Pfleger verabreichte Medikamente Patient in Lebensgefahr

Düsseldorf · Eigenmächtig verabreichte ein Pfleger der Uniklinik einem herzkranken 43-Jährigen Schlaf- und Schmerzmittel. Der Mann erlitt einen Hirninfarkt. Nun untersucht die Ärztekammer, ob dieser mit dem Medikament zusammenhängt.

 Nachdem ein Pfleger einem Patienten ohne ärztliche Anweisung Medikamente verabreicht hatte, übergab die Klinik den Fall der Ärztekammer zur Untersuchung.

Nachdem ein Pfleger einem Patienten ohne ärztliche Anweisung Medikamente verabreicht hatte, übergab die Klinik den Fall der Ärztekammer zur Untersuchung.

Foto: RP/Andreas Bretz

Gerade noch mit dem Leben davongekommen ist ein Patient des Universitätsklinikums. Nach einer Herzoperation hatte ein Pfleger der chirurgischen Intensivstation der Uniklinik dem schwer herzkranken Mann Schmerz- und Schlafmittel verabreicht. Ohne dafür eine ärztliche Anweisung zu haben. Der 43-jährige Patient erlitt einen Kreislaufzusammenbruch und musste wiederbelebt werden. Bei einer Untersuchung mit dem Computertomographen stellten die Ärzte fest, dass der herzkranke Mann zudem einen Hirninfarkt gehabt hatte. Was der Kreislaufzusammenbruch und die Medikamente mit diesem zu tun haben, muss geklärt werden.

Das Universitätsklinikum hat den Fall daher zur Untersuchung an die Gutachterkommission der Ärztekammer weitergegeben. Der Klinik-Vorstand geht offensiv mit dem Vorfall um: "Wir wollen wissen, wie die einzelnen Ereignisse - also Medikamentengabe, Kreislaufzusammenbruch und Hirninfarkt - zusammenhängen", erläuterte die Sprecherin der Klinik, Susanne Dopheide, gestern. "Und wir halten es für besser, dass das ein unabhängiger Dritter untersucht."

Der Pfleger arbeitete bereits seit zwölf Jahren als Pfleger und seit vier Jahren als Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege auf der chirurgischen Intensivstation. Was ihn zu der eigenmächtigen Tat bewog, ist derzeit noch unklar.

Klar ist indes, dass die Menge und die Kombination der Medikamente, die er dem Patienten unbefugt verabreichte, viel zu stark war. "Die Medikamente wie auch ihre Menge waren deutlich zu hoch, um nur das Einschlafen zu erleichtern", sagte Benedikt Pannen, Direktor der Klinik für Anästhesiologie. "Es handelte sich um Narkosemittel, und zwar um keine ungewöhnlichen. Jemand mit so viel Berufserfahrung kann die eigentlich nicht unterschätzen." Pannen betonte zudem, dass ein Pfleger zu keinem Zeitpunkt Medikamente verabreichen dürfe, ohne die schriftliche Anordnung eines Arztes dazu zu haben. Ob der Pfleger den Kreislaufzusammenbruch des Kranken mit den Medikamenten absichtlich provoziert hat, kann der Anästhesist sich nicht vorstellen: "Das zu behaupten, wäre reine Spekulation." Möglich wäre, dass der Pfleger nicht wusste, dass die Mittel, die er dem Patienten gab, unterschiedlich stark wirken, je nachdem, wie schnell sie verabreicht werden.

Der Patient ist der Uniklinik zufolge inzwischen auf dem Weg der Besserung. Der Pfleger hat von sich aus gekündigt; warum er aber dem Kranken die Medikamente verabreichte, ohne sich die verpflichtende Anweisung eines Arztes zu holen, sagte er nicht.

Die Uniklinik hat dennoch bislang keine Strafanzeige gegen ihn gestellt. "Wir werden zuerst das Ergebnis der Untersuchung abwarten", so Sprecherin Dopheide. "Ob wir ihn dann anzeigen, werden wir frühestens danach entscheiden."

(RP)
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