Mannesmannufer in Düsseldorf Neuer Name für Straße am Rhein?

Düsseldorf · Vodafone und Vallourec haben das Wort Mannesmann aus dem Namen gestrichen. Da stellt sich die Frage, ob die Adresse "Mannesmannufer" veraltet ist.

Ein Rundgang über den Vodafone-Campus
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Foto: Bretz, Andreas

Das Mannesmannufer am Rhein ist eine der berühmtesten Adressen der Stadt. Ihren Namen erhielt die Straße, die zuvor Berger Ufer hieß, am 1. Juli 1940. Damit wurde einer der bedeutendsten Arbeitgeber Düsseldorfs geehrt. Der große Konzern der Schwerindustrie feierte damals seinen 50. Geburtstag. Bereits seit dem Jahr 1912 hatte dort die Hauptverwaltung der 1893 nach Düsseldorf verlegten Mannesmann-Röhrenwerke ihren Sitz. Die Bezeichnung "Mannesmannufer" war ein Geschenk der Stadt an ein Unternehmen, das Düsseldorf geprägt hat.

Doch der Name Mannesmann ist inzwischen weitgehend Geschichte. Im Jahr 2000 kam es zur dramatischen Wendung. Der britische Mobilfunker Vodafone kaufte in einer spektakulären feindlichen Übernahme das Düsseldorfer Traditionsunternehmen. In der Folge wurde Mannesmann zerschlagen. Das war für viele Mannesmänner schmerzlich. Es galt zuvor als unvorstellbar, dass Mannesmann, Synonym für Düsseldorfer Wirtschaftsleistung, einmal in fremde Hände gelangen könnte. Anfangs noch bemühten sich die diversen Nachfolgegesellschaften, das Erbe Mannesmann im Firmennamen hochzuhalten.

Da gab es Atecs Mannesmann, das an Bosch und Siemens verkauft und teilweise weiter veräußert wurde. Auf die Nutzung des Namens wird heute verzichtet. Nachfolger sind Teile der SMS Group und des Kranbauers Demag. Vodafone führte den Namen Mannesmann zunächst als Beinamen, bis irgendwann der deutsche Mobilfunkmarkt nur noch unter dem Label Vodafone bedient wurde. Einer der letzten mit dem Namen Mannesmann im Logo war Vallourec & Mannesmann Tubes, die in Rath und im Düsseldorfer Süden bis heute große Werke mit tausenden Arbeitern unterhalten. Doch diese Woche gab die französische Mutter Vallourec wenig überraschend bekannt, den Zunamen Mannesmann bis Ende 2014 streichen zu wollen. Dann bleibt nur noch die Salzgitter AG, die als letzte die Rechte am Firmennamen hat. Eine große Firmenzentrale oder eine Produktion in Düsseldorf hat Salzgitter Mannesmann nicht.

Da stellt sich die Frage, warum das Mannesmannufer noch so heißt, obwohl Mannesmann de facto Geschichte ist. Eine solch prominente Adresse nach einem Konzern zu benennen, den es im Grunde in Düsseldorf unter diesem Namen nicht mehr gibt, ist zumindest diskutabel. Vor sechs Jahren verkündete etwa ThyssenKrupp, seinen Verwaltungssitz aus der Landeshauptstadt abzuziehen und nach Essen zu verlegen. Das führte damals zu viel Ärger und teilweise üblen Beschimpfungen. Tatsache ist: Die nach dem Konzern benannte August-Thyssen-Straße wird bald schon Geschichte sein. Die Adresse wird in "Dreischeibenhaus" umbenannt, das ist beschlossen.

Dem heutigen Mannesmannufer könnte dann eine andere bedeutende Institution oder Person mit Düsseldorf-Bezug Pate stehen. So wird in einflussreichen Kreisen seit langem nach einem geeigneten Ort für eine Adresse gesucht, die nach dem verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin benannt wird. Und die Fußballfreunde in der Stadt wollen dringend eine Straße, die an Toni Turek erinnert.

Die Mannesmänner schmerzt die Vorstellung, der Name am Ufer könnte verschwinden. Vallourec-Deutschlandchef Norbert Keusen, seit Jahrzehnten bei Mannesmann, sagt: "Den Namen des Ufers darf man nicht ändern. Mannesmann ist Düsseldorfer Geschichte und hat die Stadt weltbekannt gemacht." Die alten Mannesmänner werden ihm zustimmen. Doch fragt man Menschen unter 40 nach Mannesmann, dann verbinden die Älteren damit Handys, und die jüngeren meist gar nichts mehr.

(RP/top)
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