Brandstiftung im Kö-Bogen Düsseldorf Passant gab mysteriösen Zettel weiter

Düsseldorf · Weil die Polizei einen Anschlag mit politischem Hintergrund nicht ausschließen kann, ermittelt auch der Staatsschutz bei der Brandstiftung im Düsseldorfer Kö-Bogen. Unklar ist weiter der Absender des gefundenen Schreibens mit der kapitalismusfeindlichen Parole.

Nur wenige Tage nach einem Brand im neu gebauten Düsseldorfer Prestigeobjekt Kö-Bögen schließen Experten sowohl einen technischen Defekt, eine Unachtsamkeit oder eine andere Form der Fahrlässigkeit aus. "Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist von einer vorsätzlichen Tat auszugehen", sagte ein Polizeisprecher.

In die Ermittlungskommission Kö-Bogen hat die Kriminalpolizei neben Brandexperten auch Beamte des Polizeilichen Staatsschutz-Kommissariats eingebunden. Sie gehen der Spur einer ominösen Postkarte nach. Das laminierte Stück Papier in der Größe einer Postkarte mit der Aufschrift "Fucking System" (frei übersetzt: Scheißsystem) — einer in kapitalismuskritischen Kreisen nicht ungebräuchlichen Parole — war während des Feuerwehreinsatzes in der Nähe des Brandortes entdeckt worden.

Ein bisher unbekannter Passant soll es nach Informationen unserer Redaktion einem Arbeiter gegeben haben. Dann soll es durch die Hände mehrerer Feuerwehrleute (die zu dieser Zeit alle mit dem Löschen des Feuers beschäftigt waren) schließlich zur Kriminalpolizei gelangt sein. Ersten Erkenntnissen der Staatsschützer zufolge könnte die Karte bereits vor einigen Tagen in der Nachbarschaft des Kö-Bogens aufgetaucht sein, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa. So habe im nahen Steigenberger Parkhotel unlängst eine Veranstaltung der Kö-Bogen-Betreiber stattgefunden, gegen die es Proteste gegeben habe. "Möglicherweise stammt der Zettel auch noch von dieser Veranstaltung."

Die Überprüfung möglicher politisch motivierter Hintergründe sei jedoch nur ein Aspekt unter vielen, denen die Ermittlungskommission derzeit nachgehe, betonte der Polizeisprecher. "Wir lassen das sicher nicht außer Acht, aber der Zettel steht für uns nicht im Vordergrund." In der Hauptsache bestehe der Verdacht einer besonders schweren Brandstiftung. Was auch immer der Grund für die Tat gewesen sein mag — der Täter hat damit die Menschen, die im Gebäude beschäftigt waren, in Lebensgefahr gebracht. Bei dem Löscheinsatz waren zudem zwei Feuerwehrleute verletzt worden.

Brand an mehreren Stellen gelegt?

20 Tage vor der Eröffnung der beiden von Daniel Libeskind entworfenen Gebäude am nördlichen Ende der Kö war am frühen Freitagmorgen in den Geschäftsräumen eines Herrenausstatters das Feuer ausgebrochen. Es hat nach Schätzung von Fachleuten einen Schaden von rund einer halben Million Euro angerichtet. In dem Laden, der sich auf 200 Quadratmeter über zwei Etagen erstreckt, sollen Feuerspuren an drei Stellen besonders heiß gewesen sein. Das könnte darauf hindeuten, dass der Brand an mehreren Stellen gleichzeitig gelegt worden ist. Dazu wollen sich die Ermittler derzeit aber noch nicht äußern. Auch die Frage nach dem Einsatz von Brandbeschleunigern ließ der Polizeisprecher unbeantwortet.

Fachleute gehen allerdings davon aus, dass der Brandstifter Hilfsmittel eingesetzt haben muss. Denn sonst hätte das Feuer nicht in relativ kurzer Zeit ein derart großes Ausmaß erreichen können — zumal auf der Baustelle auch in der Brandnacht zahlreiche Arbeiter beschäftigt waren. Die hatten den Brand um 3.35 Uhr auch der Feuerwehr gemeldet. Bei deren Eintreffen wenige Minuten später hatten die Flammen bereits zwei Etagen erfasst.

Bei Temperaturen von über 1000 Grad wurde das fast fertige Geschäft völlig zerstört. Mindestens ein weiterer Laden wurde beschädigt, etliche Räume und Fenster waren von Rauch und Ruß in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Sprinkleranlage war wegen der laufenden Bauarbeiten noch nicht in Betrieb.

Die Staatsanwaltschaft hat gestern eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise auf die Brandstifter ausgelobt.

(RP)
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