Tanztrends Rollator-Tanz soll Senioren fit machen

Düsseldorf · Marius Riedel sind Rollatoren fremd. Der 21-jährige Tanzlehrer ist noch jung, fit und agil. Dennoch läuft er mit einem Rollator – mitten auf dem Internationalen Tanzlehrerkongress (Intako) im Maritimsaal des gleichnamigen Hotels am Flughafen.

Internationaler Tanzlehrerkongress 2011
12 Bilder

Internationaler Tanzlehrerkongress 2011

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Marius Riedel sind Rollatoren fremd. Der 21-jährige Tanzlehrer ist noch jung, fit und agil. Dennoch läuft er mit einem Rollator — mitten auf dem Internationalen Tanzlehrerkongress (Intako) im Maritimsaal des gleichnamigen Hotels am Flughafen.

Viele Senioren schrecken vor dem rollenden Gehhelfer zurück. Der Allgemeine Deutsche Tanzlehrer-Verband (ADTV) möchte dies nun mit der Einführung einer Innovation verändern: dem Rollator-Tanz.

Die Rollatoren mit vier Rädern und integriertem Sitz kommen ursprünglich aus Schweden. Seit 1990 erleichtern sie auch deutschen Senioren die Mobilität im Alltag. In den Niederlanden nutzt man sie schon länger als Tanzgerät. Von dort hat ADTV-Präsidentin Cornelia Wilius-Senzer die Idee mitgebracht und dann den Modellversuch gestartet.

"Sehr schnell zeigte sich, dass man mit dem Rollator sehr gut tanzen kann", resümiert sie die Modellversuche in drei deutschen Altenheimen. "Sobald die Musik lief, kam etwas ins Rollen. Die Augen der Menschen gingen auf. Das war so schön."

Der erfolgreiche Modellversuch gab den Ausschlag dafür, das Projekt auszuweiten. "Wir wollen ein Tabu brechen", begründet Wilius-Senzer die Entscheidung, den Rollator-Tanz nun auch auf dem Internationalen Tanzlehrer-Kongress vorzustellen.

Schon vor dem Beginn der 45-minütigen Fortbildungseinheit sind die Tanzlehrer ganz aufgeregt. Ein Hauch von Aufbruch scheint in der Luft zu liegen. Dazu grenzenlose Neugier auf den ungewohnten Umgang mit dem Rollator. Vor allem viele junge Tanzlehrer scharen sich so um die 20 Rollatoren, die Tanzlehrerin Sylvia Scheerer extra für den Selbstversuch mitgebracht hat. Ganz vorne mit dabei ist auch Marius Riedel.

"Ich beginne eine Rollator-Tanzstunde immer im Sitzen", ruft Sylvia Scherer ihren Kolleginnen und Kollegen zu. Seit zwei Jahren unterrichtet und konzipiert sie den Rollator-Tanz in ihrer Heimat bei Ludwigsburg, indem sie zu Hause auch selbst mit dem Rollator übt und die Folgen durchgeht. Auch der persönliche Kontakt zu den Tanzschülern im höheren Alter sei sehr wichtig. Wie sie sagt, hätten viele von ihnen aus den verschiedensten Gründen ein sehr großes Bedürfnis nach Kommunikation.

Zum Aufwärmen startet sie mit einer Rollator-Polonäse zu Marschmusik. Danach wird richtig getanzt. Erst ein Walzer, danach die Samba. Das geht allein oder auch paarweise. Die Schritte sind die Gleichen — egal ob mit oder ohne Partner. Sie können jedoch nach den körperlichen Fähigkeiten variiert und vereinfacht werden.

Den Tanzlehrern gefällt es: "Ich finde es gut, dass es endlich etwas für ältere Menschen gibt", sagt Sascha Schlenz. Wie die Tanzlehrer ihren Spaß finden, so blühten auch die Senioren in den Rollator-Tanzstunden auf: "Die Senioren kommen mit einem vollen Kopf und können sich nicht so gut bewegen", sagt Sylvia Scheerer. Durch das Lachen und die Bewegung ändere sich das. Tanzen sei ein Komplettpaket für die Vitalität im Alter: "Es macht Spaß, bringt die Leute zusammen und macht den Kopf frei. Zudem schützt es vor Stürzen", so Scheerer. "Darum liebe ich den Rollatortanz."

Auch Marius Riedel ist dem Rollator näher gekommen. "Ich könnte mir vorstellen, den Rollator-Tanz zu unterrichten." Zwar gäbe es schon zwei bis drei Senioren-Paare in seinen Tanzstunden. Dennoch könne er mit dem Tanz viel mehr von ihnen erreichen. "Vor allem diejenigen, die alleinstehend sind."

Auch seiner Großmutter würde er den Rollator nach dem positiven Selbstversuch aus einem ganz bestimmten Grund empfehlen. Dieser lautet: "Der Rollator-Tanz macht richtig Spaß."

(RP)
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