Düsseldorfer Sven S. Neonazi-Propaganda schon aus dem Kinderzimmer

Düsseldorf · Im Rahmen der Polizeiaktion gegen das rechtsextreme Aktionsbüro Mittelrhein hat die Polizei in Düsseldorf nach RP-Informationen den seit seiner Jugend stadtbekannten Neonazi Sven S. (32) festgenommen. Um die Jahrtausendwende war S. Kopf einer so genannten Freien Kameradschaft Düsseldorf, die aus der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei FAP hervorgegangen war.

 Sven S. bei einem Neonazi-Aufmarsch 2011 in Bielefeld.

Sven S. bei einem Neonazi-Aufmarsch 2011 in Bielefeld.

Foto: imago stock&people

Während er an einem städtischen Gymnasium sein Abitur vorbereitete, betrieb er schon aus dem Kinderzimmer ein Nationales Infotelefon, auf dessen Band er nach dem Sprengstoffanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn, bei dem im Sommer 2000 zehn jüdische Übersiedler aus Russland teils schwer verletzt worden waren, von "Bombenstimmung in Düsseldorf" redete.

Mit seinem "Widerstandsbüro" verbreitete er rechtsextreme Parolen zunehmend übers Internet, musste mehrfach umziehen, weil Aktivisten der Antifa seine Adresse veröffentlicht hatten. S., der bundesweit Kontakte zu führenden Neonazis, darunter Cristian Worch, Jürgen Rieger und dem heute ebenfalls festgenommenen Axel Reitz, pflegte ist vor allem als populistischer Redner bei Demonstrationen gefragt. Sein Talent: Mit rechten Parolen ein Publikum aufhetzen, ohne dabei in strafrechtlich relevante Formulierungen zu verfallen.

In Düsseldorf war er seit einigen Jahren nicht mehr auf der Bildfläche erschienen. Er studierte Informatik in Venlo, arbeitete in Hilden — und hatte enge Verbindungen zum Aktionsbündnis Mittelrhein. Im August 2011 meldete sich Sven S. nach RP-Informationen in Düsseldorf ab und verlegte seinen Wohnsitz nach Bad Neuenahr. Dort wohnte er in dem "Braunen Haus". Bis August 2011 war er in Düsseldorf-Eller gemeldet.

Als vergangenen November etwa 80 Rechtsextreme als "die Unsterblichen" mit Theatermasken und Fackeln durch Kaiserswerth zogen, feierte das Aktionsbündnis Minuten später diesen Umzug auf seiner Internetseite. Die Quelle soll S. gewesen sein, der sich offenbar seit einiger Zeit wieder in Düsseldorf aufhielt — bis ihn am Dienstagmorgen die Polizei abholte. Ob dem 32-Jährigen der Haftbefehl bereits verkündet wurde, konnte die Staatsanwaltschaft Koblenz am Dienstag nicht sagen. Zeit dazu ist bis Mittwochabend.

(jco/csr/jco)
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