Rotlicht-Größe Bert Wollersheim verhaftet Rotlicht Betrug: 20 weitere Opfer melden sich

Düsseldorf · Zwei Tage nach einer Reihe von Verhaftungen in der Bordell-Szene haben sich noch 20 Männer gemeldet, die sich betrogen fühlen: Sie waren betäubt und ihre Kreditkarten geplündert worden. Thomas M., einer der Hauptbeschuldigten, war erst im Mai Mitglied der Düsseldorfer Jonges geworden.

Rotlicht-Größe: Das ist Bert Wollersheim
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Foto: RTL II, Good Times TV

In den beiden Tagen seit der Razzia und den Verhaftungen in der Düsseldorfer Rotlicht-Szene haben sich bei der Polizei 20 weitere Männer gemeldet, die als mögliche Opfer der Betrugsmasche gelten können. Wie berichtet, hatte man offenbar in den Betrieben die Kunden gezielt mit K.o.-Tropfen betäubt und dann ihre Kreditkarten geplündert.

Um die Opfer von Strafanzeigen abzuhalten, wurden kompromittierende Fotos gemacht. So jedenfalls die Ermittlungslage laut Polizei. Neben dem Hauptbeschuldigten Thomas M. war auch Düsseldorfs schillerndste Bordell-Größe, Bert Wollersheim, verhaftet worden.

Während der in schriller Aufmachung sein Paradiesvogel-Image mit Protz und Pomp in diversen Privatfernsehformaten pflegte, war sein langjähriger Partner und Geschäftsfreund Thomas M., dem unter anderem die Anteilsmehrheit an den Betrieben an der Rethelstraße gehört, offenbar an einem bürgerlicheren Image interessiert: Vor Monaten hatte er den Aufnahmeantrag bei den Düsseldorfer Jonges gestellt. Wie in dem Verein üblich, war er danach ein Jahr lang Gast in einer Tischgemeinschaft, bevor er dann ordentliches Mitglied wurde. Zwei Mitglieder bürgten für ihn — und in der Mai-Ausgabe der Jonges-Zeitschrift "Das Tor" steht sein Name unter der Rubrik "Neuaufnahmen".

Jonges-Sprecher Werner Schwerter sagte gestern, bei der Aufnahme neuer Mitglieder werde kein polizeiliches Führungszeugnis verlangt (M. ist unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs vorbestraft), man verlasse sich auf die Aussagen der beiden Bürgen. Selbst wenn der Kaufmann (das gab M. als Beruf an) nun verurteilt würde, sei das kein Grund, seinen Ausschluss aus dem Heimatverein zu betreiben. Bei 2600 Mitgliedern könne man Verfehlungen nicht ausschließen. Der erst kürzlich zurückgetretene Jonges-Baas Detlef Parr quittierte die Information gestern mit einem "Auch das noch!" — anspielend auf die Querelen, die den Verein seit Wochen lähmen.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Verhaftung der beiden Bordellbetreiber als Schlag gegen das Organisierte Verbrechen. Sie wirft M. und Wollersheim unter anderem schweren Raub, räuberische Erpressung, schweren Bandendiebstahl und Computerbetrug vor. An den Taten sollen auch Wirtschafter ihrer Bordelle sowie Mitglieder der Geschäftsführung beteiligt gewesen sein. Ermittelt wird gegen ein Netzwerk von insgesamt 80 Personen aus dem Milieu.

Das Ordnungsamt prüft derzeit, ob die Bordelle — neben der berühmten Roten Meile an der Rethelstraße gehören M.s Firma Etablissements an der Worringer und an der Bahnstraße — geschlossen werden müssen. Die Konzession sei aber nicht von den Gesellschaftern abhängig, sondern von der Eignung ihrer Geschäftsführer, heißt es.

An den Innenstadt-Adressen genießen die Betriebe, die teils seit vielen Jahren bestehen, offenbar Bestandschutz. Denn im dortigen Sperrbezirk sind neue Rotlicht- Clubs nicht zulässig. Sie dürfen nur noch in reinen Gewerbegebieten eröffnet werden, heißt es aus dem Bauaufsichtsamt. Aber auch das wird immer öfter durch einen Sperrvermerk im Bebauungsplan ausgeschlossen — so geschehen beim Kö-Bogen.

(RP/jco/csi/ahem/sap/top)
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