Bilker Arcaden Nicht gebaut, schon verkauft

Düsseldorf · Am Bilker Bahnhof sind die Abrissbagger am Werk, doch die Arcaden haben bereits den Besitzer gewechselt und gehören dem kanadischen Investor Ivanhoe Cambridge. Politiker fürchten, dass die Karten neu gemischt werden.

Baubeginn an den Bilker Arcaden
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Foto: rpo/ms

Gerechnet hatten alle damit, dennoch schlug die Nachricht gestern ein wie eine Bombe: Der Essener Projektentwickler mfi hat die Mehrheit an den Bilker Arcaden, die er Düsseldorf Arcaden nennt, an den kanadischen Immobilieninvestor Ivanhoe Cambridge verkauft. Die Nordamerikaner hätten 92,5 Prozent an der Gesellschaft mfi Düsseldorf Arcaden KG erworben, bestätigte Sprecherin Petra Richter gestern auf Anfrage. mfi halte 7,5 Prozent, baue, konzipiere die Arcaden und sei verantwortlich für das Center-Management. Es handle sich um die vierte lokale Partnerschaft dieser Art mit den Kanadiern.

Interessant ist nun die Frage, inwiefern die Verträge zwischen Stadt und mfi auch für Ivanhoe Cambridge gelten. Den genauen Inhalt kennen nur die Vertragspartner, aber es soll darin vereinbart worden sein, dass eine Verkaufsfläche von 24500 Quadratmetern nicht überschritten werden darf, und dass, falls es doch passiert, Strafen von 1,2 Millionen Euro je 1000 Quadratmeter fällig werden. Zudem wird der Investor zum Rückbau verpflichtet. Das Misstrauen war dennoch nie ganz ausgeräumt, denn mfi hatte sich stets geweigert, die Bruttogeschossfläche von 48500 Quadratmetern zu reduzieren. Damit bliebe, so Skeptiker, ein Kubus mit unüblich viel Luft drin.

"Es tritt jetzt das ein, was ich vor einem halben Jahr angekündigt habe", sagt FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und verweist auf ein Gutachten, das die Verwaltung auf Antrag der FDP in Auftrag gegeben hatte.

Daraus ging hervor, dass schuldrechtliche Vereinbarungen zwischen zwei Parteien ausschließlich Rechte und Pflichten im Verhältnisdieser zwei Vertragspartner begründen. Ändere sich der Vertragspartner, in diesem Fall von mfi zu Ivanhoe Cambridge, hänge es ausschließlich von der Stadt ab, ob der neue Mehrheitseigentümer auch schuldrechtlich in den Vertrag einsteigt. "Das bedeutet", so Strack-Zimmermann, "dass der neue Investor mit der Stadt neu verhandeln kann." Vielleicht nicht gleich, sondern erst in ein paar Jahren. "Aber der große Kubus steht ja schon."

Fest steht, dass Ivanhoe Cambridge, spezialisiert auf Pensionsfonds, mit der Mehrheitsübernahme die Rechtsnachfolge von mfi antritt. "An allen mit der Stadt geschlossenen Verträgen ändert sich jedoch absolut nichts", versichert mfi-Sprecherin Richter. Es handle sich um einen hoch seriöses Unternehmen, das es sich nicht leisten könne, Verträge zu missachten. "Ivanhoe muss alle Rechte und Pflichten übernehmen", sagt Planungsdezernent Gregor Bonin. Daran hat CDU-Fraktionschef Dirk Elbers keine Zweifel: "Ich bin nicht beunruhigt, alles ist rechtens."

Grünen-Sprecher Günter Karen-Jungen fordert Einsicht in die Verträge. Gudrun Hock (SPD) reagiert mit Empörung: "Das Volk wird hinters Licht geführt mit einer Dreistigkeit, dass einem der Atem stockt."

(RP)
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