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Rheinoper Düsseldorf: Ende der szenischen Aufführung des "Tannhäuser" Regisseur entsetzt über Absetzung

Düsseldorf · Die Rheinoper zieht Konsequenzen aus den heftigen Reaktionen auf die "Tannhäuser"-Inszenierung von Burkhard C. Kosminski: Ab Donnerstag Abend ist das Stück in Düsseldorf nur noch konzertant zu erleben, die szenische Umsetzung wurde damit nach nur einer Aufführung abgesetzt. Regisseur Kosminski zeigte sich entsetzt.

Eklat bei "Tannhäuser"-Premiere in Düsseldorf
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Eklat bei "Tannhäuser"-Premiere in Düsseldorf

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Kosminski hatte die romantische Oper von Richard Wagner in die Nazi-Zeit verlegt, was am Premierenabend zu starken Protesten von Teilen des Publikum geführt hatte. Bereits während der Aufführung hatte es zahlreiche Buhrufe gegeben, auch hatten Menschen den Saal verlassen. Einige Zuschauer klagten hinterher über psychische und physische Probleme. Diese wurden vor allem durch eine drastische Erschießungsszene im Stück ausgelöst, bei der eine ganze Familie in realistischer Darstellung exekutiert wird.

Regisseur Burkhard C. Kosminski reagierte auf die Entscheidung der Rheinoper entsetzt. "Ich bin vollkommen geschockt - vor allen Dingen über die Begründung. Es kann doch nicht sein, dass diese Art von Zensur stattfindet", sagte Kosminski dem "Mannheimer Morgen" am Freitag.

Er habe beim Intendanten des Düsseldorfer Oper, Christoph Meyer, den Wunsch geäußert, "in eine sachliche Diskussion einzusteigen und dadurch die in beide Richtungen aufgebrachten Gemüter zu beruhigen". Der Vorschlag sei nicht gehört worden.

"Nach Abwägen aller Argumente sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir eine solch extreme Wirkung unserer künstlerischen Arbeit nicht verantworten können", erklärte gestern die Rheinoper zu ihrer Entscheidung. "Ein völlig unverändertes Weiterspielen dieser Produktion ist uns vor diesem Hintergrund nicht möglich."

Der Intendant der Rheinoper, Christoph Meyer, hatte bereits zuvor gesagt, dass für ihn das Wohl der Zuschauer an erster Stelle stehe. In einem langen Telefonat hatte er mit dem Regisseur und Mannheimer Theaterleiter Kosminski Möglichkeiten diskutiert, wie einzelne Szenen abgeändert werden könnten. Dies hatte der Regisseur aber aus künstlerischen Gründen abgelehnt.

"Selbstverständlich haben wir auch aus rechtlichen Gründen die künstlerische Freiheit des Regisseurs zu respektieren", erklärte dazu die Rheinoper und entschied sich für die rein musikalische Aufführung des "Tannhäuser" zu den noch angesetzten Terminen. Bereits gekaufte Tickets können umgetauscht werden.

Düsseldorfs Kulturdezernent, Hans-Georg Lohe (CDU), sagte, die Absetzung der szenischen Aufführung sei eine Entscheidung, die allein die Oper treffen müsse und die er respektiere. "Die Verantwortlichen werden das sehr genau abgewogen haben", so Lohe. Musikalisch habe sich der Premierenabend auf sehr hohem Niveau bewegt, darum lohne auch der Besuch der konzertanten Aufführung.

Dagegen sagte die Intendantin des Düsseldorfer Altstadtherbstes, Christiane Oxenfort, man habe die Inszenierung entweder vor der Premiere absagen oder nun weiterspielen müssen. "Theater darf auch negativ berühren", so Oxenfort. Jeder Zuschauer müsse selbst entscheiden, ob er sich die Inszenierung zumuten wolle oder nicht. "Man kann einen Opernsaal ja auch verlassen", so Oxenfort.

Auch der Vorsitzende des Düsseldorfer Schauspielhaus-Freundeskreises, Hans-Michael Strahl, der den Premierenabend besucht hat, findet es schade, dass sich nun niemand mehr selbst eine Meinung zu der Inszenierung bilden könne. Strahl hatte sich bereits zuvor begeistert über den "Tannhäuser" geäußert, weil sich die Inszenierung in packender Weise mit dem Motiv der Schuld auseinander setze. Allerdings räumte auch Strahl ein, dass es Sache der Oper sei, abzuschätzen, ob sie die Inszenierung mit ihrer starken psychischen Wirkung weiter verantworten könne.

Die Rheinoper wies in ihrer Stellungnahme noch einmal darauf hin, dass der Intendanz die Brisanz der Inszenierung von Anfang an klar gewesen sei. Man habe damit gerechnet, dass der Abend kontrovers aufgenommen werden könnte. "Mit allergrößter Betroffenheit" wolle man aber nun darauf reagieren, "dass insbesondere die sehr realistisch dargestellte Erschießungsszene für zahlreiche Besucher offenbar sowohl psychisch als auch physisch zu so starken Belastungen geführt haben, dass diese Besucher sich im Anschluss in ärztliche Behandlung begeben mussten."

(RP/anch)
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