Reisholzer Hafen in Düsseldorf "Reisholzer Hafen als Jobmaschine"

Düsseldorf · Klaus Mauersberger (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, spricht über einen möglichst schnellen Ausbau des Reisholzer Industriehafens, den Erhalt der Künstlerkolonie, den Schutz der Schwarskehlchen auf dem Areal und den Vorsprung der Holländer.

 Klaus Mauersberger zu den Bedenken beim Hafenausbau: "Nur wenige Anwohner sind direkt betroffen.“

Klaus Mauersberger zu den Bedenken beim Hafenausbau: "Nur wenige Anwohner sind direkt betroffen.“

Foto: Endermann, Andreas

Herr Mauersberger, das Thema Ausbau des Reisholzer Hafens spaltet die Stadt. Wir möchten von Ihnen wissen: Was spricht dagegen?

Reisholzer Hafen in Düsseldorf: "Reisholzer Hafen als Jobmaschine"
Foto: neuss-düsseldorfer häfen

Mauersberger Gegen einen Ausbau des Hafens spricht aus meiner Sicht rein gar nichts. Wir müssen nur den Menschen genau erklären, was die Vorteile sind. Viele verkennen die Bedeutung der Binnenschifffahrt für Nordrhein-Westfalen — unsere Straßen sind voll, und auf dem Rhein sind noch große Kapazitäten frei. Sie sprechen von NRW, sind aber Düsseldorfer Kommunalpolitiker.

Was bedeutet der Hafenausbau für die Stadt?

Mauersberger Stellen Sie sich vor, der Hafenausbau in Reisholz kommt nicht und die großen Seehäfen wie Rotterdam wachsen wie geplant. Dann rollen in naher Zukunft mehr als doppelt so viele Lkw über die Straßen Richtung NRW und Düsseldorf. Das wäre nicht nur für die Pendler, die hier arbeiten, fatal. Und außerdem, wer weiß, ob Firmen wie Henkel, BASF oder Demag, die schon heute vom Reisholzer Hafen abhängen, ihren Standort im Düsseldorfer Süden ohne einen Hafenausbau überhaupt langfristig beibehalten könnten. Der globale Wettbewerb ist sehr hart.

Über den Standorterhalt entscheiden wirtschaftliche Faktoren ...

Mauersberger Das ist es ja. Der Transport von einem Container mit dem Lkw von einem holländischen Hafen nach Benrath kostet 450 Euro. Auf dem Schiff kann der Container die Strecke für 250 Euro zurücklegen. Teuer macht den Transport vor allem ein häufiger Umschlag.

Aber die Gegner eines Ausbaus des Reisholzer Hafens sagen, es sei sinnvoller, alles an einem großen Hafen zu konzentrieren, und nicht in jeder Stadt am Rhein eine eigene Lösung zu finden. Mit Duisburg haben wir den größten Binnenhafen Europas direkt vor der Tür.

Mauersberger Die Kapazitäten des Duisburger Hafens können die erwarteten Mengen an Güterströmen aus den niederländischen und belgischen Häfen allein nicht aufnehmen. Außerdem ist es wichtig, dass die Binnenschiffe so weit es geht, den Rhein aufwärtsfahren, um den Verkehr von der Straße zu holen. Und Düsseldorf ist nun einmal stromaufwärts gelegen.

Köln liegt noch weiter stromaufwärts. Warum lassen wir die Binnenschiffe dann nicht gleich bis Basel durchfahren?

Mauersberger Die aktuell effektivste Möglichkeit der Binnenschifffahrt auf dem Rhein sind die Schiffe der so genannten Jowi-Klasse. Die können zwar bis zu 500 Container aufnehmen, aber eben nicht den kurvenreichen Mittelrhein passieren. Wir entlasten die Straßen effektiv, wenn wir solche Jowi-Schiffe im neuen Reisholzer Hafen löschen und die Waren oder Container auf kleinere Schiffe umladen, die auch die Loreley umschiffen können.

