Düsseldorf Mobile Redaktion U81: Brücke contra Tunnel

Düsseldorf · Rund 80 Bürger kamen zur RP-Veranstaltung, um mit Verkehrsplanern und Politikern über die neue Stadtbahn-Trasse zu diskutieren.

Verkehrsdezernent Stephan Keller (mit Krawatte) beantwortet bei der von den RP-Redakteuren Denisa Richters und Jörg Janßen (li. im Bild) moderierten Diskussion Fragen der Bürger.

Verkehrsdezernent Stephan Keller (mit Krawatte) beantwortet bei der von den RP-Redakteuren Denisa Richters und Jörg Janßen (li. im Bild) moderierten Diskussion Fragen der Bürger.

Foto: Andreas Bretz

Es soll eines der wichtigsten Verkehrsprojekte der nächsten Jahre werden, doch schon die ersten konkreten Pläne zur neuen Stadtbahnlinie U81 sorgen für Streit. Bürger im Norden sind dagegen, dass eine Hochbrücke die künftigen U81-Haltepunkte Freiligrathplatz und Flughafen miteinander verbindet. Sie fordern eine Tunnellösung.

Stephan Keller, Verkehrsdezernent im Rathaus, versicherte, man habe die Brücke und einen Tunnel untersucht: "Die Tunnellösung würde 184 Millionen Euro kosten und wäre damit 30 Millionen Euro teurer." Auch die Kosten für Unterhalt und Betrieb lägen bei einem Tunnel höher. Viel entscheidender sei, dass die unterirdische Lösung bei der vom Bund geforderten Kosten-Nutzen-Rechnung einen Verkehrswert unter 1,0 ergebe. "In diesem Fall fließen keine Fördergelder von Bund und Land." Bei der Brücke liege der Verkehrswert dagegen bei knapp 1,2. Deshalb dürfe die Stadt mit etwa 90 Millionen Euro aus den Zuschuss-Töpfen rechnen.

Siegfried Küsel, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Lohausen-Stockum, bezweifelt das. Mit zahlreichen Anwohnern teilt er die Sorge, dass die durch Flughafen, A 44 und B 8 n ohnehin hohe Lärmbelastung mit einer Brücke weiter steigen könnte. Sie werfen der Stadt vor, nicht mit offenen Karten zu spielen. "Die Brücke bringt mit ihrem zusätzlichen Lärm das Fass hier vor Ort zum Überlaufen, außerdem verschandelt sie das ganze Viertel", sagte Jörg Tuhrow.

Aus dem Linksrheinischen kam Rolf-Ingo Guderian zur Diskussion. Er sorgte sich, dass das Projekt am Ende — wie so viele in Deutschland — deutlich teurer wird, als von der Politik beschlossen."Ihre Interessen werden gehört", versicherte Stephan Soll, Verkehrsexperte der Grünen-Ratsfraktion. Man stehe jedoch erst am Beginn des Verfahrens, der Bedarfsbeschluss für diesen ersten Bauabschnitt werde im Herbst vom Stadtrat gefasst. Erst dann beginne die offene Diskussion, auch mit den Bürgern.

Eine klare Position vertrat Bezirksvorsteher Ulrich Decker (CDU). Wie die gesamte Bezirksvertretung 5 lehnt er die Brücke ab. Und widerspricht damit seinen Parteifreunden im Verkehrsausschuss des Rates. "Ich muss hier die Interessen vor Ort vertreten und sage: Wenn die Mehrkosten einen Tunnel nicht zulassen, dann lass' ich eben die Finger von dem ganzen Projekt." "Ich kann verstehen, dass Sie nicht begeistert sind", sagte Rolf Tups, Verkehrsexperte der CDU-Ratsfraktion. Um den Verkehrskollaps zu verhindern und Autofahrer zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bringen, müsse man aber ein attraktives ÖPNV-Angebot machen. Das sieht auch Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher so: "Denken Sie an die enorme Entlastung der überfüllten Straßen."

Für CDU-Ratsherr Andreas-Paul Stieber "ist der Tunnel zwar der Favorit. Ob er aber auch tatsächlich machbar ist, ist eine andere Frage". Anders argumentierte dagegen Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses: "Jeder Stadtteil hat spezifische Probleme." Wenn aber die Alternative sei, die U 81 gar nicht zu bauen, "kann ich das nicht mittragen". Außerdem könnten Tausende Radfahrer und Fußgänger die Brücke nutzen. "Wirksamer Lärmschutz bei einer Hochtrasse ist schwierig. Die wirkt wie ein Resonanzboden", sagte dagegen Hermann Künne, der mit seiner Familie an der Lilienthalstraße wohnt.

Klaus-Jürgen Wienrich gehört zu den Befürwortern der U81: "Es gibt keinen Flughafen von internationaler Bedeutung, der nicht vernünftig mit ÖPNV angebunden ist." Auch Anwohnerin Inge Schäfer meint: "Grundsätzlich glaube ich schon, dass die U81 wichtig ist." Sie und viele ihrer Nachbarn haben jedoch "eine Grundskepsis" bei Lärmschutz-Zusagen: "Bei der A 44 hat man uns auch Flüsterasphalt versprochen — passiert ist nichts."

(RP)
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