zentrale des Handelskonzerns Metro sollen 300 Jobs wegfallen. Mehr als 300 weitere Stellen will das Unternehmen in der Datenverarbeitung streichen.

 Metro streicht Stellen - vor allem Düsseldorf ist betroffen.

Metro streicht Stellen - vor allem Düsseldorf ist betroffen.

Foto: dapd, Roberto Pfeil

Der von der Euro-Krise gebeutelte und mit internen Umbauten beschäftigte Handelskonzern erwartet nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal so schnell keine Besserung.

Die Konsumschwäche in Südeuropa daure an, der Umbau des Unternehmens brauche seine Zeit, sagte der neue Metro-Chef Olaf Koch am Dienstag in Düsseldorf. "Wir verfolgen eine langfristige Strategie." Koch will die Umsätze ankurbeln und dazu den Service für die Kunden verbessern und diesen attraktivere Preise bieten. Dadurch geraten aber die Gewinne unter Druck. Für Abhilfe könnten hier Verkäufe schaffen: Der Manager will bis Ende Dezember Immobilien versilbern - und könnte sich auch vom Osteuropa-Geschäft der Supermarktkette Real trennen.

Die Situation der Metro sei in den vergangenen Wochen "alles andere als erfreulich" gewesen, räumte der seit Jahresbeginn an der Metro-Spitze stehende Koch ein. Der größte deutsche Handelskonzern musste den Abstieg seiner Aktie aus dem Dax verkraften, Anfang Oktober musste Koch sein Gewinnziel für 2012 einstampfen und wichtige Rating-Agenturen stuften den Konzern auch noch herunter.

Metro sei eine "Baustelle" - er könne diesem Bild nicht widersprechen, sagte Koch. Der Umbau des Konzerns sei abseits des Quartalsrhythmus langfristig angelegt - und zeige auch erste Erfolge. So steige die Produktivität, das zukunftsträchtige Online-Geschäft lege zu, der Konzern verkaufe verstärkt auch Eigenmarken, die mehr Gewinn bringen, und gewinne Marktanteile.

Die für den Umbau nötigen Investitionen hinterließen ebenfalls Spuren in der Bilanz: Bei einem leicht auf 15,9 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz schrumpfte der operative Gewinn (Ebit) im dritten Quartal deutlich auf 346 (Vorjahr: 563) Millionen Euro, wie Koch und Finanzvorstand Mark Frese berichteten.

Unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Anteilen Dritter von 77 (190) Millionen Euro - im Vorjahr hatten noch umfangreiche Verkäufe von Immobilien den Gewinn in die Höhe getrieben. Die Ertragszahlen blieben damit deutlich unter den Erwartungen des Marktes. Von Reuters befragte Analysten hatten bei einem Umsatz von 15,9 Milliarden Euro ein Ebit von 423 Millionen Euro und einen Überschuss von 162 Millionen Euro erwartet. "Die Zahlen sind enttäuschend", bilanzierte ein Händler. Dennoch legten die zuletzt arg gebeutelten Metro-Aktien bis zum Nachmittag um knapp vier Prozent auf 22,19 Euro zu.
Koch rechnet im laufenden Geschäftsjahr noch mit einem operativen Gewinn (Ebit) vor Sonderfaktoren von rund zwei Milliarden Euro - weniger als noch 2011. Nach neun Monaten lag die Kennziffer bei 704 Millionen Euro, der Konzern muss also im wichtigen Weihnachtsgeschäft deutlich Boden gutmachen, um das bereits reduzierte Ziel noch zu erreichen. Das Ziel, den Umsatz gegenüber 2011 zu steigern, bekräftigte Koch am Dienstag erneut.

Metro musste von Juli bis September in Deutschland ein leichtes Umsatzminus hinnehmen, in den Ländern Westeuropas schrumpften die Erlöse indes deutlich um 5,4 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. In Osteuropa und Asien konnte Metro dagegen zulegen. Auch für den Rest des Jahres erwartet der Konzern, dass Rekordarbeitslosigkeit und Sparpakete der Regierungen in den Krisenländern Südeuropas die Konsumausgaben dort "erheblich belasten", räumte Koch ein. Auch der französische Wettbewerber Carrefour hatte für das dritte Quartal ein leichtes Umsatzplus vermeldet - und ebenfalls eine weitere Schwäche der Märkte in Italien und Spanien beklagt.

Bis zum Jahresende will der Metro-Vorstand nun über die Zukunft der Supermarktkette Real entscheiden. Eine Trennung von den Geschäften der Kette in Osteuropa sei dabei eine Option, sagte Koch. Immer wieder klopften Interessenten an. Bereits im August hatte es in Branchenkreisen geheißen, Metro sondiere einen Verkauf. Real betreibt in Osteuropa und der Türkei 108 Filialen, in Deutschland sind es 312 Standorte. Analysten zufolge muss der Konzern das Osteuropa-Geschäft nicht am Stück verkaufen - es sei auch möglich, dass einzelne Landesgesellschaften an Wettbewerber gingen.

(REU)
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