Wirtschaftsförderer anderer Städte sind nicht besonders scharf darauf, sich einen solchen Logistikstandort in die eigene Stadt zu holen, weil die Logistik viel Verkehr und wenig Arbeitsplätze bringt.

Mauersberger Das teile ich so nicht. Logistik ist notwendig und schafft auch Jobs. Und obendrein soll in Reisholz ja kein reiner Containerhafen entstehen. In der Projektidee ist auch von Schüttgutumschlag und vor allem einer effizienten logistischen Anbindung an Schiene und Straße die Rede. Das bringt viele Chancen für ansässige und neue Unternehmen mit der entsprechenden Anzahl an Jobs. Und denken Sie mal an die vielen Beschäftigten von Henkel, BASF, Demag und Co im Düsseldorfer Süden. Der neue Reisholzer Hafen wäre ein Standortplus, das die Firmen im Süden dringend brauchen. Noch so ein Weggang wie der von ThyssenKrupp-Nirosta wäre nicht gut für den Süden Düsseldorfs.

Düsseldorf ist eine der flächenmäßig kleinsten Großstädte. Warum muss man die Freifläche in Reisholz unbedingt zubauen — obendrein mit Industriebetrieben? Warum baut man dort keine Wohnungen. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp.

Mauersberger Mal ehrlich, die Flächen auf dem Gelände des Reisholzer Hafens sind ödes Brachland. Obendrein sind Teile des Geländes durch eine frühere Raffinerie verseucht. Dort Wohnungen zu bauen, erscheint mir wenig sinnvoll. Außerdem ist es ein ausgewiesenes Industriegebiet. Düsseldorf braucht die Industrie. Wir sind auch eine Industriestadt.

Sagen sie das auch den Anwohnern?

Mauersberger Zunächst einmal sind nur wenige Anwohner direkt betroffen. Und wenn man deren Bedenken ernst nimmt und sie frühzeitig einbindet, so wie es der Industriekreis und die Projektbeteiligten bisher tun, wird es Lösungen geben.

Auf dem Gelände ist auch eine Künstlerkolonie, die gerne bleiben möchte und große Sympathien in der Stadt erhält.

Mauersberger Es wäre schön, wenn die dort bleiben könnten und vielleicht sogar eingebunden würden. Sie sind eine echte Bereicherung. Eine lebendige Szene und ein Industriehafen müssen sich doch gar nicht ausschließen. Denken sie an den Hamburger Hafen — das ist ein richtiges Szeneviertel.

Naturschützer zeigen sich zwar grundsätzlich kompromissbereit, was den Hafenausbau angeht, sie haben aber untersucht, dass mit der Zauneidechse und dem Schwarzkehlchen zwei seltene Tierarten auf dem Areal zu Hause sind.

Mauersberger Man muss dieses Problem ernst nehmen und sich im Vorfeld Gedanken machen, wie man an anderer Stelle geeignete Ausgleichsmaßnahmen darstellen kann. Ich bin überzeugt, dass man durch die frühe Einbindung der Naturschutzverbände tragfähige Lösungen im Sinne der bedrohten Tierarten findet.

Die SPD hat in der Ratssitzung angefragt, wie es weitergeht im Reisholzer Hafen. Ein versteckter Vorwurf, dass es nicht schnell genug geht?

Mauersberger Der Reisholzer Hafen ist ein Leuchtturmprojekt innerhalb des Masterplans Industrie. Oberbürgermeister Elbers hat ihn zur Chefsache erklärt. Gerade erst hat er sich in Holland moderne große Häfen selbst angesehen.

Sind die Niederländer weiter als wir?

Mauersberger Sie haben bereits mit dem Bau von Containerterminals auf der wichtigen Route zwischen den Nordseehäfen und der Rhein-Ruhr-Schiene begonnen. Wenn wir uns mit dem Ausbau nicht beeilen, haben wir die Güter auf unseren Straßen. Und dann gibt es einen Kollaps auf den NRW-Autobahnen.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch.

(RP)
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