Düsseldorfer Landgericht Prozess um Hasch-Anbau im Bunker

Düsseldorf · Drei Männer und eine Frau aus Vietnam stehen seit Donnerstag vor dem Landgericht, weil sie im alten Hochbunker in Gerresheim 3000 Hasch-Pflanzen gezüchtet haben. 160 Kilo der Droge waren erntereif und hätten mehrere Millionen Euro gebracht. Gegen die Hintermänner wird noch ermittelt.

Düsseldorf: Haschisch-Plantage in Bunker
25 Bilder

Düsseldorf: Haschisch-Plantage in Bunker

25 Bilder

Vor dem Landgericht wird seit Donnerstag gegen vier aus Vietnam stammende Angeklagte verhandelt, weil sie in einer der größten Cannabis-Plantagen, die je in NRW entdeckt wurden, bis März rund 3000 Pflanzen betreut und zur Erntereife gebracht haben. Erst bei einer Razzia gegen Mitglieder einer Rockerbande, die im selben Bunker ein Lokal betrieben, war die Polizei zufällig auf die Plantage gestoßen.

Den erwischten Gärtnern wird jetzt gewerbsmäßiger und bandenmäßig organisierter Groß-Anbau von Rauschgift vorgeworfen. Jedem drohen mehrjährige Haftstrafen. Die Angeklagten sind offenbar über Monate hinweg von Hintermännern wie Sklaven gehalten, eingesperrt, ausgebeutet und zum Drogenanbau unter lebensgefährlichen Bedingungen gedrängt worden. Dieses erste Fazit ergab der Prozessbeginn gegen die Drogengärtner, die zwischen 27 und 44 Jahre alt sind und fast alle als Flüchtlinge illegal in Deutschland gelandet waren.

Sie wollen gestehen und schnell zu ihren Familien heimkehren nach Asien. Das haben alle vier Angeklagten erklärt. Drei waren mit Hilfe von Schlepperbanden für 11 000 Dollar pro Kopf über Russland und Polen illegal nach Deutschland geschleust worden — in der Hoffnung, hier genug Geld zu verdienen, um ihre Familien zu unterstützen. Der mit 27 Jahren jüngste Angeklagte war als "boat-people"-Flüchtling über Indonesien und Thailand in die Niederlande gekommen, zuletzt arbeitslos gemeldet und soll laut Anklage die Landsleute in der Bunkerplantage mit Nahrung versorgt und betreut haben.

In kärglichen Unterkünften in der fensterlosen Hasch-Aufzucht mussten die Züchter monatelang vegetieren, in einem verwinkelten Bunkerlabyrinth, das sich über zwei Etagen und neun Räume hinzog - und in dem 170 Glühbirnen á 600 Watt rund um die Uhr brannten. Kilometerlange Elektrokabel waren teils ohne Isolierung verlegt, der Strom war vom Hauptstromzähler illegal abgezweigt.

So abgeschottet und zudem eingesperrt von Helfern, die sich tageweise um die Drogengärtner kümmerten, lebten die Vietnamesen zwischen tausenden von erntereifen Pflanzen. Und doch ist die Polizei erst bei einer zweiten Razzia im Bunker, die wegen der dortigen Rockerbande durchgeführt wurde, auf die Riesenplantage gestoßen. Ebenfalls unvorstellbar: Nach bisherigem Ermittlungsstand hatten noch nicht mal die Rocker im Bunker-Erdgeschoss von der florierenden Drogenplantage in der fünften und sechsten Etage des Gebäudes etwas bemerkt.

Wie die 44-jährige Frau gestern als erste Angeklagte aussagte, sollte sie für ihre Pflanzenaufzucht monatlich 1000 Euro bekommen, die direkt an ihre vielköpfige Familie nach Vietnam fließen sollten. Ob dieses Geld aber je dort ankam, ist ungewiss.

Sicher ist dagegen, dass die Ermittlungen zu den Hintermännern der Haschisch-Großplantage noch andauern. Für den Prozess gegen die erwischten und jetzt in U-Haft sitzenden Drogengärtner sind bisher drei Verhandlungstage bis Ende August geplant.

(ila/top/jco/ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort